Gesichtet

Ein Apostel für Deutschland

Am 5. Juni war nicht nur Pfingstmontag, sondern auch ein anderes hohes kirchliches Fest. Zumindest für Katholiken in Deutschland. Es war das Fest des heiligen Bonifatius – seines Zeichen Apostel Deutschlands.

Dieser (Angel-)Sachse, mit dem Namen Wynfreth wurde um 673 im heutigen vereinigten Königreich geboren und schlug dort eine Karriere als Mönch ein. Seine Missionstätigkeit begann im Jahre 719 n. Chr. Dazu bekam er von Papst Gregor II. eine Missionsvollmacht für Germanien und einen neuen Namen: Bonifatius. Er zog vor allem durch Bayern, Hessen, Thüringen und Friesland, um dort zu predigen und die Menschen zum christlichen Glauben zu bekehren. Er wurde zum päpstlichen Legaten für das damals noch überwiegend heidnische Germanien und Erzbischof von Mainz. Er gründete zahlreiche Klöster – Fulda dürfte seine berühmteste Gründung sein – und reorganisierte Bistümer wie Regensburg, Salzburg, Passau und Freising.

Grundstock für das christliche Mittelalter und die deutsche Kultur

Sein unermüdlicher Eifer legte schließlich den Grundstein für den Erfolg der späteren großen fränkischen und deutschen Könige. Denn von Kaiser Karl dem Großen über Otto I. bis zu Heinrich IV. stützten sich alle Könige des alten Reiches maßgeblich auf die Kirche und ihre Organisationsstruktur, um ihr Reich verwaltungstechnisch zu durchdringen.

Er legte mit seiner ausgedehnten Missionierung und Christianisierung den Grundstock für das christliche Mittelalter im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Den Grundstock, dafür, dass die deutsche Kultur entstehen konnte. Denn der christliche Glaube als einigendes Band, dass die deutschen Stämme umschloss, schuf erst die Voraussetzungen, damit hunderte Jahre später eine deutsche Nation entstehen konnte. Als Teil des Abendlandes ist auch die deutsche Geschichte durchdrungen von der christlichen Theologie. Das Christentum mit seinen Moralvorstellungen und Werten bildet die „geistigen, ethischen und kulturellen Grundlagen, auf denen unser Gemeinwesen steht.“ (Michael Paulwitz)

Christliche Elemente in Literatur, Musik und dem Rechtssystem

Es mag nicht jedem gefallen, aber ohne das Christentum wäre europäische, deutsche Geschichte nicht vorstellbar. Da muss man gar nicht ins Detail gehen, nur so viel: Wären deutsche Komponisten von Bach bis Schubert ohne die Inspiration des christlichen Glaubens in der Lage gewesen, solch herrliche Musik zu komponieren? Man denke nur an die Johannespassion oder das Requiem von Mozart. Was ist mit Eichendorffs „Mondnacht“? Das Christliche ist in der deutschen Geschichte mit Händen greifbar. In der Literatur und in der Musik aber auch in unserem Rechtssystem.

Denn dieses fußt doch auf unseren Moralvorstellungen, die über die Jahrhunderte von den Kirchen auf die Menschen ausstrahlte. Auch wäre unser freiheitliches Rechtssystem ohne das Christentum als moralischer Kompass nicht möglich. Denn diese großen Freiheiten, die wir genießen, können nur aufrechterhalten werden, wenn man ohnehin davon ausgehen kann, dass sich die überwiegende Mehrheit der Bürger an die Regeln halten, einfach aus dem Grund, weil diese Regeln sich so im kollektiven Gedächtnis – und damit über die Erziehung im individuellen – eingebrannt haben. Erst wenn die Homogenität in den allgemeinen Moralvorstellungen (die Ächtung von Ehrenmorden z.B.) verlorengeht, muss der Staat zunehmend die Überwachung ausdehnen, um den Frieden zu wahren. Auf Kosten der Freiheit des Einzelnen. Daran sollten all diejenigen denken, die so versessen darauf sind, jeden christlichen Bezug aus dem öffentlichen Leben zu streichen.

