Gesichtet

Die besten Grenzanlagen der Welt

Die Welt wächst zusammen. Ökonomen, Politiker, Literaten und Intellektuelle sehen in der Globalisierung eine unaufhaltsame Entwicklung. Stück für Stück zu einer grenzenlosen One-World-Fantasie.

Grenzen verschwinden, Zölle werden abgebaut, Migration ist erwünscht. Ironischerweise findet diese Eine-Welt-Utopie gar nicht auf der gesamten Welt statt. Einzig der Westen wünscht sich eine solche Zukunft. Der ganze Westen? Betrachtet man die Entwicklung genauer, haben sich mittlerweile die Angelsachsen vom Kurs verabschiedet.

Großbritannien steht vor dem Brexit, Australien und Kanada haben ein hocheffizientes Einwanderungsgesetz verbunden mit konsequenten Grenzkontrollen. Unter Donald Trump ist auch die „liberale“ USA zur Besinnung gekommen. Teilweise. Auch die Ost- und Mitteleuropäer entfernen sich immer weiter vom „europäischen“ Kurs. Sind wir doch einmal ehrlich: Die einzigen, die die Osterweiterung vorantrieben, waren die älteren Staaten der EU, während Tschechien, Ungarn, Polen und Co. eigentlich nur die Vorteile abgriffen. Wer kann es ihnen verdenken?

„Eine Welt“ in einem Bruchteil der Welt?

Mitteleuropa, allen voran Deutschland und die Europäische Union, sind die verbliebenen Ritter für eine selbstmordende Angleichung. Sie erinnern an eine Gruppe donquichottcher Reiter, die ihren verblassenden Idealen hinterherhetzen. Je weiter sich diese entfernen, desto radikaler und realitätsfremder steigern sich die einst starken Recken in ihre parallelen Welten.

Wie sieht es außerhalb Europas aus? Mittlerweile sollten zumindest einige Deutsche verstanden haben, dass Grenzen, und die damit verbundenen Kontrollen, eine absolute Selbstverständlichkeit sind, und alle „progressiven“ Vergemeinschaftungsideen nur auf dem Mist überbezahlter Beamter und pseudointellektueller Linksstudenten gewachsen sind. Überall dort, wo man beispielsweise wirklich von einer Angleichung an ein gemeinsames Wohlstandsniveau profitieren könnte, hauptsächlich im globalen Süden, wollen die Regierungen überhaupt keine offenen Grenzen.

Selbst der Freihandel bildet eine Ausnahme. Die meisten Leute wollen unter sich bleiben, niemand will eine Armutszuwanderung. Wie ist diese Entwicklung einzuordnen?  Betrachtet man die Sache genauer, darf man keineswegs von einer weltweiten Pause der globalen Träumereien, oder gar einer konstanten Abschottungspolitik ausgehen. Nein, stattdessen werden Grenzen und die Rückbesinnung zum Nationalen sogar immer weiter vorangetrieben. Der Bevölkerungsdruck verbunden mit relativer Armut erfordert die massive Festigung der Grenzen.

Gigantische Abschottung gegen Armutsmigration

Dies erkennt man beispielsweise an den Projekten der Grenzsicherung der letzten Jahre. Während Europa munter seine Innengrenzen einriss, dabei aber vergaß, die äußeren zu sichern (Beides ist im Schengener Abkommen festgeschrieben), wurden überall auf der Welt immer mehr Zäune und Mauern hochgezogen.

Keine Kontrollhäuschen mit schlafenden Beamten oder halbherzig aufgestellte Maschendrahtzäune, sondern gigantische Projekte, die nur ein Ziel haben: Menschen draußen zu halten. Diese Grenzen sind im machtpolitischen Sinne, nicht als bloßer Strich im Diercke-Schulatlas entstanden, und erwachsen verstärkt dort, wo ein hohes soziökonomisches Gefälle vorherrscht, also von einer verstärkten Armutsmigration auszugehen ist.

