Gesichtet

Deutscher Katholikentag: Kirche abseits vom Weg

Vergangenes Wochenende war der diesjährige deutsche Katholikentag. Diesmal in Münster. Über 90.000 Menschen nahmen daran teil. So viele, wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr.

Heißt das jetzt, dass sich die Menschen wieder mehr für Religion interessieren? Kann man meinen. Wenn man sich jedoch den Auftritt, den die „katholische“ Kirche hinlegte, genauer anschaut, dauert es nicht lange, bis die ersten Zweifel aufkommen.

Klare Worte zum rechten Zeitpunkt?

Die Tagesschau zumindest war über den Verlauf erfreut. So lobt sie die „klaren Worte von Politikern und Kirchenleuten“, die genau zum rechten Zeitpunkt kommen würden. Spätestens nach diesen klaren Worten muss jedem aufmerksamen Zeitgenossen klar sein, dass in der Kirche irgendetwas überhaupt nicht stimmt. Welche klaren Worte wurden also gefunden? Die aktuelle US-Außenpolitik wurde verurteilt. Ebenso der Antisemitismus. Gewalt gegen Juden dürfe unter keinen Umständen toleriert werden. Im gleichen Atemzug jedoch wurde davor gewarnt, der rechten Hetze gegen Muslime aufzuliegen. Ebenso seien Anschläge auf Muslime eine regelrechte Katastrophe.

Dass Gewalt gegen Juden und eine zunehmend stärker werdende muslimische Bevölkerungsgruppe zusammenhängen könnten, wurde offenbar ignoriert. Auch manövriert sich die Kirche hier in eine ziemlich ausweglose Zwickmühle. Denn wie kann sie denn genau die Anhänger einer Religion als Opfergruppe darstellen, die laufend für neue Märtyrer im Nahen Osten (und anderswo auf der Welt) sorgt?

Vielmehr sollte vor allem von der katholischen Kirche vor dem Islam gewarnt werden, weil er nicht nur christliche Glaubensbrüder im Nahen Osten massakriert, sondern auch hierzulande für antisemitische und antichristliche Stimmung sorgt. Wie mag es zudem auf die Katholiken in Ländern der Christenverfolgung wirken, wenn sie mitbekommen, dass hier Bischöfe und Priester so tun, als ob das Leid der besagten verfolgten Christen ein Hirngespinst rechter Hetzer sei.

Ein Schlag ins Gesicht verfolgter Christen

In diesem Kontext ist das Motto des diesjährigen Katholikentages „Suche Frieden“ nur mit einer guten Priese schwarzem Humor zu verstehen. Für verfolgte und abgeschlachtete Christen in muslimischen Ländern wird dieses Motto in jenem Kontext nur eines sein: ein Schlag ins Gesicht! Wiederstand dagegen gab es nicht.

Schließlich gab es etwas viel Schlimmeres, gegen das mobilisiert werden musste, als so eine unbedeutende Nebensache wie dem gesuchten Schulterschluss der Kirchenoberen mit den Feinden Christi. Der Kirchenbeauftragte der Alternative für Deutschland, Volker Münz, war schließlich zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Um das zu verhindern, wurde im Vorfeld eine Unterschriftenaktion gestartet. Da fragt man sich doch unwillkürlich, warum es keine ähnliche Aktion gegen das Auftreten der ebenfalls eingeladenen Claudia Roth gab. Aber es reicht wohl nicht aus, für Multikulti, Gender Mainstreaming und wachsende muslimische Gemeinden und gegen jedwede Moral zu sein, um bei der „katholischen“ Kirche in Ungnade zu fallen.

Ein weiterer interessanter Redebeitrag gibt Aufschluss über den inneren Zustand der katholischen Kirche und ihrer Oberen, aber auch der Gläubigen. Wenn der Protestant Eckart von Hirschhausen erklärt, dass die Diskussion über „Oblaten“ irrelevant sei gegenüber wirklich wichtigen Themen, wie die Zerstörung der Lebensgrundlage für Kinder und Enkel und dafür donnernden Applaus bekommt – bleibt einem nur noch der Mund offen stehen.

Glaubenskrise innerhalb der katholischen Kirche

Dass diese „Oblaten“ für den Protestanten von Hirschhausen irrelevant scheinen, ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich ist das für ihn nicht arg viel mehr als ein Stück Brot. Dass Katholiken so etwas befürworten, offenbart eine Glaubenskrise innerhalb der katholischen Kirche, die wohl einmalig in der Geschichte ist. Dieses Stück Brot sollte für jeden Katholiken schon ein bisschen mehr sein. Viel mehr! Das Allerheiligste, um genau zu sein. Gott selbst. Darüber wird nicht diskutiert. Das steht schlicht nicht zur Debatte.

