Gesichtet

Die Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies

Neulich sprang mir ein Artikel auf Spektrum.de ins Auge, der sich der immer wieder ausbrechenden Debatte um die sogenannten Gender Studies an deutschen Universitäten annahm. Genauer: Es wurde die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Gender Studies aufgeworfen.

Nach der Lektüre drängte sich geradezu die Frage auf, was denn eigentlich nun? Schlaglichtartig wurden verschiedene Positionen umrissen, ein Zitat hier, ein Zitat dort. Eine abschließende Antwort gab es dann doch nicht.

Quintessenz: Gender Studies haben ihre Daseinsberechtigung im universitären Alltag, aber irgendwie auch nicht so ganz. Auf diesen Zug ist nun augenscheinlich auch die Junge Union aufgesprungen. In der sogenannten „Dresdner Erklärung“ fordert sie, die gendersensible Schreibweise aus dem Sprachgebrauch zu verbannen. Jahrelang war das kein Problem, nun aber, wo die Wahlergebnisse so schlecht sind wie seit 1948 nicht mehr, versucht man zu retten, was zu retten ist.

Steuergeldverschwendung und Studentenverblödung

Wenn man über die Genderforschung spricht, gibt es eine grundlegende Frage, die geklärt werden sollte. Ist „Geschlechterforschung“ notwendig und sinnvoll? Oder werden hier Steuergelder verbrannt und Studenten verblödet? Die Verantwortlichen in der Politik würden sich wohl für ersteres aussprechen, wenn man sie fragen würde. Schließlich ist der Studiengang Gender Studies der mit Abstand am schnellsten wachsende Bereich in der Forschung. Stand 2017: 188 Professuren in Deutschland – allesamt an Frauen vergeben.

Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass die Schaffung dieser Lehrstühle auf Kosten anderer wissenschaftlicher Disziplinen ging. So wurden der Paläontologie – wichtig für die Erdölindustrie und die Klimaforschung – zwischen 1997 und 2011 21 Lehrstühle gestrichen. Im gleichen Zeitraum jedoch 30 neue Gender-Professuren geschaffen. Kein Wunder. Schließlich ist die Förderung dieses Fachs ein erklärtes Ziel deutscher Parteien. Von der CDU über die FDP bis zu den Grünen: Alle finden das unglaublich wichtig.

Was haben die Gender Studies bisher wissenschaftlich gebracht?

Gender könne man mit „sozialem Geschlecht“ übersetzen. Folglich gibt es keine Geschlechter, die von der Natur bestimmt wären. Geschlechter sind nun vielmehr eine Art Konvention, vergleichbar mit dem Umstand, dass nur Frauen Röcke und Kleider tragen oder in den Bergen über eintausend Metern generell das „du“ verwendet wird. Biologische Geschlechtsmerkmale sind dabei zu vernachlässigen. Eine Auswirkung auf den Menschen hätten sie ohnehin nicht.

Und wäre das nicht schon verschroben genug, treibt die Genderforschung bisweilen auch noch die seltsamsten Stilblüten. So sollte aus den Werbebroschüren des Tierparks Eifel Bilder von der Hirschbrunft gestrichen werden, da das nur Geschlechterstereotypen fördern würde. So what? Hirsche auch? Alles Gender!

Solcher Nonsens könnte aber noch toleriert werden – schließlich wurden in der Wissenschaft schon des Öfteren Theorien aufgestellt, die sich im Nachhinein als falsch erwiesen haben, wenn die akademische Arbeit der Gender Studies zumindest regelmäßig neue Erkenntnisse bringen würde. Aber auch hier Fehlanzeige! So schreibt ein Herr Vukadinovic in der EMMA, seines Zeichens ehemaliger Student der Gender Studies: „Nicht eine Arbeit aus den Gender Studies hat eine gesellschaftspolitische Debatte geprägt oder zumindest vorangetrieben.“

Auch hat keine Lehrstuhlinhaberin der Geschlechterforschung in Deutschland eine bahnbrechende These formuliert. Mit anderen Worten: Akademische Genderforschung kostet viel, bringt aber absolut nichts. Und das liegt unzweifelhaft an der Methodik und den unverständlichen Begrifflichkeiten, die verwendet werden.

