Rezension

Die Moschee Notre-Dame

Nach Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“, geht es in „Die Moschee Notre-Dame“ erneut um ein islamisches Frankreich.

Mit aller Kraft konnte sich der Mann aus dem Griff der beiden Polizisten befreien, um sich ein letztes Mal zu bekreuzigen, bevor sie ihn an den Betonpfeiler banden. Sein Vergehen: er war Winzer und hatte Weintrauben unterschlagen, um aus diesen Wein zu machen. Das anschließende „Bismilla-a-a-ah!!!“ der Menge, das die Steinigung einleitete, beschied sein Schicksal.

Frankreich unter dem Halbmond

Wir schreiben das Jahr 2048. Ganz Westeuropa wurde islamisiert und steht nun unter dem Recht der Scharia. Auch Paris bildet hier keine Ausnahme, deren nicht-konvertierte Bevölkerung jetzt in den fünf Ghettos der Stadt lebt, in welche die „Ungläubigen“ verbannt wurden. Die Mehrzahl der Pariser hat sich aber längst mit den neuen Verhältnissen engagiert, bekennt sich zu Allah und hält die islamischen Gesetze ein.

Eine Gruppe widerständiger Christen ist jedoch trotz der Aussichtslosigkeit der Lage bereit sich zu wehren, wovon sie sich auch nicht durch die Umweihung der Kathedrale Notre-Dame in Al-Franconi Moschee und der Abdankung des Papstes in Rom entmutigen lassen. Denn die Katakomben unter Paris dienen nicht nur zur illegalen Feier des Gottesdienstes, sondern auch als geheimes Lager großer Waffenbestände der alten französischen Armee.

Es sind diese Geheimgänge der Pariser Unterwelt, deren Existenz der größte Trumpf in den Händen der Aufständischen ist. Als jedoch durch einen Informanten bekannt wird, daß es der Plan der islamistischen Machthaber ist, die Ghettos auszulöschen und alle zu töten, die nicht konvertieren wollen, muß schnell gehandelt werden.

Ghettos für Nicht-Muslime

Die anschließenden Evakuierungspläne, die Ghettobewohner aus Paris hinaus in die Ungewissheit des französischen Landes zu führen, laufen daraufhin auf Hochtouren an. Jedoch ebenso der Plan, vor der Aufgabe der Ghettos in Paris ein Fanal zu hinterlassen, das durch seine Wirkung weit über die Mauern der Stadt hinaus leuchten würde.

Jelena Tschudinowas bereits 2005 auf russisch erschienener Roman liegt nach mehreren Übersetzungen, u.a. ins französische und englische, nun auch auf deutsch vor. Die düstere Geschichte um einige wenige Franzosen, die unter dem Zustand ihres Landes leiden, schildert ein islamisiertes Frankreich, England und Deutschland, welche nun die drei Hauptmächte unter dem Halbmond in Europa bilden. Ihnen entgegen steht ein sich seiner Tradition und religiösen Überlieferungen treu gebliebenes Osteuropa, angeführt von Russland, welches sich hier in einem neuen Kalten Krieg wiederfindet.

Warnung vor ungewollten Folgen der Masseneinwanderung

Die Zuwanderung hat Westeuropa in dieser Geschichte völlig verändert, was in diesem noch einige Jahrzehnte zuvor niemals für möglich gehalten wurde. „Sie dachten damals sehr viel über die Zukunft nach und glaubten, dass sie von einer geradezu unvorstellbaren Blüte der Wissenschaften und aller künstlichen Formen der Intelligenz gekennzeichnet sein würden. Ich habe die Bücher jener Jahre gelesen. Das Einzige, was unseren Fortschrittsgläubigen damals überhaupt nicht in den Sinn kam, war unsere Gegenwart.“

Spätestens hier dürfte deutlich werden, daß Tschudinowa mit ihrem Roman den Leser auch ganz konkret vor einer Islamisierung Westeuropas warnen möchte. Dabei ist jedoch wichtig zu beachten, daß Geschichte nicht linear verläuft und sich dadurch über einen Zeitraum von 30 Jahren auch nicht vorhersagen läßt. Dies gilt sowohl für die großen, als auch für die kleinen Ereignisse des Weltgeschehens.

Daß die Türkei, wie im Roman geschildert, der Ukraine die Krim abnehmen könnte, ist zumindest aus unserer heutigen Sicht inzwischen bereits sehr unwahrscheinlich geworden. Dennoch bietet die Erzählung durch Aufzeigen einer erschreckenden Tendenz den nötigen Schock zur Gewahrwerdung eines potentiellen Problems, welches Westeuropa drohen könnte.

Wann kommt die Verfilmung?

Im Ganzen ist Tschudinowas Roman ein spannender Action-Thriller in einer postapokalyptischen Atmosphäre, der durchaus das Potential für eine Verfilmung mit Starbesetzung hätte. Wenn es jedoch erst einmal soweit wäre, und die ganz Großen im Showbiz dieses Thema aufgreifen, welche für gewöhnlich stets dem Zeitgeist hinterherrennen, um dann ihr Schattenboxen zu veranstalten, wäre die Gefahr einer Islamisierung des Abendlandes mit Sicherheit gebannt.

Jelena Tschudinowa: Die Moschee Notre-Dame. Anno 2048, Renovamen-Verlag, 2017, 432 Seiten, 22 Euro. Hier bestellen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzinfo