Noch nie wurde in der Politik so viel und so andauernd über das Thema Gesundheit geredet wie dieser Tage. Dem Diktum der Gesundheit hat sich in Zeiten grenzenloser Pandemie-Panik alles andere unterzuordnen.
Doch wie so oft handelt es sich auch in diesem Fall um reine Schönfärberei. Um Gesundheit geht es nämlich gar nicht. Andernfalls wären allein die Folgen der Lockdown-Politik für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und die alarmierenden Signale aus den Kinderarztpraxen überall im Land im Kanzleramt und den Staatskanzleien nicht auf so taube Ohren getroffen.
Eine neue COPSY-Studie der Uniklinik Hamburg (UKE) offenbart diesbezüglich erschreckendes. So berichtet die Leiterin der Studie und der Forschungsgruppe „Child Public Health“ der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE, Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer in aller Deutlichkeit: „Die Studie hat gezeigt, dass die Herausforderungen der Pandemie und die damit im sozialen Leben einhergehenden Veränderungen die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen verringern und das Risiko für psychische Auffälligkeiten erhöhen. Die meisten Kinder und Jugendlichen fühlen sich belastet, machen sich vermehrt Sorgen, achten weniger auf ihre Gesundheit und beklagen häufiger Streit in der Familie. Bei jedem zweiten Kind hat das Verhältnis zu seinen Freunden durch den mangelnden physischen Kontakt gelitten.“
Hyperaktiv, emotional auffällig, gereizt, schlaflos
Konkret leiden rund 71 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen zwischen sieben und 17 Jahren unter deutlich schwerer seelischer Belastung durch die Corona-Politik. Zwei Drittel gaben darüber hinaus an, eine verminderte Lebensqualität und ein geringeres psychisches Wohlbefinden zu haben.
Allgemein stieg das Risiko bei Kindern und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten zu entwickeln von 18 auf 31 Prozent. Des Weiteren zeigten die untersuchten Kinder und Jugendlichen häufiger Auffälligkeiten, wie Hyperaktivität (24 Prozent), emotionale Probleme (21 Prozent) und Verhaltensprobleme (19 Prozent). Auch psychosomatische Probleme häufen sich: Gereiztheit (54 Prozent), Einschlafprobleme (44 Prozent) oder Kopf- und Magenbeschwerden (40, bzw. 31 Prozent) waren deutlich stärker ausgeprägt.
Das wirkt sich natürlich auch auf die schulischen Leistungen aus. So gaben zwei Drittel der Befragten an, das Lernen für die Schule als anstrengender zu empfinden, beziehungsweise schulische Probleme schlechter zu meistern. 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen würden nach eigenen Angaben zudem öfter zuhause streiten. Die gleiche Angabe machten 37 Prozent der befragten Eltern.
Freunde und Tagesstruktur fehlen
Dabei fällt auf, vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien mit beengtem Wohnraum und fehlenden finanziellen Ressourcen haben ein deutlich höheres Risiko für die Entwicklung von psychischen und psychosomatischen Auffälligkeiten und Erkrankungen. „Wir haben mit einer Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens in der Krise gerechnet. Dass sie allerdings so deutlich ausfällt, hat auch uns überrascht“, stellte Prof. Ravens-Sieberer fest. Weiter heißt es, den Kindern und Jugendlichen fehle „die gewohnte Tagesstruktur und natürlich ihre Freunde“. Beides sei „für die psychische Gesundheit sehr wichtig“.
Diese Erkenntnis ist nicht neu und unter Psychologen allgemein bekannt. „Fest in ein Netz sozialer Beziehungen eingebunden zu sein, schützt vor überhandnehmenden Gefühlen von Isolation und Sinnlosigkeit, die zum Beispiel bei Menschen mit schweren Ängsten und Depressionen immer wieder anzutreffen sind“, so die Psychologin Helga Gürtler. Wer Freunde in einem festen sozialen Umfeld wie der Schule hat, fühlt sich auch außerhalb des Elternhauses akzeptiert, was wiederum ein positives Selbstbild schafft. Soziale Kontakte zwischen Kindern und Jugendlichen sei unverzichtbar für das Erlernen geistiger und sozialer Kompetenzen. Bezüglich der emotionalen Entwicklung seien Freundschaften unter Heranwachsenden unverzichtbar.
Kinderreiche Familien tendenziell im Vorteil
Kinderfreundschaften bilden entscheidende Rahmenbedingungen zum Entwickeln von sozialen und kognitiven Fähigkeiten. Diese werden vor allem im Austausch mit Gleichaltrigen gefördert. Eltern seien hingegen kein Ersatz für Spielgefährten. „Denn der Umgang mit ihnen, das Üben sozialer Fertigkeiten unter Gleichen ist mindestens genauso wichtig wie die Erziehung durch die Eltern und andere Erwachsene.“ Vor allen Kinder mit keinen oder wenigen Geschwistern werden durch die aktuelle Corona-Politik ins soziale und emotionale Abseits gestellt.
Wie können unter diesen Vorzeichen deutsche Politiker guten Gewissens davon reden alles für die Gesundheit der Bürger zu tun? Um es einmal überspitzt zu formulieren: Hier wird Politik gemacht, die dem einen oder anderen alten Menschen noch ein paar weitere Jahre auf dieser Erde verschafft – dies aber zulasten der Zukunft ungezählter Kinder und Jugendlicher und damit wortwörtlich der Zukunft dieses Landes.
Aber vielleicht liegt da genau der Punkt. Dieses Land ist vergreist. Warum sollte dann nicht auch nur noch Politik für die Alten gemacht werden. Zumal gerade in dieser Gruppe die Blockparteien überdurchschnittlich viele Wähler haben. Diese müssen ja noch bis zur nächsten Bundestagswahl als Stimmvieh durchhalten. Sarkasmus aus!