Rezension

Batman, eine rechte Ikone (I)

Wie konnte Batman zur rechten Identifikationsfigur werden? Ein Versuch über den vielschichtigsten aller Superhelden.

Daß Batman der Superheld rechter Pop- und Internetkultur geworden ist, ist nicht bloß seinem grimmigen Stil geschuldet. Batman eignet sich wie wenige andere Produkte der Popkultur zur rechten Identifikationsfigur. Vor allem zeichnet dafür Christopher Nolan mit seiner Filmtrilogie verantwortlich, bei der linke Filmkritiker bereits die Rückkehr des Faschismus witterten. Und die Frage: „Batman oder Superman?“, ist in der Tat ein Charaktertest.

Vulgarisierung des amerikanischen Traums

Wenn man sich die Entwicklung dieser Figur über die Jahrzehnte ansieht, ist diese Wendung bemerkenswert. Der frühe Batman des Comicautors Bob Kane war fast so etwas wie eine linke Antithese zum ein Jahr zuvor geschaffenen Superman. Dessen Überlegenheit ist eine Gabe seines kryptonischen Blutes.

Batman hingegen war anfangs eine Vulgarisierung des amerikanischen Traums, falls so etwas überhaupt möglich ist: Ein reicher Amerikaner, wie aus einem Hollywoodstreifen oder den Fieberträumen vom schnellen Erfolg, die auf Ellis Island spukten. Der einzige dunkle Fleck auf seiner Vita war diesbezüglich, daß er bereits reich geboren und kein self made man war.

Der frühe Batman stand für unbegrenzte Möglichkeiten

Davon abgesehen war er ein Waisenkind, das einfach beschloß ein Weltklasseathlet ebenso wie ein technisches Genie zu werden und dann die Welt zu verbessern. Der Mord an seinen Eltern war damals noch weniger Trauma, als einer jener Rückschläge, von denen sich ein richtiger Amerikaner eben wieder hochrappelt, wie von einer mißglückten Börsenspekulation. Eine Wunde ohne Narben.

Kurz: Der frühe Batman war ein Paradebeispiel der unbegrenzten Modifizierbarkeit des Menschen. Jeder kann sein, was er (oder sie oder fünfzig andere Geschlechter) sein möchte. Kein Wunder, daß er vor einem gleichheitsversessenen Publikum den edlen Ritter geben konnte. Sogar die Bullen mochten ihn damals noch, anstatt daß sie auf den Vigilanten Jagd machten. Was er tat, war illegal, gewiß … doch er war eindeutig einer von den Guten.

Doch bereits in diesem frühen Batman war das angelegt, was den Charakter später verwandelte: der Mythos. Bruce Wayne erfindet sich eine mythische Persona, den Batman. Deshalb, trotz der American Dream-Ideologie, war Batman von Anfang an und wahrscheinlich entgegen der Absichten seines Schöpfers Kane ein Superheld, der auf eine sehr rechte Weise aus dem damals aufkommenden Genre herausstach.

Batman ist ein Mythos, anders als Superman

Vergleichen wir ihn mit Superman. Dieser macht es genau andersherum. Er erfindet sich das normale, sogar tolpatschige Alter Ego des Journalisten Clark Kent. Er ist ein weit überlegenes Wesen, das sich demütigt um einer der Gleichen zu werden. Weiter kann man den Egalitarismus nicht treiben. Weil man Jesus so leicht auf diese Weise interpretieren kann, eignet er sich ja so gut als Maskottchen für soziales Christentum und ähnlichen pseudoreligiösen Schwachsinn. In der Figur des Superman wird das noch einmal vulgarisiert.

Dabei ist an Superman nichts Mythisches. Superman ist einfach das Alien von Krypton, der Mann aus Stahl. Clark Kent ist sein Alter Ego um einer der Gewöhnlichen zu werden. Kent ist das Gegenteil eines Mythos. Er ist eine Maske, mit der sich Superman in das Gleichheitsideal einfügt. Er hat nichts Überpersönliches.

Die schwarze Fledermaus

Batman hingegen reicht ins Transzendente. Im Sinne Julius Evolas kann man sagen, das Bruce Wayne sich durch den Mythos des Batman von oben – er ist bereits ein erstklassiges Exemplar der menschlichen Spezies – nach oben orientiert, um die Grenzen der Sterblichen zu sprengen.

Dieser mythische Aspekt war in den ersten Batman-Comics jedoch nur angelegt. Er entwickelte sich über die Zeit und diese Entwicklung, sowohl inhaltlich als auch im äußeren Stil, kulminierte in dem Batman, den Christian Bale so brillant spielte. Batman wurde düsterer, er verlor alles von dem Sonnyboy, der er zu Anfang noch gewesen war.

Wann wurde Batman ein Rechter? Vielleicht, als er das fröhliche gelb schwarze Emblem mit der Halloweenfledermaus gegen die gezackte ganz schwarze Fledermaus der jüngeren Comics eintauschte. In Nolans Filmen ist dieses Symbol ganz dünn und scharf geworden. Die kindischen Batarangs der Comics werden durch Shruikens in Form dieser Fledermaus ersetzt. Die weit ausgebreiteten Flügel vermitteln eine nie nachlassende Wachsamkeit.

Freiheit muß man ertragen können

Batmans Äußeres wurde dunkler und seine Psyche wurde reifer, erwachsener. Er entwickelte eine verdrehte Persönlichkeit und dadurch verlor er die naive Rechtschaffenheit des leicht überdimensionierten Gutmenschen, der die bösen Jungs verprügelt. Er begann vor Zorn zu kochen. Gleichzeitig wurde sein Verstand schärfer. In Comics, die ihn an der Seite Supermans darstellten, wird er nun als „Detektiv“ dem „Pfadfinder“ entgegengestellt.

Dieser Detektiv ist ein Gesetzloser. Jetzt jagt die Polizei ihn. Damit klingt ein Thema an, das in Nolans Trilogie zu den wichtigsten zählt: Freiheit. Freiheit, nicht wie die Linke sie versteht, als ein Anspruch, sondern Freiheit als Problem, erstrebenswert, aber so verdreht wie Batmans Seele. „Er hat die Wahl, die außer ihm sonst niemand hat“, sagt Alfred zu dem verzweifelten Bruce Wayne, während der Joker willkürlich Leute ermordet, um Batman zu erpressen.

Batman setzt sich dem aus, weil er dieses Schicksal ertragen kann. Er kann den Haß derjenigen ertragen, die er beschützt, ebenso wie die Last Entscheidungen treffen zu müssen, die sonst keiner treffen kann oder will. Er muß die Wahl treffen. Wenn der Joker auftaucht, dann ist Batmans Wahl, die Wahl. Seine eigene, aber auch die aller, die weder psychisch noch physisch in der Lage sind, angesichts des Jokers eine Wahl zu treffen.

Dieser Beitrag wird in Kürze fortgesetzt.

(Bild: Joshua Livingston, flickr, CC BY 2.0)

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