Rezension

Es lebe das Junge Europa

Philip Stein ist Gründer des Jungeuropa Verlages, in dem gerade das lange vergriffene Werk „Die Unzulänglichen“ von Pierre Drieu la Rochelle erschienen ist. Robin Classen hat mit Stein über den neuen Verlag gesprochen.

BlaueNarzisse.de: Philip, was hat Dich dazu bewogen einen Verlag zu gründen und was versprichst Du Dir davon?

Philip Stein: Die Überlegung, einen eigenen Verlag zu gründen, begleitet mich schon einige Jahre. Ausgewählte Freunde und Kollegen können ein Lied davon singen, welche Ausmaße mein Enthusiasmus annehmen kann, wenn ich von einer Idee überzeugt bin – im positiven sowie negativen Sinn. Aber ganz ehrlich: Welcher Autor, Journalist oder Künstler hat nicht schon darüber nachgedacht, ein eigenes Projekt anzustoßen und (hoffentlich) wachsen zu sehen. Der entscheidende Unterschied? Nur die wenigsten „Träumer“ sind nicht ausschließlich Romantiker und wagen den entscheidenden Schritt nach vorne – heraus aus der sicheren Wohlfühlzone.

Hinzu kommt: Wir leben dieser Tage in vorrevolutionären Zeiten und nichts deutet darauf hin, dass die bestehenden und sicher kommenden politischen sowie ökonomischen Krisen zu einer Entschärfung der Antagonismen führen werden – ganz im Gegenteil, es wird jetzt erst richtig spannend! Es ist daher aus meiner Sicht exakt die richtige Zeit, um ein eigenes nonkonformes Projekt an den Start zu bringen; in meinem Fall eben einen Verlag. Die Gründung des Jungeuropa Verlags ist also gleich zweierlei: persönliche Passion für gute, hochwertige und provokante Bücher sowie der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung, manifestiert in einem literarischen Projekt.

Was ich mir davon verspreche? Mit ausgewählten Werken, die Haptik, Ästhetik, Form, Tatendrang und Mut vereinen, die entscheidende Gruppe junger Menschen anzusprechen und zu formen, die Dominique Venner als „effiziente Kader“ beschreibt.

Wie viele Bücher soll Dein Verlag pro Jahr veröffentlichen – und welche literarischen Gattungen soll er damit abdecken? Momentan scheint mit Drieu la Rochelle und dem für Februar 2017 geplanten Venner ein gewisser Schwerpunkt auf Frankreich zu liegen?

Die „frankophile“ Ader ist nicht von der Hand zu weisen, das muss ich zugeben. Der Grund dafür ist ein einfacher: Frankreich gilt seit jeher als politisches und weltanschauliches Laboratorium; zahlreiche weltgeschichtliche Umbrüche – positiver sowie negativer Natur – haben hier stattgefunden oder wurden zumindest geistig vorbereitet. Diese fast einzigartige Umgebung hat Ideen, Köpfe und Schriftsteller zu Tage gefördert, die wirklich alternative, bisweilen extravagante Ansätze und Konzepte entwickelten und es noch tun.

Wir denken hier – auf der politischen Rechten an Pierre Drieu la Rochelle, Robert Brasillach, Marcel Déat, Henry de Montherlant sowie Alain de Benoist, Dominique Venner oder Jean Raspail. Weniger interessant für uns als Verlag, aber dennoch charakteristisch für die intellektuelle Stärke Frankreichs: neokonservative Köpfe wie Alain Finkielkraut, Westler wie Eric Zemmour. Was man ebensowenig unterschätzen darf, ist im Übrigen die intellektuelle Präsenz der Restlinken. Ein marxistischer Denker vom Kaliber eines Alain Badiou, mit dem sich eine inhaltliche Auseinandersetzung stets lohnt, ist doch in Deutschland schlichtweg undenkbar! Vielleicht sorgen wir sogar bald für einige verdutzte Blicke …
Aber auch außerhalb von Frankreich haben wir Schätze entdeckt, deren Reanimation wir uns auf die Fahne geschrieben haben. Unsere verlegerische Ausrichtung ist ganz klar: die Wiederentdeckung des gemeinsamen historischen und kulturellen Erbes der europäischen Völker.  Hierzu werden wir im Jahr vermutlich vier bis sechs Titel produzieren. Die Schwerpunkte sind anspruchsvolle Belletristik und politische Essays mit alternativen und provokanten Lösungsvorschlägen für die europäische Zukunft.

