Alter Blog

Aus jeder Formulierung quillt Gender-Quark

Im Rahmen der Themenwoche Sexualität hat unser Autor André Rebenow das Buch Die Geschlechterlüge besprochen und mir dazu einen Brief geschrieben, den ich hier mit seiner Genehmigung veröffentliche. Fakt ist: Das ist eines unserer Kernthemen. Die Tatsache, daß jede Äußerung der Konservativen zu Gender-, Partnerschafts- und Familienfragen  öffentlich so affektiert und schrill zerlegt wird, zeigt, daß wir eben noch lange nicht an dem Punkt angekommen sind, der gelegentlich beispielsweise in der Sezession vertreten wird. Wir sind noch lange nicht am End- oder über den Scheitelpunkt hinaus. Wäre dem so, würden die Konservativen nicht bekämpft. Jede qualifizierte Gegenäußerung hat so lange einen Gestaltungsspielraum, wie sie auf mündige Zuhörer trifft und auf vehementen Widerspruch stoßen kann.

Hallo Benjamin,

kurz ein paar Gedanken zum Buch von Cordelia Fine.

Ganz angenehm zu lesen war, daß sie eine Femanzenthese nach der anderen ad absurdum geführt hat. Allerdings von Anfang an mit dem Hintergrund, ihren Gender-Senf loszuwerden. – Ich habe, wenn ich allgemeine Tendenzen heute ansehe, den Eindruck, daß das (radikalisierte) Femanzentum nicht mehr richtig zieht. Ich glaube, daß das gesteuert ist. Denn es folgt der nächste Schritt in der Umerziehung, die massive Verbreitung der Gender-Theorie von der Gleichheit der Geschlechter. Völliger Unsinn, aber Du kennst sicher den Satz: „Du mußt eine Lüge nur oft genug wiederholen. Dann wird, selbst wenn die Wahrheit mal rauskommt, noch genug übrig bleiben.“ Und auf dieser Welle schwimmt Fine mit ihrem Buch.

Im Buch selbst steht eigentlich nicht viel drin. Was sie sagen wollte, hat sie in ihrem Epilog („Und D-E-E-E-H-N-E-N“) auf S. 362-370 gesagt. Den Rest kann man inhaltlich vergessen. Eine Ansammlung von Untersuchungen und Studien, die schön das unhinterfragt wiedergeben, was Fine wünscht. Was sie an Gegenstimmen in ihr Buch aufgenommen hat, ist lachhaft. Und das behandelt sie auch so. Sie macht Gegenstimmen lächerlich, zieht gern über Theorien aus vergangenen Jahrhunderten her, die Frauen bestimmte Fähigkeiten absprachen. Gegenstimmen zum Gender-Unsinn der heutigen Zeit gibt’s nicht.

Was sie vergißt: Selbst, wenn Frauen in bestimmten Bereichen gleiche oder vergleichbare (oder von mir aus auch bessere) Ergebnisse als Männer erreichen, werden sie immer wie Frauen handeln und denken. Umgekehrt werden Männer immer wie Männer denken. Auch, wenn sie die Spüle ausräumen oder das Kind wickeln. Die Qualität, also das WIE? ist anders. Das beinhaltet keine Wertung, sondern ist eine Feststellung, die täglich zu beobachten ist. Aber in einer Zeit, die von Relativismus und Neo-Liberalismus bestimmt wird ist die Frage nach einer Qualität nicht möglich. Es wird nur gefragt nach Quantität, nach Zahlen.

Hintergründe und Ursachen werden nicht angesprochen. Dazu kommt der Feminismus, der in den vergangenen Jahrzehnten u. a. erreicht hat, daß kaum jemand öffentlich ein gutes Haar oder sonstwas Positives an einem Manne lassen kann, ohne als Frauenfeind oder gar Nazi zu gelten.

Man kann bei der Auswahl an Beispielen in Fines Buch von einem gewissen Zweckverhalten ausgehen. Es ist immer vorher schon klar, was am Ende rauskommen soll. Die Auswertung der Ergebnisse ist entsprechend. Von Wissenschaftlichkeit keine Spur.

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben. Aber aus fast jedem Satz und fast jeder Formulierung quillt ihr Gender-Quark, das geht einem bald auf die Nerven.

Schöne Grüße

 

André

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzinfo