Anstoß

Die Frauenquote: Eine politische Brechstange

Nun soll sie im Sturm die Etagen deutscher Vorstände erobern: die Quotenfrau. Und wie immer wird diese vermeintliche Errungenschaft gefeiert. „Großartig – endlich haben auch Frauen eine realistische Chance, Vorstandsmitglieder in einem der großen deutschen Unternehmen zu werden. Die #Vorstandsquote kommt!“, twitterte beispielsweise Katarina Barley, SPD-Politikerin und Abgeordnete des Europäischen Parlaments.

Ja, rote Politiker mögen Quoten. Für Frauen und Ausländer; aber am liebsten auch für die Produktionsfertigung, wie in der DDR. Mit der Quote lässt sich nach linker Denkart so ziemlich alles regeln. Wenn genug Quote, dann genug Gleichheit. Die Quote ist gut, weil sie schwarz-weiß ist, brachial und auf alles anwendbar. Zu viele Flüchtlinge in Deutschland und Europa – Quote. Zu viel CO2-Ausstoß – Quote. Zu wenig Frauen in deutschen Vorständen – Quote.

Quotenfrauen bekennen sich

Das sehen weibliche Größen aus der Politik, den Medien und der Unterhaltung wohl ebenso. Ursula von der Leyen (Präsidentin der EU-Kommission), Annegret Kramp-Karrenbauer (Verteidigungsministerin), Franziska Giffey (Familienministerien), Carolin Kebekus (Comedian), Caren Miosga (ARD-Moderatorin): Alle solidarisieren sich und bekennen: „Ich bin eine Quotenfrau.“ Damit wollen sie dem Begriff seine negative Konnotation nehmen.

Wie will man denn einem solchen Begriff die Vorurteile nehmen? Bezeichnet er doch den Umstand, in eine Position nur deswegen gekommen zu sein, damit ein vorgegebenes Verhältnis erfüllt wird. Eine Frau, die aufgrund einer Quote zu einem Vorstandssessel kam, wird sich immer diesem Umstand bewusst bleiben, mag sie auch noch so geeignet sein. Ebenso wie ihr Umfeld – auch wenn dieses so tun wird, als ob dem nicht so wäre.

Das sieht wohl auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Jana Schimke so. Gegenüber dem Deutschlandfunk sagte sie: „Viele junge Frauen auch bei uns in der Partei wollen keine Quotenfrau sein. Das ist einfach ein Manko. Man möchte es mit eigener Leistung schaffen.“

Leistung statt Quote!

Dem widersprach die Grünen-Politikerin Katharina Schulze auf Twitter: „Sehe das komplett anders. Bin stolze Quotenfrau und plädiere schon lange für eine positive Konnotation dieses Begriffs. Ist doch toll, Quotenfrau zu sein, es damit aus eigener Leistung zu schaffen und die Gesellschaft/ das Unternehmen mitzugestalten.“ Sowas kann man sich nicht ausdenken!

Was um alles in der Welt sucht diese Frau in der Politik? Nun gut, sie ist dafür zumindest in der richtigen Partei. Die Grünen gefallen sich schließlich darin, ständig mit unqualifizierten und dummen Kommentaren aufzufallen. Nur so ist es zu erklären, dass Frau Schulze als „stolze Quotenfrau“ behaupten kann, aus eigener Leistung in ihre Position als Fraktionsvorsitzende der bayerischen Landtagsfraktion der Grünen gekommen zu sein und danach nicht wegen absoluter Inkompetenz aus der eigenen Partei fliegt.

Der Vorsitzende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzschner, sieht das natürlich ganz so wie Schulze: „Eine Frauenquote für Vorstände bei größeren Unternehmen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung und Chancengleichheit in Deutschland.“ Eine seltsame Vorstellung von Gleichstellung, die Fratzschner hier vertritt. Gleichstellung impliziert doch gerade, dass die betreffende Frau ihren männlichen Kollegen gleichgestellt ist. Das ist sie aber nicht, wenn sie durch eine Quote ins Amt kommt. Ebenso wenig kann das als Chancengleichheit bezeichnet werden.

Warum braucht es eine Quote, wenn alle schon gleich sind?

Was hier gefeiert wird, ist lediglich eine Angleichung des Geschlechterverhältnisses in der Vorstandsetage. Was aber keineswegs dazu führt, dass jenen Frauen das gebotene Maß an Respekt entgegengebracht wird. Zwar würden das die männlichen Kollegen niemals zugeben – aber wer kann schon wissen, was einer denkt.

Und überhaupt, sind nicht die gleichen Protagonistinnen, die allenthalben die Notwendigkeit einer Frauenquote fordern, jene Frauen, die nicht müde werden, die selbstbewusste Frau in Szene zu setzen und darauf zu pochen, Frauen seien genauso erfolgreich, durchsetzungsfähig wie Männer? Wie passt das zusammen? Gar nicht! Offenbar trauen selbige Frauen aus Politik, Medien und Unterhaltung ihren Geschlechtsgenossinnen wohl doch nicht so viel zu, wie sie immer sagen.

Sicher, Vitamin B spielt immer eine Rolle und auf Leistung kommt es wirklich leider oft nicht an. Der begehrte Praktikumsplatz, der von Daddy verschafft wurde, der Anruf, der zu einer Beförderung führt oder die Einladung zu informellen Treffen der Eliten unter sich. Kontakte sind alles. Man muss immer jemanden kennen, der jemanden kennt. Und sicher, (soziale) Herkunft, Geschlecht oder fehlende Beziehungen wirken sich – gerade in den oberen Preisklassen – immer wieder auf den eigenen Werdegang aus. Dieses grundsätzlich menschliche Problem aber mit der politischen Brechstange lösen zu wollen, könnte abstruser nicht sein.

(Bild: Die französische Politikerin Marine Le Pen umzingelt von Männern.)

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