Gesichtet

Der Tanz um das goldene Corona-Kalb, Teil 3

Mir wurde zugetragen, dass die Corona-Station im Markus Krankenhaus in Frankfurt/Main aus Mangel an Fällen schon seit Wochen geschlossen ist. Am besten mal nachfragen, denke ich mir.

Ungefähr zehnmal rufe ich die 24-Stunden-Notfall-Durchwahl der Zentralen Notaufnahme an, wo spezielle Isolierbereiche für die Behandlung von Corona-Patienten bzw. Verdachtsfällen eingerichtet sein sollen. Niemand hebt den Hörer ab. Daraufhin wende ich mich per E-Mail an die Unternehmenskommunikation:

Mich würde interessieren, wie sich augenblicklich die Situation in der Corona-Station im Markus Krankenhaus darstellt. Ist es möglich, einen Vororttermin zu erhalten und mit einem Verantwortlichen darüber zu sprechen?

Die Antwort fällt erwartungsgemäß aus:

Bitte beachten Sie, dass ein Besuch der Station, auf der wir Corona-Patienten bzw. Corona-Verdachtsfälle behandeln, grundsätzlich nicht möglich ist. Bezüglich aktueller Fallzahlen bitte ich Sie, sich an die Pressestelle des Gesundheitsamtes Frankfurt zu wenden.

E-Mail an das Gesundheitsamt Frankfurt:

Mich interessiert, ob die Corona-Station im Markus-Krankenhaus noch geöffnet ist.

Außer einer automatischen Antwort, dass meine E-Mail schnellstmöglich an die zuständige Abteilung weitergeleitet wird, keine Reaktion. Erneute E-Mail an die Unternehmenskommunikation der AGAPLESION FRANKFURTER DIAKONIE KLINIKEN:

Ist die Corona-Station im Markus-Krankenhaus denn noch geöffnet?

Die Unternehmenskommunikation hält das Kartenblatt weiterhin geschlossen und gewährt keinen Einblick in den jüngsten Trend, obwohl bekanntermaßen im ganzen Land die Intensivbetten deutlich unterhalb der Auslastungsgrenze belegt sind.

Wir sind gesetzlich verpflichtet, Behandlungskapazitäten für Corona-Patienten bzw. Corona-Verdachtsfälle bereitzuhalten, die je nach aktueller Fallzahl in Betrieb sind oder nicht. Das kann sich durch Neuaufnahmen und Entlassungen täglich ändern.

Am nächsten Tag stehe ich am Kontrollpunkt des Markus Krankenhauses, vergleichbar mit dem Wait-to-be-seated-Stand in einem Restaurant. „Guten Tag, ich bin Journalist und möchte gerne wissen, ob die Corona-Station hier noch offen ist.“

Überraschend werde ich zur Rezeption im Eingangsbereich eingelassen. Dort erfahre ich, dass zu meiner Frage keine Auskünfte gegeben werden dürfen.

Nach einigem Hin und Her bekomme ich schließlich den Weg zur Zentralen Notaufnahme gezeigt, wo die nächste, sicherlich jetzt unüberwindbare Hürde auf mich warten würde. Die junge Dame an der Notaufnahme-Theke reagiert aber wie ein argloses Vögelchen auf einer kleinen, unentdeckten Insel im Irgendwo des Indischen Ozeans, das noch nie einen Menschen gesehen hat. Völlig ohne Flucht- und Abwehrreflexe, macht sie sich umgehend auf die Suche nach dem leitenden Arzt der Zentralen Notaufnahme, damit dieser meine Fragen beantworten möge.

Keine Antwort ist auch eine Antwort

Dr. med. Ulrich Reissmann rauscht auch gleich um die Ecke auf mich zu und lädt mich spontan zu einem spätsommerlichen Spaziergang über den Hof des Markus Krankenhauses zu den Räumlichkeiten der Unternehmenskommunikation ein. Angeregt plaudernd genießen wir das schöne Wetter, bis Dr. Reissmann telefonisch herausfindet, dass Unternehmenskommunikatorin Beatrix Salzgeber gar nicht an ihrem Platz ist.

So machen wir auf halber Strecke kehrt. Auf dem Rückweg fällt mir noch eine Frage ein: „Gibt es im Markus Krankenhaus eine Corona-Station oder sind es nur Intensivbetten, die man bereithält.“ – Der leitende Arzt, jetzt schon zwei bis drei Schritte enteilt: „Ich möchte Sie bitten, sich mit dieser Frage an die Pressestelle zu wenden.“

Inoffiziell ist die Corona-Station des Markus Krankenhauses wegen toter Hose seit Wochen geschlossen. Von offizieller Seite erfahren Sie nichts, als ob die Bundesregierung über alle Fragen eine Nachrichtensperre ausgegeben hätte. Für die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe, die bis zu ihrem Ruhestand 2017 für die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung tätig war, sicherlich ein vertrautes Muster:

Von über 500 Briefen, die wir in der Sächsischen Landeszentrale von Bürgern bekamen, klagten sie in mehr als 90 Prozent der Fälle darüber, dass sie weder von Bürgermeistern, Abgeordneten, Landräten noch von anderen Vertretern des Establishments eine Antwort auf ihre Petitionen, Briefe und Anfragen erhielten.

Der Clou dabei ist, dass der überwiegende Anteil ostdeutscher Funktionsstellen der höheren Ebene nach wie vor von Westdeutschen besetzt ist, die nach 1990 kamen.

Nachrichtensperre

Im Unterschied zu den deutlich kritischeren Ostdeutschen, von denen viele noch den Unrechtsstaat DDR erlebt haben, haben die meisten sich grundsätzlich in der besten aller Welten wähnenden Westdeutschen kein Gespür dafür, was bewusst verschwiegen wird bzw. was an Politikeraussagen und publizierten Meldungen gelogen, falsch und was geheuchelt ist. Immer wieder hört man aus dem Ostteil Deutschlands solche Stimmen:

Was haben die Westdeutschen auf uns herabgeschaut, mit welcher Arroganz, mit welchen Vorwürfen, wie wir gelebt haben und leben mussten. Und jetzt wird sozusagen über Nacht ein demokratisches System ausgehebelt und alle laufen wie die Verrückten mit Mundschutz herum und befolgen alle diese Maßnahmen, ohne wirklich eine ausreichende Kritik und Protest anzumelden. Also jedenfalls nicht im Parlament. Das ist für Ostdeutsche eine schlimme Erinnerung an unsere Geschichte.

So werden Beschlüsse, wie auch die jüngste Verschärfung zur „Pandemiebekämpfung“ seit Monaten unter Umgehung öffentlicher Parlamentssitzungen von einer Gruppe von Regierungschefs aus Bund und Ländern hinter verschlossenen Türen getroffen: DDR 2.0.

(Bild: Pixabay)

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