Offenbar glauben daran jedoch nicht einmal mehr Katholiken selbst. Und wenn Kirchenoberen so eine himmelschreiende Häresie auf ihrem Katholikentag dulden, ist diesen wohl auch nicht mehr zu helfen. Warum man dann noch von Ökumene redet oder diese forcieren will, wird vor diesem Hintergrund nicht mehr ersichtlich. Denn sie ist wohl schon zur Gänze vollzogen. Und zwar 100 Prozent zu Gunsten der Protestanten.

Frauenpriestertum

Da kann es auch nicht mehr wirklich schockieren, wenn der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sich progressiv geben will und die Priesterweihe für Frauen fordert. So sagte der Vorsitzende Thomas Andonie des BDKJ am Rande der Veranstaltung: „Einerseits tritt die Kirche für Gleichberechtigung von Mann und Frau ein, andererseits verweigert sie den Frauen die Priesterweihe – das ist nicht authentisch.“ Obwohl Gleichberechtigung von Mann und Frau formal nichts zu tun hat mit dem Frauenpriestertum. Das wäre vielmehr Gleichheit. Dagegen hat sich die Kirche jedoch immer gewehrt. Frauen und Männer sind nicht gleich. Was der junge Herr allerdings unter authentisch versteht, würde ich zu gern wissen.

Denn für ihn hat die Kirche ein generelles Problem mit Authentizität. Ein weiteres Beispiel sei die Segensweigerung für homosexuelle Paare. Das tut weh! Vielleicht sollte er mal einen Katechismus aufschlagen und nachlesen. Homosexuelle Praktiken – wohlgemerkt nicht der Homosexuelle an sich – sind nach katholischer Lehre sündhaft und daher nicht gutzuheißen. In einer homosexuellen Partnerschaft kann man davon ausgehen, dass entsprechende Praktiken vollzogen werden. Ergo kann hier gar kein grünes Licht in Form einer Segnung seitens der Kirche gegeben werden.

Auch gestaltet sich die Öffnung des Priestertums für Frauen theologisch als unmöglich. Es ist schließlich keine Zufälligkeit gewesen, dass Jesus ein Mann war. Auch waren alle Apostel männlich. Des Weiteren ist es auffällig, das Kirchentexte die Kirche durchweg als weiblichen Gegenpart zu Christus stellt. Daher ist es nur folgerichtig, wenn ausschließlich Männer die Stellvertreterfunktion Christi auf Erden einnehmen. Insofern ist das, was Andonie anprangert, sehr authentisch, weil es dem zweitausend Jahre alten Wertekanon der katholischen Kirche entspricht. Wenn ihm das nicht passt, soll er halt ins protestantische Lager wechseln.

Die Attraktivität der Kirche und ihre (fehlende) Anziehungskraft für die Jugend

Wenn der Vorsitzende des BDKJ den Umstand beklagt, dass die Kirche für viele junge Menschen nicht mehr attraktiv wirke, hat er recht. Das liegt jedoch gerade an der Zeitgeisthörigkeit. Wenn man in die Geschichte blickt, wird man feststellten, die Kirche hat es immer verstanden, einen äußeren Feind oder Gegenspieler dafür zu nutzen, das eigene Profil zu schärfen. Beispielhaft ist hier die sogenannte Gegenreformation. Nachdem die Reformation die Christenheit gespalten hatte, setzte die Kirche alles daran, bestehende Missstände zu beseitigen und die vorhandenen Unterschiede zum Protestantismus herauszuarbeiten. Deutlich wird das unter anderem daran, dass ab nun Seminaristen vor ihrer Priesterweihe notwendigerweise eine theologische Ausbildung durchlaufen mussten.

Die Folge der Gegenreformation war eine Blütezeit der katholischen Kirche. Diese Blütezeit war aber nur möglich, weil eben nicht der Fehler begangen wurde, auf die anderen zuzugehen und Glaubensinhalte preiszugeben. Heute allerdings wird alles daran gesetzt, sich so modern zu geben, wie nur möglich. Kein Wunder also, dass man dadurch an Attraktivität verliert. Denn in den letzten zweitausend Jahren war die Kirche unter anderem so attraktiv, weil sie sich eben nicht angepasst hat, unbequem war und ihrer Linie gefolgt ist. Dadurch und nur dadurch gewinnt man Authentizität.

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