Judith-Butler-Monologe

Stattdessen wird ständig dasjenige gebetsmühlenartig heruntergeleiert, was die Ahnfrau und Prophetin des Gender Mainstreaming, Judith Butler, von sich gegeben hat und gibt. Es gibt in der Geschlechterforschung keine wissenschaftliche Diskussion, sondern Judith Butler-Monologe.

Bezeichnend ist, dass häufig gerade Naturwissenschaftler der Genderideologie widersprechen. Der Evolutionsbiologe Simon Baron-Cohen zum Beispiel hat Versuche mit Neugeborenen gemacht, weil man bei diesen davon ausgehen kann, dass sie von etwaigen „Geschlechterrollen“ unbeeinflusst sind. Ergebnis: Mädchen reagieren stärker auf Gesichter, Jungen hingegen auf mechanische Geräte. So was aber auch. Richard Lippe hat 200.000 Menschen in 53 verschiedenen Ländern nach den Traumberufen gefragt. Durch die Bank weg nannten Männer öfters den Beruf „Ingenieur“ als Traumjob als Frauen, die soziale Berufe präferieren.

Wenn aber doch die Geschlechterunterschiede gesellschaftlich anerzogen und damit kulturell bedingt seien, müsste es doch Unterschiede nach kulturellen Kontexten geben. Augenscheinlich jedoch keine nennenswerten. Also entweder sind alle Kulturen gleich und erziehen ihre Kinder nach denselben Idealen von den USA und Norwegen bis nach Saudi-Arabien oder an den Theorien der Gender Studies stimmt irgend etwas nicht so ganz!

Wie sich männliche von weiblichen Gehirnen unterscheiden

Der US-amerikanische Hirnforscher Thuran Caneli hat weibliche und männliche Gehirne untersucht. Und oh Wunder: Frauen speichern emotionale Ergebnisse zumeist in beiden Gehirnhälften, Männer hingegen nur in einer. Daher ist es für einen Mann schwieriger sich an Dinge zu erinnern, wie einen Ehestreit oder den ersten Kuss. Eine Antwort darauf, warum es Genderforscherinnen dennoch schaffen, alle diese Fakten zu ignorieren, hat der Evolutionsbiologe aus Konstanz, Axel Meyer, gefunden: „Wer die Beiträge der bekanntesten Gender-Forscherin Judith Butler liest, merkt sofort, dass ihr Äußerungen größtenteils auf Ideologie und Aktionismus gründen und weniger auf empirischer und wissenschaftlicher Forschung.“

Um noch einmal Franziska Schößler, Autorin des Buches Einführung in die Gender Studies zu zitieren: „Es sind vor allem kulturelle Akte, die einen Mann zu einem Mann machen.“ Was ist dann aber mit dem Hormon Testosteron, als offensichtlicher Unterschied zwischen Mann und Frau? Spielt das nicht auch eine Rolle? Judith Butler erwidert: „Anatomie ist ein soziales Konstrukt.“ So viel zum Thema.

Neurowissenschaftlerin Doreen Kimura widerspricht. Der Testosteronspiegel habe erheblichen Einfluss auf die Berufswahl und das räumliche Vorstellungsvermögen, so ihre Forschungen. Ein hoher Testosteronspiegel macht auch risikofreudiger und kräftiger, jedoch auch kurzlebiger, da es das Immunsystem schwächt. Je weniger Testosteron, desto disziplinierter.

„Naturwissenschaften konstruieren Wissen“

Und was haben die Gender-Experten dazu zu sagen? „Naturwissenschaften konstruieren Wissen, das den gesellschaftlichen Systemen zuarbeitet.“ Nochmals Franziska Schößler. Oder: „Naturwissenschaften reproduzieren herrschende Normen.“ Kein Wunder, denn schließlich ist der „Objektivitätsanspruch der Wissenschaften“ lediglich „ein verdeckter männlicher Habitus“. Da habt ihr es, ihr Frauen: Objektivität ist nicht eure Sache.

