Gesichtet

Die FAZ in Nöten

Während die FAZ-Printausgabe noch teilweise guten Journalismus verkörpert, ist FAZ-Online seit Jahren nichts anderes mehr als ein linkes Propagandablatt, das versucht, sich dem ebenfalls linken Zeitgeist anzupassen.

Gelegentlich findet man allerdings auch dort qualitative Artikel. Es handelt sich bei dem Onlineangebot um „Internet-Konservative“. Damit sind nicht die Internetpatrioten gemeint, die „Neuen Rechten“, oder sonstige Mainstream-Gegner, sondern die ex-konservativen, großen Zeitungen Europas, wie Die Welt, der britische Telegraph, der französische Figaro oder eben die Frankfurter Onlineabteilung.

Virtueller Linksruck

Zwar rutschten im Verlauf der letzten fünf Jahre auch die Druckversionen erschreckend nach links, im Vergleich zu ihren, meist finanziell nicht selbsttragenden Online-Ablegern, waren sie aber Waisenknaben. Diese erfuhren einen derartigen Linksruck, dass sich mancher Leser noch an den Luftzug und die G-Kräfte des Richtungswechsels erinnern kann. Kopiert man den Text eines FAZ-Online-Artikels heraus, damit kein Layout die Herkunft verrät, kann kein Konsument mehr die FAZ vom Spiegel oder der ZEIT unterscheiden. Selbst taz-Konsumenten liebäugeln mit der Berichterstattung der Frankfurter.

Der wahnwitzige Paradigmenwechsel der FAZ hat drei Gründe. Zum einen natürlich die Netzwerkstrukturen innerhalb der großen Zeitungshäuser und die Verknüpfungen in die Politik. Hier fällt schnell das Wort „Regierungsmedium“ oder „gleichgeschaltete Presse“, was in Teilen sicherlich seine Berechtigung hat. Eine derartige Entwicklung sollte man hingegen nicht auf eine derart simplifizierende Erklärung reduzieren. Die Vermutung der staatlich gesteuerten Presse hat seine Berechtigung, würde aber bei monokausaler Betrachtung vielen anderen Überlegungen im Weg stehen.

Jungkommunisten und Naziopas

Daneben gibt es noch zwei andere Gründe. Die Jugend eines Volkes  ist immer linker als die Alten. Man kennt die Sprüche „Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat kein Hirn“, das angeblich Georges Clemenceau zugeschrieben wird. Junge Leute ticken tendenziell linker als die Alten, auch wenn die aktuelle Politik sicherlich einiges durcheinander gebracht hat. Schaut man sich die Online-Redaktion der FAZ einmal an, sind die Herr- und Frauschaften im Durchschnitt zwanzig Jahre jünger als die alten Hasen, denen die Druckerfarbe an den Händen klebt. Genau diese Truppe, ob festangestellt oder Gastautoren, haben in der Migrationskrise das Blatt nach links gewendet.

Ein dritter Grund ist wirtschaftlicher Natur. Da Online-Journalismus fast immer ein Verlustgeschäft ist, müssen sich die Internetzeitungen stärker nach dem Markt ausrichten. Der Markt ist in diesem Fall kein Querschnitt durch die Bevölkerung, sondern ein Querschnitt durch die Online-Nutzer, die zu großen Teilen über Facebook auf die FAZ zugreifen. Das sind die kunterbunten Schneeflöckchen in ihren selbst gebastelten Filterblasen, die weitab von jeder Realität trotzdem stark auf die gesellschaftliche Meinung einwirken. Durch ihre Klicks und Zugriffszahlen.

Radikale Anpassung

Ein kritischer Artikel über Flüchtlinge im Jahr 2015 hätte nicht nur die Besucherzahlen der FAZ-Online reduziert, sondern dementsprechend auch den Ruf der Zeitung angekratzt. Der gesamten Zeitung. Während die FAZ-Print zumindest in Teilen kritischer agierte, setzte die Onlineversion auf absolute Anpassung an ihre virtuelle Kundschaft. Ob sich die FAZ-Online dadurch wirtschaftlich absicherte, kann nicht gesagt werden, aber die Likes schossen in die Höhe, die jungen Redakteure fühlten sich bestätigt und sicherlich wurden nicht wenige Probeabos abgeschlossen.

Dazu kommt ein recht neues, psychologisches Problem, das bisher wenig Beachtung findet. Das sogenannte „Warnocks-Dilemma“ beschreibt die Fehleinschätzung der eigenen Texte durch Online-Journalisten. Die Verfasser erfahren eine Rückmeldung zum Text allein an der Reaktion der Online-Nutzer. Diese wahrgenommene Responsivität ist allerdings nicht mit der absoluten Reichweite oder der Qualität vereinbar.

