Gesichtet

Die europäische Planwirtschaft und ihr gedrucktes Geld

Politiker sind die schlechtesten Ökonomen. Man macht den Bock zum Gärtner. Fast genauso schlecht sind Ökonomen, die von Politikern als Berater bezahlt werden.

Das bedeutet, den Gärtner zu bestechen, damit er bocksgleich anfängt die Blumen abzufressen. Am allerschlimmsten sind die Obergärtner. Die betreuen mehrere Grünflächen, haben also noch weniger Ahnung als bockige Gärtner. Oder gärtnernde Böcke.

Schleichende, galoppierende und Hyperinflation

Nur einige wenige Medien berichteten in letzter Zeit über eine neue Entwicklung. Trotzdem werden es aufmerksame Einkäufer bereits gemerkt haben. Der Butterpreis steigt. Steigen ist das falsche Wort. Er wuchs rasant an. Ökonomen unterscheiden zwischen schleichender, galoppierender und Hyperinflation, also wenn die Geldmenge im Vergleich zur Warenmenge steigt.

Ein Minibeispiel: Zehn Euro stehen beispielsweise zehn Äpfeln gegenüber. Logischerweise hat ein Apfel also einen monetären Gegenwert von einem Euro. Dieses Gleichgewicht kann sich ändern. Entweder entsteht eine Inflation oder eine Deflation. Bei einer Inflation wächst entweder die Geldmenge, also stehen zehn Äpfeln auf einmal 20 Euro entgegen oder die Warenmenge verringert sich, beispielsweise werden fünf Äpfel faul. Bei beiden Beispielen steigt die Teuerungsrate um 100 Prozent. Ein Apfel kostet also das Doppelte.

Normale inflationäre Schwankungen sind aufgrund der unregelmäßigen Realität an der Tagesordnung. Missernten, Fortschritt oder Fehlkalkulationen beeinflussen die Inflation stetig. Trotzdem kann man sich, als Mittel der Wirtschaftspolitik, bewusst dazu entscheiden, die Inflationsrate etwas höher zu halten als null Prozent.

EZB enteignet Bürger schleichend

Die EZB betreibt diese Preispolitik seit einigen Jahren und hat ein Inflationsziel von zwei Prozent. Offiziell geht es der nicht unumstrittenen Wirtschaftspolitik darum, eine mögliche Deflation nicht aufkommen zu lassen. Bei einer Deflation, so die gängige Meinung, stagniert das Wirtschaftswachstum, da die Konsumenten ihr Geld behalten und nicht ausgeben.

Die Hoffnung ist, dass die Preise in der Zukunft sinken. Also versucht man etwaige Schocks abzufedern. Gleichzeitig hat die EZB natürlich ein weiteres Ziel: Sie will die Liquidität der verschuldeten Mitgliedsstaaten beibehalten, muss also Staatsanleihen kaufen.

Das bedeutet nichts anderes, als verschuldeten Staaten mehr Geld zu leihen. Das heißt wiederum nichts anderes, als mehr Geld in das Eurosystem zu pumpen. Wo bekommt die Zentralbank das Geld her? Richtig, sie druckt es und kümmert sich nicht mehr um eigene Sicherheiten bzw. ihr Eigenkapital.

Wie wahr ist die offizielle Inflationsrate?

Dabei verschleppt die Finanzpolitik einen drohenden Bankrott der maroden Staaten, erhöht aber gleichzeitig die Inflationsrate. Sie enteignet also schleichend die Bürger, um eigentlich bankrotte Staaten am Leben zu erhalten. Die Inflationsrate liegt momentan bei 1,6 Prozent, eigentlich also unter dem selbsterklärten Ziel der europäischen Politik. Diese Inflationsrate ist aber gar nicht so leicht zu berechnen und basiert auf verschiedenen Indizes, die den sogenannten Warenkorb eines durchschnittlichen Verbrauchers abbilden.

Experten des Statistischen Bundesamtes, keine neutralen Institutionen, ermitteln den Bedarf der Bürger. Da wären wir wieder beim bockigen Gärtner. Ein Haushalt verkonsumiert beispielsweise 10 Prozent seiner Ausgaben für Nahrung, 4,5 Prozent für Bekleidung et cetera. Dazu kommt eine Technikkonstante, die also die billigere Produktion durch den Fortschritt versucht abzudecken. Das Verfahren ist denkbar kompliziert, dementsprechend auch leicht zu mogeln. Dieser festgelegte Warenkorb kostet zum Beispiel 1000 Euro. Wenn im nächsten Monat die gleichen Produkte 1200 Euro kosten, ist die Inflationsrate gestiegen, kostet er 800 Euro haben wir Deflation.

Der Butterpreis

Kommen wir zurück zur Butter. Der Butterpreis  stieg sogar innerhalb eines Monats um 40 Prozent ihres Preises. Mittlerweile kostet sie bei Aldi 1,99 Euro. Im April kostete sie noch 1,19 Euro. Im Vorjahr 0,79 Euro. Wie kann das passieren? Entweder gibt es zu viel Geld für die gleiche Menge an Butter, oder es gibt zu wenig Butter für die gleiche Menge an Geld. Ersteres würde bedeuten, dass alle Güter einer Volkswirtschaft anstiegen. Das tun sie zwar, aber in überschaubaren Dimensionen. Bleibt also zweiteres. Aus irgendeinem Grund gibt es zu wenig Butter für die bestehende Nachfrage. Was ist passiert?