Hat Frau Schößler vielleicht einmal darüber nachgedacht, dass Naturwissenschaften die gesellschaftliche Norm von der Bipolarität der Geschlechter bestätigt, weil sie eben wahr ist? Vielleicht „konstruiert“ die Naturwissenschaft nichts, sondern bestätigt lediglich? Stattdessen wird hier in kreationistischer Weise geleugnet, was nicht passt. Mit Fakten kann man diesen Wirrköpfinnen wohl nicht beikommen.

Daran erkennt man, wessen Kind die Gender Studies sind. Ebenso wie der Sozialismus denkt die Geschlechterforschung alles von der Utopie her. Alle Wahrheit liegt in der Utopie und nicht etwa in der Realität. Damit muss aber auch alles strikt geleugnet werden, was dieser Utopie entgegensteht. Wie dem auch sei: Wenn das die Ergebnisse von jahrelanger Forschung sind, so sprechen sie für sich und die Sinnhaftigkeit dieser Forschung.

Gender Studies und der Marathonlauf

Hannelore Faulstich-Wieland (Genderforscherin und Frauenbeauftragte an der Uni Hamburg) stellt in einem Interview die gewagte These auf, es habe gesellschaftliche Gründe, warum Männer bei einem Marathonlauf im Durchschnitt schneller seien als Frauen. Sie hält übrigens auch Erzieher für gefährlich, weil dann die Gefahr bestehe, dass „Jungen auf ein Stereotyp von Männlichkeit“ programmiert werden. Und was ist mit Mädchen? Werden die bei Erzieherinnen nicht ebenso in ein stereotypes Frauenbild gezwängt? Wahrscheinlich nicht. Denn Simone de Beauvoir – Schriftstellerin, Philosophin und vor allem Feministin – prägte den Satz, Frauen werden nicht als solche geboren, sie werden dazu gemacht. Wer hätte das gedacht.

Jede Ideologie braucht ein Feindbild. Bei den Butler-Jüngerinnen ist es offenbar ganz eindeutig der westliche, weiße, heterosexuelle Mann, der die attraktive Kassiererin im Kaffeehaus seines Vertrauens anlächelt, anstelle einer unzufriedenen, dicken Vollblutemanze. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn Gender-Expertinnen es als Abwertung der Frau und ihrer Arbeit sehen, wenn man mehr Erzieher fordert.

Man sollte dann aber auch fragen dürfen, warum es legitim sein soll, ständig nach mehr weiblichen Professoren zu schreien. Wertet das nicht nach dieser Logik die Arbeit ihrer männlichen Kollegen ab? – Aber nicht doch! Es wird immer wieder deutlich: Auch der Genderismus ist ein Kind des Radikalfeminismus unserer Zeit.

Wenn´s um den Islam geht, herrscht Stille

Wenn man jedoch auf den Islam zu sprechen kommt und das ihm implizite Bild der Frauen, sind auf einmal alle Gender-Expertinnen still. Dabei sind die Länder, in denen der Islam regiert, diejenigen Länder, in denen Frauen mit Abstand am wenigsten Rechte haben und mehr eine Verfügungsmasse der Männer darstellen. Ganz im Zeichen der „Critical Witheness“ weigert man sich, systematische Erhebungen zum Geschlechterbild, das in Moscheen gepredigt wird, durchzuführen.

Auch die barbarische Tradition der Genitalverstümmelung bei Frauen in Teilen Afrikas wird nicht kritisiert. Wenn, dann wird diese „Tradition“ noch verherrlicht und in Schutz genommen. Daniela Hrzán sieht z.B. darin nichts Barbarisches. Vielmehr sei es diskriminierend, diesen Akt als Verstümmelung zu geißeln. Gilt das Recht auf körperliche Unversehrtheit nur bei europäischen, westlichen Frauen, wenn sie von weißen Männern angegangen werden?