Werden auch neue, aktuelle Werke ins Verlagsprogramm aufgenommen und was wollen wir heute überhaupt noch mit alten Schinken aus dem Frankreich des letzten Jahrhunderts?

Ja, auch aktuelle Werke werden ihren Weg in unser Verlagsprogramm finden. Ich denke hier ganz spontan etwa an das neue Werk von Alain de Benoist. Doch als junger Verlag muss man sich zunächst einen Namen machen, bevor interessante Autoren anklopfen. Das wird sicher noch seine Zeit dauern.
Alte Schinken aus Frankreich (oder Italien, Spanien und freilich Deutschland) tragen die Antwort auf gegenwärtige politische und ökonomische Fragen zumeist bereits in sich, man muss sie nur aufmerksam lesen. In seinem Werk Die Spurbreite des schmalen Grats schreibt Götz Kubitschek sinngemäß in seiner Einleitung, dass alles Entscheidende bereits von irgend einem schlauen Kopf zu Papier gebracht wurde, ergo in Büchern der Vergangenheit zu finden ist. Also ein Hoch auf die alten Schinken, würde ich sagen.

Antaios, JF-Edition, Kopp und vor allem viele kleine und weitestgehend unbekannte Verlage gibt es bereits in der deutschen Rechten. Warum brauchen wir noch einen – und zwar Deinen?

Ich würde behaupten, der Jungeuropa Verlag bedient eine nicht unerhebliche Nische. Zwar bringen alle von Dir genannten Verlage hin und wieder gute Übersetzungen, doch bedienen sie vorrangig ein ganz bestimmtes Klientel, das sich nur partiell überschneidet – die meisten Leser dürften sich tendenziell nur bei einem der drei Verlage verorten. Wir merken schon jetzt, nach nur einem veröffentlichten Buch, dass wir eine ganz eigene Art Leser ansprechen und für uns begeistern können. Das sind zumeist junge Menschen, die sich keineswegs als „konservativ“ bezeichnen würden, sondern vor allem eine Haltung an den Tag legen: Unversöhnlichkeit.

Wir werden unseren europäischen Fokus – und die damit einhergehende gute Vernetzung – also mit einer klaren Überzeugung verbinden: dass Europa als historische und kulturelle Einheit zwingend zusammengehört, um angesichts der Verwerfungen des globalen Geschehens bestehen zu können. In einem anderen Interview habe ich unsere Haltung knapp zusammengefasst:

Ob wir finanziell überleben, wird aber auch ganz maßgeblich davon abhängen, wie „bereit“ die Leser sind, gewisse konservative Dogmen abzulegen bzw. Kritik zu ertragen. Ich halte nichts davon, politische Tabus aufzustellen. Wenn es etwa um Europa, Ökologie, Technikkritik oder auch vermeintlich linke/sozialistische Ansätze geht (auch in der Wirtschaft!), sind wir doch sehr nonkonformistisch aufgestellt. Wir wollen die Jugend erreichen, sie formen und wirklich (!) neue Denkansätze einstreuen. Gewisse Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert.

Dein Verlag hat bereits auch eine eigene Seite für Podcasts. Was hast Du 2017 damit vor?

Die Podcast-Serie wird weiter ausgebaut und soll den Verlag ergänzen. Ich bin der Überzeugung, dass ein Verlag ohne Innovationen und zusätzliche Angebote heute nicht mehr überleben kann. Unsere Podcast-Serie ist ein kleiner Teil davon.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zum Jungeuropa Verlag geht es hier.

Bereits 2013 erschien in unserer Schriftenreihe BN-Anstoß das Buch Junges Europa. Szenarien des Umbruchs von Philip Stein und Felix Menzel. Viele Exemplare davon sind nicht mehr da. Sichert euch jetzt die letzten!

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