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Fundstück: Ernst-Moritz-Arndt-Medaille der DDR

Der sich selbst so bezeichnende Antifaschismus bundesrepublikanischen Zuschnitts, der noch die hinterletzte Halb- und Dreiviertelnazistrohpuppe hinter dem Kachelofen hervorholen wird, damit die Fördergelder weiter fließen, tut sich auch regelmäßig damit hervor, die DDR zu verklären.

Die DDR gilt dann als fortschrittlicher, menschlicher und genügsamer Staat, ja geradezu als das himmlische Abziehbild gegenüber der neureichen, imperial-faschistischen Konsum-BRD. Soweit nichts Neues. Die Widersprüchlichkeiten, die durch die propagandistische Umbildung der Gemüter entstehen, fallen oft nicht auf.

Doch der gemeine Gutmensch hat so sehr aus der Geschichte gelernt, dass er ganz genau weiß, wer die Guten und wer die Bösen sind, weshalb der eigene moralische Maßstab unisono auf prinzipiell alle historischen Menschen auszuweiten ist. Das geschieht dann von Fall zu Fall: Mal müssen Straßen umbenannt werden. Mal ist es eine Universität, deren Namensträger den fortschrittelnden Kräften der Freiheit nicht mehr passt. Da sind wir denn auch schon beim eigentlichen Thema angekommen.

Im Falle von Ernst Moritz Arndt, der Antisemit und deutschnational aufs Schärfste war, – ein Hetzer vor dem Herrn sozusagen –  kommen die Leute mit einem nahezu amourösen Verhältnis zur DDR ins Schlingern. Wikipedia berichtet uns:

Die Ernst-Moritz-Arndt-Medaille war eine Auszeichnung des Nationalrates der Nationalen Front der DDR, deren Stiftung 1955 erfolgte. Mir ihr wurden Leistungen im Kampf um die Sicherung der Friedens gewürdigt. Ihre Verleihungsanzahl belief sich bis 1975 auf etwa 10.000, wobei der Großteil dieser Verleihungen an Kulturschaffende erfolgte. Bekannte Empfänger der Medaille waren unter anderem Johannes R. Becher und Karl-Eduard von Schnitzler.

Johannes R. Becher und Karl-Eduard von Schnitzler… Nicht schlecht. – Immerhin zwei Säulenheilige der Arbeiter- und Bauernmacht als Preisträger.

Die aus Silber bestehende nichttragbare Medaille mit einem Durchmesser von 44 mm zeigt auf ihrem Avers das vom Betrachter aus gesehen links blickende Portrait von Ernst Moritz Arndt sowie seinen darüber liegende Namenszug: ERNST MORITZ ARNDT. Umschlossen wird dieses Portraits von einem Lorbeerkranz, dessen unteres Viertel von einem Schriftband geschlossen wird. Auf ihm war bis 1970 die erhaben geprägte zweizeilige Aufschrift: DAS GANZE DEUTSCHLAND / SOLL ES SEIN zu lesen. Ab 1970 zeigt die Medaille dann einen durchgehenden Lorbeerkranz. Bis 1959 zeigte die Medaille an ihrem unteren Rand auch ein wehendes Fahnenband in den Farben Schwarz-Rot-Gold, welches in der Folge dann wegfiel.

Naja, zur antifaschistischen Ehrenrettung sei zugegeben, dass erst der Schriftzug „entschärft“ wurde und dann die Verleihung 1975 ganz eingestellt wurde. Man stelle sich mal die eigenartige Komik vor, wenn Egon Krenz 1989 als Organisationherr über die DDR-Grenztruppen (und damit Verantwortlicher für Schüsse an der innerdeutschen Grenze) für „Leistungen im Kampf um die Sicherung des Friedens“ mit einer Medaille ausgezeichnet worden wäre, die sagt: „Das ganze Deutschland soll es sein“.

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