Auch in Afrika baut man Zäune gegen Einwanderung

Südafrika, das viele heute als alptraumhaftes europäisches Zukunftsszenario deuten, war eines der ersten Länder, die erkannten, was zu tun ist. Man errichtete folglich einen 120 kilometerlangen Zaun. Dieser trennt seit 1975 den Kruger Nationalpark vom benachbarten Mozambique und sollte ursprünglich nur die Wilderer fernhalten, dient mittlerweile aber als Grenze gegen illegale Einwanderung.

Die Grenze forderte ihre Opfer. Manche Schätzungen aus dem Jahre 1990 (!) gehen sogar von über 200 Todesopfern pro Jahr aus. Im Jahr 2000 wurde ebenfalls die Grenze nach Simbabwe mit einer 225 kilometerlangen Grenzanlage gesichert. Trotzdem vermutet die Regierung derzeit fast eine Millionen illegale Immigranten in Südafrika.

Doch das Land am Kap der guten Hoffnung blieb nicht lange allein auf weiter Flur. Bereits 1979 folgte Ägypten mit der militärischen Sicherung der Grenze zum Gazastreifen. Diese Grenze sollte den Schmuggel von Waffen, die Unterstützung der Hamas und die illegale Einwanderung unterbinden. Mahmoud Abbas, Präsident von Palästina, also der Mann, gegen den die Grenzsicherung eigentlich gerichtet war, bekräftigte sogar Ägypten: „Ich unterstütze die Mauer. Es ist Ägyptens souveränes Recht in seinem Land.“

Schwarzer Nationalismus

Erst im Jahr 2003 folgte der nächste Bau. Botswana errichtete einen Zaun an der Grenze zu Simbabwe und tat es damit Südafrika gleich. Robert Mugabes Politik der Afrikanisierung und des schwarzen Nationalismus, verbunden mit der Enteignung und Vertreibung weißer Siedler, die das ökonomische Rückgrat des Landes darstellten, machten Simbabwe so arm, dass sich mittlerweile auch eine Flucht nach Botswana lohnte.

Zusätzlich stieg die Bevölkerungszahl stetig, was Simbabwe schließlich zu einem der ärmsten Länder der Erde machte (Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 1.700 USD). Auf offizielle Nachfrage gab Botswana an, einen Zaun gegen die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche zu errichten, allerdings war die Barriere so hoch, dass sofort jedem klar war, dass vor allem illegale Einwanderer abgeblockt und abgeschreckt werden sollten.

Asien: Usbeken legen Landminen

Anfang der 2000er Jahre begannen die Usbeken mit dem Bau einer der am stärksten überwachten Grenzanlagen der Welt. Unmittelbar nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center und die Ausbreitung des Terrorismus durch die Taliban, wollten die Nachfolger „Usbek Khans“ auf Nummer sicher gehen.

Die Grenze zu Afghanistan ist knapp 200 Kilometer lang und wurde innerhalb kürzester Zeit fertig gestellt. Sie besteht aus zwei verschieden hohen Zäunen, von denen einer unter 380 Volt starkem Strom steht. Zusätzlich patrouillieren bewaffnete Grenzposten. Die umliegende Gegend ist mit Landminen gesichert. Die Usbeken hatten bereits Erfahrung gesammelt.

Nur zwei Jahre zuvor explodierten in der usbekischen Hauptstadt Taschkent sechs Autobomben. Die Attentäter waren militante Islamisten aus Kirgisistan. Der Präsident reagierte sofort und ließ die fast 1.000 Kilometer lange Südgrenze dicht machen. Auf der nördlichen Seite sperrte Kasachstan wiederum die Grenze zu Usbekistan ab, um den anwachsenden Drogenschmuggel Einhalt zu gebieten. Die Turkmenen errichteten gar einen 1.700 kilometerlangen Zaun, um die Usbeken an der illegalen Einreise zu hindern.

