Rezension

Denunziation statt Information auf Wikipedia

Wer etwas wissen will, schaut zuerst bei Wikipedia nach. Die Online-Enzyklopädie gilt als vertrauenswürdig und ist in den rund 20 Jahren ihres Bestehens enorm angewachsen – kaum etwas, das dort nicht verzeichnet wäre.

Wikipedia hält gerne auch als Musterbeispiel her für gelungene demokratische Social-Media-Projekte und die Weisheit der Massen, sprich die Schwarmintelligenz. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus.

Über die ca. 20.000 aktiven Autoren der deutschsprachigen Wikipedia „wachen“ verhältnismäßig wenige Administratoren, 190 an der Zahl. Einige darunter verstehen sich offenbar als „Gesinnungspolizei“, wodurch die für Lexika obligatorische sachliche Ausgewogenheit bei gesellschaftspolitischen Themen wie etwa dem Klimawandel längst verloren gegangen ist.

Zensurelite wacht über Inhalte

Die Deutungshoheit verteidigen sie – unterstützt von besonders eifrigen Benutzern mit erweiterten Editierrechten, sogenannten Sichtern – nicht selten durch rigide Mittel: Unliebsame Einträge werden überschrieben, Benutzer diffamiert und gemobbt, bei hartnäckigem Widerspruch sogar gesperrt. Gerade bezüglich biografischer Artikel nimmt das bisweilen groteske Züge an, davon können Geschädigte ein Lied singen, so auch Dr. Andreas Mäckler, selbst Experte für Biografien und Herausgeber von Schwarzbuch Wikipedia.

Der über Jahre andauernde Vandalismus in seinem Personenartikel bewog ihn schließlich dazu, tiefere Nachforschungen anzustellen. Es tat sich ein Abgrund auf. Wikipedia-Begründer Jimmy Wales wurde bereits 2012 in einem Offenen Brief, der im Buch abgedruckt ist, über die Missstände informiert. Reagiert hat er darauf nicht, im Gegenteil: Wales ist überzeugt, Fake News hätten kaum Auswirkungen auf Wikipedia, wie er im Januar 2020 in einem Interview mit der FAZ erneut kundtat.

Gekapert von beschäftigungslosen, zeitreichen Soziologen?

Betroffene wie auch kritische Fachleute, die hier in Beiträgen und Interviews zu Wort kommen, sehen das gänzlich anders. Bei Wikipedia herrsche inzwischen eine „Diktatur der Zeitreichen“. Dieses „Wahrheitsministerium“ lasse keine Gegenstimmen zu. Einig sind sich alle: Die Wissensplattform ist „gekapert“ worden, ohne dass die breite Masse dies bemerkt hätte.

Aufgrund der Einseitigkeit der Informationen zog Prof. Walter Krämer von der TU Dortmund Konsequenzen: An seiner Fakultät ist Wikipedia als Quelle verboten. Im Buch lesen Sie ein Interview mit ihm. Auf insgesamt 364 Seiten erfahren Sie zudem, was die selbsternannte „Zensurelite“ antreibt und welche Gegenmaßnahmen getroffen werden sollten.

Mehr über das Schwarzbuch Wikipedia finden Sie hier.

[In eigener Sache: Auch die Wikipedia-Beiträge über die Blaue Narzisse sowie ihre Protagonisten sind tendenziös und enthalten offensichtliche Fake News, die seit Jahren nicht korrigiert werden.]

Bildhintergrund: Pixabay

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