Anstoß

Erdolf eint das deutsche Volk

Erdogan ist in aller Munde. Die Türken der Welt, zumindest diejenigen, die noch nicht im Gefängnis sitzen, lieben ihn. Die Deutschen hassen ihn.

Und das ist seit langer Zeit das erste Mal, dass man dergleichen sagen kann. Die Deutschen machen etwas gemeinsam, denken einheitlich. Bis auf Merkel natürlich, aber die zählt ohnehin nicht. Untypisch für das zersplitterte 21. Jahrhundert. „Man muss differenzieren“, schallt es normalerweise aus allen Ecken. Die Veganer machen das, die Rechten machen das, die Verschwörer denken so, die Kommunisten so. Aber „die Deutschen“? Eigentlich gibt es uns ja gar nicht mehr.

Die, die schon länger hier leben, geraten ins Hintertreffen

In grauer Vorzeit brauchte man einen derartigen Begriff noch gar nicht, weil es selbstverständlich war, wer dazu gehört. Dann musste man sich irgendwie gruppieren, abgrenzen, definieren. Das Volk entstand. Seit Jahrzehnten arbeiten die Eliten daran diesen Begriff zu zerstören. Bürger, Bewohner, hier Aufgewachsene, Einwohner, Menschen, Leute, Biodeutsche, Autochthone, Anwohner, Passdeutsche. Die Liste der erlaubten Wörter ist lang und nach und nach gerät das muffige deutsche Volk ins Hintertreffen. Im übertragenen wie im wahren Sinne. „Die, die schon länger hier leben“, vereinen sich mit den Neubürgern zu einem bunten Potpourri aus geballtem Spaß und linker Lebensfreude. Aber das wissen wir mittlerweile alle.

Auf einmal passiert so etwas: Erdolf dreht wieder vollkommen am Rad und das deutsche Volk ist einer Meinung. Die Rechten hassen ihn mit seinen islamischen Bestrebungen. Die Linken hassen ihn mit seinen nationalistisch-konservativen Ansichten. Die Anti-Deutschen hassen ihn dafür, dass er ihr Vorbild Deniz Yücel ins Loch geworfen hat. Die Militaristen hassen ihn, weil er die Putschisten verfolgte, bestrafte und hinrichten ließ. Die Kommunisten hassen ihn, weil er seit Jahren die Kurden und die PKK bekämpft und sogar die Fähnchen-im-Wind-Sozialdemokraten hassen ihn, weil Martin Schulz neuerdings auch dagegen ist. Sogar die liberalen Multi-Kultis verlieren langsam ihre Geduld mit dem unmenschlichen Despoten. Auch „gendert“ Erdowahn nicht, was ihm den Hass der Neo-Feministinnen einbringt. Innerhalb weniger Tage entstand in Deutschland eine Anti-Haltung, ja sogar etwas wie eine gemeinsame Front der verschiedensten „Colors“.

Juhu, wir haben ein gemeinsames Feindbild!

Wir haben ein Feindbild. Wir gegen Erdogan. Das „Wir“ steckt zwar noch in den Kinderschuhen und wird von anderen Streitigkeiten überdeckt, aber „gegen Erdogan“, das sind die Deutschen. Die meisten Türken nicht. Die meisten Muslime nicht. Die Grabenkämpfe und politischen Differenzen werden unter den Deutsch-Türken auch immer weniger. Es scheint, dass sie sich aufgrund der klugen „Opferhaltung“ Erdogans immer stärker auf seine Seite schlagen. Die magnetische Kraft, der Kleber der Ethnie, scheint also sogar nach Jahrzehnten propagierten Sozialkonstruktivismus noch immer existent zu sein.

Das One-World-Denken und das Erwarten, dass sich Leute an ihrer politischen Einstellung, ihren sozialen Prägungen, ihrer Bildung und ihrem Einkommen orientieren, wurde gerade von so etwas seltsamem, im Sterben liegenden, wie Volk, Kultur und Identität vernichtend geschlagen. Totgeglaubte leben länger, die Dame Germania rückt nach vorne. Herbert Marcuse, die Frankfurter Schule, die Marxisten und Internationalisten stehen gerade im Schach, wenn auch noch lange nicht im Matt.

Rückbesinnung auf das Nationale

Geschichte, Volk, Ethnie und Kultur haben zum ersten Mal seit langer Zeit öffentlich und ohne Zweifel den Materialismus und die Gleichheit der Menschen in wenigen Stunden hinweggefegt. Nur aufgrund der seltsamen und riskanten Politik eines türkischen Despoten. Die Deutschen stehen in großen Teilen gegen Erdogan, die Türken stehen für ihn. Dergleichen passiert gerade in Holland, Frankreich, Dänemark, in all den liberalen Unterwerfungsstaaten, von denen niemand mehr glauben wollte, dass sich die politischen Gräben zwischen links und rechts, konservativ und progressiv, national und international jemals schließen wollten. Geschlossen haben sie sich noch lange nicht, aber zumindest vibriert der Boden. Ein kleines bisschen zumindest.

Erdogan hat uns eines Besseren belehrt und wer weiß, vielleicht ist das der erste kleine Moment des Umbruchs, der Rückbesinnung auf nationales Denken, jenseits von Managergehältern und Mindestlöhnen, Börsenrenditen und Verteilungskämpfen, jenseits von Parteien, die seit Weimar selbstverständlich wurden, aber nie so richtig zu Deutschland zu passen schienen. Man kann auch demokratisch sein ohne sich in kernige drei Anfangsbuchstaben zu verlieben und in jeder Sekunde zu betonen, wie toll die Grünen, die Linken, die AfD sind. Mein Name ist Martin und ich finde die SPD toll. Ernst Jünger sagte einmal sinngemäß: „Wenn man heute jemanden fragt, wie es ihm geht, bekommt man als Antwort, dass er links der Mitte, rechts der Mitte, in der Mitte sei. Dabei hat man ihn gar nicht gefragt, ob er ein Idiot ist.“

Linke und Rechte können jetzt endlich gemeinsam ein Bier trinken

Man kann wieder in eine Kneipe gehen und mit fremden Leuten offen reden. Zumindest über Erdogan. Linke und Rechte können, solange sie sich auf dieses eine Thema beschränken, zusammen ein Bier trinken und den über den Wahnsinnigen vom Bosporus lästern. Vielleicht werden in den folgenden Jahren noch mehr Themen folgen. Die letzten Tage waren ein Hoffnungsschimmer, eine erste zarte Andeutung dahingehend, dass wir politisch noch nicht verloren sind. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Es muss nur die richtige Situation eintreten und schon kann sich vieles ändern. Nutzen wir, die Rechten, diese Situation und reden mit den so verhassten Linken. Lassen wir uns diese Situation nicht durch die Lappen gehen, in dem wir stur vor uns hin schmollen und ein besserwisserisches „Wir haben es schon immer gesagt“ herausquetschen. Hacken wir so richtig auf Erdogan herum, zusammen mit den Linken, den Veganern, den Multi-Kultis. Denn ob sie es wollen oder nicht: Deutsche sind sie noch immer, das hat Erdogan uns gezeigt. Sagen sollten wir das ihnen trotzdem nicht. Noch nicht.

(Bild: World Humanitarian Summit, flickr, CC BY-ND 2.0)

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