Gleichfalls spricht sich Ann-Kathrin Meßmer dagegen aus. Man könne schließlich keine westlichen Maßstäbe bei betreffenden Frauen ansetzen. Vielmehr müsste man sie vor „Verwestlichung“ schützen. Selten eine solch widerliche Arroganz gegenüber Frauen erlebt, für die dieser Eingriff ein Leben voll Schmerzen bedeutet.

Hass auf den Westen

Aus solchen Äußerungen spricht auch ganz deutlich der Hass auf alles Westliche, der den Gender Studies zugrunde liegt. In bester antiimperialistischer Manier gilt alles genuin „Westliche“ als a priori böse und verdammenswert. Im Gegensatz dazu wird alles „Nicht-Westliche“ als gut und bewahrenswert gefeiert. Als etwas, das man nur bewundern könne. Ins gleiche Horn stößt auch Sabine Hark von der TU Berlin – immerhin gilt sie als wichtigste Genderforscherin in Deutschland – wenn sie nach der Silvesternacht 2015 nichts besseres zu tun hat, als darüber zu sinnieren, der Feminismus müsse sich „von der Borniertheit der ersten Welt“ lösen.

Sicherlich ist nicht alles Verhalten von Mann und Frau biologisch determiniert. Aber deshalb alles kurzerhand zum Konstrukt zu erklären? Wo sind dann die Studien der Gender-Expertinnen, die Hinweise auf die Richtigkeit ihrer Thesen geben würden? Genderlehrstühle gibt es dazu schließlich genug. Studien dieser Art gibt es aber nicht.

Die einzige Fallstudie, die immer wieder in der einschlägigen Literatur auftaucht, ist der Fall des Bruce Reimer. Dieser wurde 1965 als Teil eines Zwillingspaars in Kanada geboren, jedoch rund eineinhalb Jahre nach seiner Geburt auf Rat des Sexualwissenschaftlers John Money einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, nachdem der Penis nach einer Operation irreparabel beschädigt wurde.

Nun wurde Bruce fortan Brenda gerufen und als Mädchen erzogen. Jedoch war Brenda immer ein auffälliges Kind. „Sie“ spielte lieber mit Autos, statt mit Puppen und verhielt sich ansonsten mehr wie ein Junge als ein Mädchen.

Geschlechtsumwandlung mit schlimmen mentalen Folgen

Dennoch wurde der Fall des Bruce Reimer sehr schnell berühmt und fortan für den Beweis einer erfolgreichen Geschlechtsumwandlung gefeiert. Was aber nicht ganz so viele wissen: Brenda war nicht so, wie in der Forschungsliteratur beschrieben ein normales, glückliches Mädchen, sondern war ein zutiefst unglückliches Kind mit großen sozialen Problemen.

1980 erfuhr Brenda, dass sie eigentlich als Junge geboren war und bestand fortan darauf, wieder als Junge zu leben. Sie ließ sich erneut operieren und nannte sich David. Verarbeiten konnte David diese durch und durch zwiegespaltene Kindheit dennoch nicht. Das Ende vom Lied war, dass er 2004 Selbstmord beging.
Um die oben gestellte Frage zu beantworten: Der bereits erwähnte Herr Vukadinovic äußerte sich wie folgt: „Das Studium der Gender Studies macht Studierende oftmals nicht schlauer, sondern in vielen Fragen dümmer. Sie lernen nicht globale Probleme objektiv zu erfassen, sondern sie durch eine hochgradig antiimperialistische Agenda zu filtern.“

Und damit dürfte auch die Frage nach der Wissenschaftlichkeit dieses Studiengangs beantwortet sein. Wer jetzt hingegen darin immer noch eine Bereicherung der universitären Forschung sieht, soll von mir aus weiterhin sein metaphorisches Schild hochhalten, auf dem geschrieben steht: „Einsamer trans/bi/inter/queer-sexueller Mensch*_/innen sucht Liebe und Anerkennung. Umarmungen erwünscht!“

(Bild: Pixabay)

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