Chinesen wollen keine Flüchtlinge

Die zentralasiatischen Völker blieben nicht lange unter sich. Saudi-Arabien sperrte die Grenze zum Irak und zum Jemen. Die Chinesen wollen keine Flüchtlinge aus ihrem exkommunistischen Bruderstaat Nordkorea mehr aufnehmen, die Arabischen Emirate sperren die Omaner aus, die Türkei will bald die Syrer blockieren. Der Iran schottet sich von Pakistan ab, Indien sperrt gerade die Grenze zu Burma, außerdem errichten sie eine über 3000 kilometerlange Grenzanlage zu Bangladesch.

Nach eigenen Angaben kostete ein 500 Kilometer langer Abschnitt knapp 450 Millionen US-Dollar. Zur Erinnerung: Deutschlands komplette Außengrenzen haben ungefähr 3.700 Kilometer Länge und die Flüchtlingskrise kostet uns jährlich 22 Milliarden Euro. Dafür könnte Indien mehr als 22.000 Kilometer Grenzzaun errichten. Das reicht für mehr als um die halbe Welt.

Europa: Grenzen im Osten, Norden und Südwesten

Deutschland und die EU scheinen wie immer im Dornröschenschlaf. Zumindest haben einige Staaten schnell reagiert: Bulgarien baute als erstes vor drei Jahren einen Zaun vor die türkische Exklave auf dem europäischen Festland. Nach dem Herbst 2015 blockierten die Mazedonier die griechische Grenze und Ungarn begann ebenfalls mit der Schließung der Balkanrouten.

Die Slowenen, wohlgemerkt unter sozialdemokratischer Regierung, bauen momentan an ihrer eigenen Barriere zu Kroatien. 2016 begannen die Norweger mit dem Bau eines Zaunes an der russischen Grenze, um Migranten abzuhalten, die über den Osten in den Schengen-Raum gelangen wollen.

Spanien, ebenfalls unter der linken Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Gonzales, begann bereits 1993 mit der Sicherung der bekannten Exklave Ceuta, die regelmäßig für Schlagzeilen sorgt. Auch die Esten planen eine Grenzsicherung zu Russland und die Ukrainer bauen momentan am „antirussischen Grenzzaun“, offiziell um Waffenschmuggel zu unterbinden. Wohlgemerkt interessieren sich weder Medien noch Politik für die Grenzen im Osten, schließlich sind sie direkt gegen den Feind Russland gerichtet …

Grenzen? Das Normalste auf der Welt!

Warum sträuben wir uns noch immer gegen eine Grenzsicherung? Eine von dutzenden schwerwiegenden Gründen mag die traumatische Erfahrung der deutschen Teilung gewesen sein. Einer ernsthaften Betrachtung hält dieser Vergleich allerdings nicht stand. Während die heutigen Grenzsicherungen darauf ausgelegt sind, illegale Einwanderer, Kriminelle, Terroristen und Armutsmigranten abzublocken, teilte die deutsch-deutsche Grenze ein ganzes Volk. Gegen ihren Willen.

Der sozialistische Block und die DDR sperrten Menschen ein. Heutige Zäune sperren Menschen aus. Praktisch gesehen nur ein geringer Unterschied, liegen theoretisch zwischen den beiden Motiven Welten. „Aussperren“ gehört zu den natürlichsten Sachen der Welt. Der Besitzer entscheidet, wen er in sein Haus lässt. Die ganze Welt beginnt, dies zu erkennen. Mittlerweile haben 65 Länder, also fast ein Drittel aller Staaten, Zäune oder Mauern gegen Gefahren von außen. Tendenz steigend.

(Bild: Diese bewachte Brücke zu überqueren ist die einzige Möglichkeit, um von Usbekistan nach Afghanistan zu kommen. / ResoluteSupportMedia, flickr, CC BY 2.0)

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