Beispiel: Malte-Henryk schreibt einen Artikel gegen Flüchtlinge in der FAZ. Die Reaktion: 20 Likes und 20 Beleidigungen. Sein Kollege, Henry-Thorsten, schreibt einen Artikel pro Flüchtlinge. Die Reaktion: 40 Likes und null Beleidigungen. Ist der zweite Text besser? Auf den ersten Blick würde man zustimmen, allerdings ist gerade dies der Fehlschluss. Es kann nicht gesagt werden, welcher Text „besser“ ist, da zum Beispiel ältere Nutzer weniger Rückmeldung geben. Sie lesen den flüchtlingskritischen Artikel, befinden diesen gut, reagieren jedoch nicht. Die 17-jährige Lara-Marie hingegen spammt die Kommentarfunktion voll, wirft mit schmutzigen Wörtern um sich, oder verteilt die Herzchen bei dem „positiven“ Artikel. Der Chef der beiden Journalisten sieht die Texte und wirft anschließend Henry-Thorsten raus, da sie sich die schlechte PR nicht leisten können. Er vergisst jedoch die schweigenden Alten und das „Warnocks-Dilemma“.

Zurück in die Gegenwart

Wir schreiben 2017. So langsam wendet sich das Blatt. In Deutschland natürlich am langsamsten. Doch viele „Mainstreamkonservative“ fangen an umzudenken. Die Nazikeule schmerzt zwar immer noch, ist aber mittlerweile so abgenutzt, dass sie niemanden mehr tötet. Da die virale Shitstorm-Gefahr gebannt ist und auch viele Traumtänzer anfangen ihr Hirn zu benutzen, drängt die FAZ-Online langsam aber sicher in zartkonservative Gefilde. Im Schneckentempo tastet sie mit ihren rückgratlosen Fühlern die Reaktion der Leser ab um herauszufinden, was sie wieder schreiben kann und was Otto-Normal-Onlineleser verkraften wird.

Das Witzige daran ist: Sie hat sich gehörig verspekuliert. Aus irgendeinem Grund ist die Leserschaft ziemlich nachtragend. Hier ist interessant zu beobachten, wie „einfach“ Parteien Richtungswechsel vollziehen können ohne echten Schaden zu erleiden.  Sollten hingegen Zeitungen auf die Idee kommen dergleichen zu tun, brodeln die Kommentare. Die FAZ-Online druckte so am 25. April einen Kommentar ihres hauseigenen Berlin-Korrespondenten Eckhart Lohse ab, in dem es heißt:

„Es gehört zu den Versäumnissen des gesellschaftlichen und politischen Diskurses in Deutschland, dass über lange Zeit nicht offen ausgesprochen wurde, welchen Anteil Ausländer, anerkannte Flüchtlinge, oder auch Asylsuchende an der Kriminalität haben.“

Zwar gibt es noch eine gehörige Anzahl von abnickenden Deppen, die ihrer FAZ vertrauen und das mit dem Nachdenken nicht so genau nehmen, aber die meisten Leser haben doch verstanden, wie unglaublich dreist dieser plötzliche Richtungswechsel nach zwei Jahren buntem Bullerbü ist. Nachzulesen in den Kommentarspalten auf Facebook und Balsam auf die rationale Seele:

Larsen K.:

„Das stimmt so nicht. Die AfD und andere warnen schon seit Jahren vor Ausländerkriminalität >> allerdings sind es Zeitungen, wie die FAZ, die aus den mahnenden Worten ständig und sofort ‚rechte Hetze‘ machen – und den Diskurs über dieses Thema damit in Organe und Medien einer ‚Gegenöffentlichkeit‘ abdrängen.

Dennis T.:

„Es ist fast schon lachhaft, so einen Kommentar zu lesen. Haben die Medien doch jetzt (Entschuldigung wegen der Verallgemeinerung!) über Jahre jegliche Kritik, Sorge oder negativen Voraussagen in die Rechte Ecke gestellt. Prominente, die blind alles lobten, wurden gehypt wie Weltstars. Talkrunden wurden nur mit Pro-Asyl Kandidaten besetzt und wenn ein Kritiker darunter war, hatte er die Rolle des Buhmanns. Fast 10% aller Delikte durch Zuwanderer in Deutschland. Das ist schlimmer als noch jede düstere Vorhersage in 2015!“

Sven K.:

„Man soll das Kind beim Namen nennen?!? Die Presse hat doch selbst diese Straftaten unter den Teppich gekehrt damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt um die schöne Willkommenskultur nicht zu gefährden.“

Thomas R.:

„Versäumnissen des gesellschaftlichen und politischen Diskurses“ So kann man das natürlich auch nennen, wenn über Monate hinweg Hetze gegen jene betrieben wird, die diese Tatsachen in den politischen Diskurs gebracht haben.

Michael P.:

„Jetzt wollen die das Kind beim Namen nennen, die alle in die Rechtsradikale Ecke geschrieben haben, die das vor 2 Jahren oder länger schon gesagt haben. Zu komisch, diese Journalistenwetterfähnchen …“

Fast hilfeschreiend wendet sich die Redaktion nach einigen Stunden an ihre Leser, sie mögen doch bitte den Kommentar zu Ende lesen, da man nicht pauschalisieren dürfe und genau dies „Nährboden“ für die doofen Rechtspopulisten sei. Das übliche Gesülze also. Bis dahin kamen allerdings die wenigsten, denn solche Belehrungen kennt man zu Genüge. Ja, liebe FAZ. Für Internet-Konservative ist das mit dem Neuland gar nicht so einfach.

(Bild: Metropolico.org, flickr, CC BY-SA 2.0)

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