Der europäische Landwirtschaftssektor wird seit Jahrzehnten extrem stark subventioniert. Die Landwirtschaft erhält 40 Prozent des gesamten EU-Budgets. Ohne finanzielle Unterstützung der Politik würden die meisten Bauern pleite gehen. 2015 begann ein langsames Umdenken. Die europäische Politik liberalisierte den Markt und strich die starre Quotenregelungen. Vorher war es Bauern nur erlaubt eine gewisse Menge zu produzieren.

Subventionen schaden allen

Wem das bekannt vorkommt, darf gerne nach Zentralverwaltungswirtschaft googeln.  Viel Unterschied existiert nicht. Die künstlich klein gehaltenen Betriebe explodierten und begannen ihre Produktion auszuweiten. Noch vor einem Jahr gab es zu viel Milchprodukte, wodurch die Preise rapide sanken. Die Bauern protestierten gegen die niedrigen Preise. Man erinnert sich noch an die Debatte, dass Bauern von ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Also gingen einige Bauern ins anwachsende Bio-Segment, andere machten ihren Betrieb zu.

Was passierte natürlich? Die Produktion brach ein und die Preise begannen zu steigen. Auf die relativ gleichbleibende Nachfrage, ein leichter Anstieg war zu verzeichnen, gibt es ein viel zu kleines Angebot. Theoretisch ist das nicht wirklich tragisch. Denn nach allen gängigen Modellen wird der hohe Preis wieder die Produktion ausweiten lassen.  Das ist zwar grundsätzlich korrekt, aber die reale Welt ist bedeutend träger als Linien auf dem Papier: Betriebe wachsen langsam, Neugründungen dauern noch länger und selbst das Heranzüchten neuer Milchkühe, die vor einiger Zeit noch notgeschlachtet wurden, braucht seine Zeit.

Dazu kommt eine erstarkende Weltnachfrage, hauptsächlich aus China, die nicht bedient werden kann. Aufgrund der Einmischung  der Politik in die Landwirtschaft. Quotenregeln und Subventionen schaden nämlich nicht nur der Gesamtweltwirtschaft, sondern unter Umständen der heimischen Wirtschaft und den Endverbrauchern.

Freier Binnenmarkt ist sinnvoll!

Zuletzt noch eine Überlegung. Man denke sich einmal die EU weg. Deutschland würde seine Bauern subventionieren, damit Butter aus dem Inland gekauft wird und nicht aus dem billigeren Frankreich. Das nützt zwar den Bauern eine gewisse Zeit lang, aber langfristig halten sich die Betriebe nicht wettbewerbsfähig und produzieren ineffizienter als die französischen Konkurrenten. Wenn jetzt der Staat aufhört die Bauern zu unterstützen, platzt die Schöne-Welt-Blase vollends.

Wie gerade in der EU geschehen. Das wäre für die Landwirte zwar tragisch, aber die Konsumenten würden ihre Nachfrage aus Frankreich befriedigen. Das geht dank Brüssels Zentralverwaltung aber nicht mehr, da die Interventionsspirale einen ganzen Kontinent betrifft. Ein freier Binnenmarkt ist also sinnvoll, eine aktive Wirtschaftspolitik jedoch gefährlich.

Fehlgeleitete Planwirtschaft

Bleibt noch der teure Import aus dem EU-Ausland. Das ist aber gar nicht so einfach, da Zoll bezahlt und Qualitätsanforderungen erfüllt werden müssen. Bis die Bauern also wieder genug Milch produzieren und sich die Preise nach Jahren der künstlichen Markteingriffe wieder auf einem normalen Niveau eingependelt haben, bleibt wohl nichts anderes als abzuwarten.

Aber bis dahin hat sich die EU mit Sicherheit einen neuen Schelmenstreich ausgedacht. Was bleibt dem Verbraucher übrig? Er kann mit Hamsterkäufen beginnen, in der Erwartung, dass der Butterpreis morgen noch höher sein wird und er mit einigen Kilos im in der Gefriertruhe die Hochpreisphase überstehen wird. Oder er kauft Margarine. Aber seien wir ehrlich: Niemand mag Margarine.

Das alles mag im Kleinen zwar ein anschauliches Beispiel sein und vielleicht sogar etwas amüsant. Aber gleichzeitig hängen Existenzen von einer fehlgeleiteten Planwirtschaft ab. Fehlgeleitet kann sogar heißen, dass die EU-Wirtschaftsplaner 99 Prozent richtig gemacht haben. Aber dieses eine Prozent, das man nicht abschätzen oder voraussehen kann, vermag tragische Auswirkungen mit sich ziehen. Und sollte es in Zukunft nicht nur einen „kleinen“ Wirtschaftszweig treffen, sondern einen Großteil der Konsumgüter, schauen wir alle blöd aus der Wäsche.

(Bild: Mario Draghi, European Central Bank, flickr, CC BY-NC-ND 2.0)

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