Kölner Dom als Touristenattraktion

Dass aber das Christentum hier in Deutschland ein eindeutiges Problem mit sich selbst und seiner Botschaft hat, sieht man ganz deutlich am Kölner Dom, den ich mir vor einiger Zeit anschauen konnte, als ich für einen Termin in der Narrenhauptstadt war. Der ganze Dom ist ein Monument des katholischen Wirkens in Deutschland und erinnert mit seinen riesigen Buntglasfenstern, gewaltigen Säulen und reich verzierten Altären an eine Zeit, in der der Glaube noch gelebt wurde. Diese Zeit ist wohl vorbei. Am Eingang warten stets Scharen von Menschen, die in den Dom wollen. Jedoch nicht für das Gebet, sondern lediglich aus kulturellem Vergnügen. Weil der Kölner Dom eine Touristenattraktion ist. Das christliche Abendland ist schon lange nicht mehr christlich.

An dem zunehmenden Desinteresse gegenüber dem christlichen Glauben in Deutschland ist die Kirche jedoch stellenweise selber schuld. In Rom gefällt sich Papst Franziskus in seiner Progressivität und baut die Kirche zusehends zu einem Hampelmannverein um, der alle seine Glaubensinhalte verrät und dem Zeitgeist hinterherhechelt. Um das zu erkennen, muss man aber nicht unbedingt ins ferne Rom blicken, es reicht schon die Erwähnung des Namens von Erzbischof Rainer Maria Woelki, um der katholischen Kirche ein grundlegendes Problem zu attestieren. Wenn dieser ein Flüchtlingsboot vor seinem Dom aufstellen lässt und darauf die heilige Messe feiert, ist dies Zeichen genug. Dieser Erlöser ist heute dezidiert nicht-europäisch. Über die evangelischen Landeskirchen ist zudem jeder weiterer Kommentar überflüssig.

Das Sägen am eigenen Ast

Den Menschen ist in überwiegender Zahl der christliche Glauben abhanden gekommen. Das gleiche gilt leider auch für viele, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, dieses Land zu retten. So kämpfen PEGIDA und AfD für den Erhalt des deutschen Volkes, „das von sich selbst, von seiner Seele und von Gott nicht mehr viel weiß.“ (Kubitschek)

Ein klassisches Beispiel dafür, dass Deutschland den so wichtigen Bezug zu seinen christlichen Fundamenten verloren hat, wird ersichtlich, wenn man die Diskussion über das Kreuz auf der Kuppel des neuen Berliner Stadtschlosses anschaut. Hier wird unter dem Deckmantel der „Religionsfreiheit“ das Eigene diskreditiert und verleugnet. Wer aber hier in Deutschland das Christentum verleugnet als grundlegende Prämisse unserer Kultur und Geschichte, sägt an dem Ast, auf dem er sitzt.

Denn in dieses durch Selbstverleugnung geschaffenes Vakuum stoßen nun andere Weltanschauungen, wie der Islam, die sich selbst noch nicht aufgegeben haben. Denn wie soll man den Vorgang denn sonst deuten, dass zunehmend christliche Symbole und Feiertage aus dem öffentlichen Leben verschwinden und gleichzeitig das Kopftuch und die Moschee immer deutlicher hervortreten?

Neutralität nur eine Zwischenstufe: Am Ende steht unser Verschwinden

Wenn das so weiter geht, wird die allgemeine Neutralität in Religionsfragen nur eine Zwischenstufe sein. Wir werden verschwinden zugunsten einer vitaleren islamischen Gemeinde, die sich zunehmend ausbreitet. Dieses Land bräuchte eigentlich wieder einen neuen Apostel, der uns aufrüttelt, wie seinerzeit Bonifatius die deutschen Stämme aufgerüttelt hat. Der uns wieder mit der Nase auf unsere Geschichte und unsere Werte stößt. Einer, der die Donnereiche des heidnischen Götzen der grenzenlosen Liberalität und des Konsums umhaut und uns damit vor Augen führt, dass die Götter, denen wir uns verschworen haben, unser Untergang sind.

(Bild: Johann Michael Wittmer: Bonifatius fällt die Donareiche, 1861)

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