Anstoß

Die Welt als Wunschkonzert

Außer im Kreis der Ballerspiel-Fanatiker und der erklärten Sadisten werden die schrecklichen Bilder der ukrainischen Tragödie bei kaum einem Menschen den Wunsch auslösen, es solle noch schlimmer kommen.

Jeder Normale im weiten Erdenrund wird hoffen, daß bald Frieden herrscht und man an den Wiederaufbau gehen kann. Aber mancher wird auch zurückblicken und sich die Frage stellen: Wie konnte es dazu kommen? Victoria Nuland, bekennende Europäer- und Pazifistenhasserin, hat als Staatssekretärin für Europa und Eurasien im Außenministerium der Obama-Administration am 13. Dezember 2013 erklärt: „Wir haben fünf Milliarden Dollar investiert, um der Ukraine beizustehen.“

Nun, Onkel Sam und Tante Samantha wollen natürlich irgendwann Kasse machen und den berühmten „return on investment“ einstecken. Da durfte es nicht sein, daß die Konkurrenzfirma aus Moskau noch Einfluß besaß und am Profit der schönen Weizenfelder und Bergwerke beteiligt war. Deshalb mußte Anfang 2014 mit der inszenierten Pseudo-Revolution der Maidan-Hooligans der allzu neutrale Präsident Wiktor Janukowytsch gestürzt und von korrupten Politikern unter die Anklage gestellt werden, er sei noch korrupter als sie.

Die momentanen Wünsche so mancher westlicher Politiker und Meinungsmacher können einfach nur Alpträume auslösen. Da wird mit dem Dritten Weltkrieg gespielt: Etwa von polnischen Chauvinisten mit ihrem Geschrei nach einer Flugverbotszone. Daß Polen seine berechtigten nationalen Interessen gegen die Brüsseler ZK-Bürokratie verficht, ist gut und richtig, aber es ist geradezu obszön, wenn Polen (noch dazu unter dem Beifall angeblicher Konservativer aus Westeuropa) die NATO per „Friedensmission“ in den großen Krieg mit Rußland verwickeln will – verbunden mit der rosigen Illusion, die ungeliebten Russen und Ukrainer würden sich heroisch gegenseitig abschlachten und Polen könne als lachender Dritter wie einst zur Führungsmacht im östlichen Mitteleuropa aufsteigen. Die USA sollen dabei gefälligst den Schirmherrn und weltpolitischen Garanten abgeben, die deutschen Dämchen und Dämlacks dürfen sich als Steigbügelhalter nützlich machen.

Eine verantwortliche, rational handelnde Führung der Ukraine muß jetzt wissen, was zu tun ist, um die völlige Zerstörung des Landes zu verhindern. Man muß sich dazu freimachen von allen fremden Einflüsterern, die aus selbstsüchtigem Eigeninteresse den Selbstmord als patriotische Tat anpreisen. Allzuvieles erinnert heutzutage an den Wahnsinn in Deutschland 1944/45 mit den letzten Aufgeboten aus Kindern und Greisen, mit der Taktik der verbrannten Erde und des Kampfes bis zum letzten Blutstropfen.

Drei bis vier Millionen Ukrainer fliehen vor einem Krieg und sehr unterschiedlichen Gefährdungen. Wie bei den Syrern und den Afghanen finden sich unter ihnen auch Menschen, die in erster Linie ein materiell erfolgreiches und gesichertes Leben im „Goldenen Westen“ anstreben. Diese Gruppe der Wirtschaftsflüchtlinge ist eine Realität, die nicht dadurch verschwindet, daß man dieses Wort als böse und diskriminierend verbieten will. Ihre baldige Heimreise sollte man im Interesse ihres Heimatlandes durchsetzen – sie werden dort gebraucht für den Wiederaufbau.

Die meisten, die aus der Ukraine kommen, sind Kriegsflüchtlinge. Sie hier zeitweilig aufzunehmen ist Menschen- und Christenpflicht. Sie zu integrieren ist weder unsere Aufgabe noch hilfreich. Man soll sie versorgen, man soll für die Kinder eine möglichst gute Weiterbildung im Sinne des ukrainischen Schulsystems improvisieren, aber man soll ihnen klipp und klar sagen, daß sie, sobald in der Ukraine wieder Frieden herrscht, unverzüglich repatriiert werden.

Bleibt eine kleine Minderheit: die politischen Flüchtlinge aus der Ukraine im Sinne des deutschen Grundgesetzes. Ihnen sollte man das Angebot freiwilliger Integration machen, das einschließt, in einigen Jahren nach begonnener Assimilation und unter Aufgabe der alten Staatsbürgerschaft Deutscher zu werden. Hier geht es explizit um politisch Verfolgte, was allerdings fatalerweise einschließt, daß Deutschland auch ukrainische Neofaschisten und fanatische Russenfresser schützen müßte. Wie bei militanten Islamisten sollte denen allerdings der völlige Verzicht auf jede Art politischer Betätigung abverlangt werden.

Selbst beim Wunschkonzert kommt nicht jeder dran und wird nicht jeder Wunsch erfüllt. Und das ist gut so. Wenn Opa Hoppenstedt seinen Humtata-Marsch hören will und Oma Else die Oberkrächzer, sollten sie enttäuscht werden. Wenn aus der Blase der semiintellektuellen Staatstragenden das Echo der einstigen Rufe nach Waffen für El Salvador ertönt und in strammer Haltung gebrüllt wird, der Ukraine-Krieg solle endlich mit reichlich NATO-Waffen befeuert werden, dann kann unsere Antwort nur lauten: NEIN DANKE.

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