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Feldbeobachtung II: Esst mehr Nazis

bergaZugfahrt. Nur knapp über Schrittgeschwindigkeit nähert sich der IC 1948 dem Bahnhof Berga-Kelbra. Der Zug hält, wie ich später erfahre, versehentlich. Der Bahnhofsschuppen ist verwahrlost. Auf den nackten Steinen und den Preßspanplatten, mit denen die Türen verrammelt sind, stehen Graffiti: „Nazis haut ab“, „Nazis verpisst euch“, „Berga bleibt bunt“.

Ein Minimum an Kreativität hat jemand aufgebracht mit dem Spruch „Esst mehr Nazis“. Es besteht Ähnlichkeit mit der Art, wie Hunde ihr Revier markieren. Dass dieser Ort offenbar in der Lage ist bei manchen Leuten Begehrlichkeit auszulösen, erzeugt amüsierte Trauer. Der Zug fährt weiter. Es war der kürzeste Halt auf der ganzen Strecke. Er beschleunigt und verlässt Berga deutlich schneller, als er angekommen war. Hinter dem Bahnhof steht ein Straßenschild. Es zeigt eine Sackgasse an. Darunter steht: „Letzte Wendemöglichkeit rechts.“

(Bild: Bahnhof Berga-Kelbra, Michael Bienick, CC, Wikipedia)

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