Anstoß

Greta und die AfD

Seit dem Wahlsonntag ist die Diskussion entbrannt, wieso die Grünen so erfolgreich sind und ob die AfD sich ihr deshalb annähern sollte. Grundsätzlich sollte man einmal festhalten, dass sich die AfD mit den Grünen kein Wählerreservoir teilt, also weder an sie abgegeben, noch von ihr erhalten hat. Das kommt nicht von ungefähr. In Fragen der Zuwanderung, der Regulierung und der Verbote, sowie der Haushalts- und Umweltpolitik verbindet die AfD nichts mit dieser Partei, die Positionen stehen sich vielmehr konträr gegenüber.

Gebetsmühlenartige Nachplapperei

Halten wir außerdem fest, dass die gebetsmühlenartige Nachplapperei des Klima-Katechismus weder SPD noch FDP noch CDU noch Linken geholfen, ja diesen sogar geschadet hat. Das liegt zum einen daran, dass die Leute das Original der Kopie vorziehen, zum anderen aber auch am schlichten Trend, grün zu wählen, weil man Greta, Tiere und Pflanzen mag oder weil man nicht verstanden hat, was eine Wertschöpfungskette ist, wie die meisten in diesem Land.

Dazu kommt die grüne Dauerwerbesendung in öffentlichen Schulen und nahezu allen großen Medien, die sich, spätestens seit der Wahl der grünen Doppelspitze Baerbock/Habeck, in einem ungenierten, distanzlosen Groupie-Journalismus ergehen, der an Peinlichkeit häufig nicht zu überbieten ist. Die junge Generation hat tendenziell schon immer eher links gewählt, bis zum 30. Lebensjahr erfolgt hier jedoch eine Anpassung.

Emotionale, postfaktische Debatten, die die Grünen mit ihrer apodiktischen Rhetorik anstoßen („Es gibt keinen Planet B!“), sprechen eher an als langweilig die Fakten abwägende AfDler, die ja außerdem auch „gefährlich rechts“ sind. Die Linken haben es geschafft, dass junge Leute nahezu unerreichbar für konservative, demokratisch rechte Politik geworden sind und das kann man mit keiner Hau-Ruck-Aktion ändern, sondern nur durch das Bohren dicker Bretter – oder mit dem ersten Steuerbescheid.

Doch wo hat die AfD eigentlich Defizite? In den Inhalten?

Was die AfD umweltpolitisch will, ist im Programm bereits festgehalten, man muss es nur umsetzen. Aber wenn man sich den zurückliegenden Wahlkampf anschaut, muss man einfach anmerken, dass bei dem Thema Umweltschutz seitens der AfD reine Verteidigungsschlachten geführt wurden. Während T-Shirt-unterm-Sakko-Habeck und Lederjacken-Baerbock hervorragend auf der populistischen Klaviatur des „Ich bin gar kein typischer Politiker“-Politikers spielten und mit ihrer Art schnell die Herzen pickeliger Pubertisten eroberten, musste Jörg Meuthen sich mit Fakten abkämpfen, warb, diskutierte, stellte fest und war am Ende doch im Nachteil, wurde am Ring durch die Klimamanege geführt.

Wer Infantilität zum obersten Prinzip der Politik erhebt, der kann leicht bei Kindern gewinnen. Das folgt einem alten Muster linker Politik: Seien es Kinder, Ausländer, Frauen oder Homosexuelle, sie haben es noch immer geschafft, sich mit emotionaler „Wir gegen die Mehrheit“-Rhetorik zum Anwalt dieser oder jener Personengruppe aufzuspielen. Doch wehe dem, Sie lehnen Ihren Pflichtverteidiger ab (siehe den linken Rassismus und Sexismus gegen Migranten, Homosexuelle und Frauen in der AfD).

Doch zurück zum letzten Wahlkampf: Annalena Baerbock verwechselte regelmäßig irgendwas aus „The Day After Tomorrow“ mit der Realität, wenn sie etwa davon sprach, dass es ja „letztes Jahr wieder heißer war“ und man daran ja „den Klimawandel bemerke“. So einem Schwachsinn ist natürlich schwer zu begegnen. Aber deshalb die Position schrittweise übernehmen? Das wäre Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

Das Hauptproblem der AfD liegt bei dem Thema nicht daran, was sie gesagt hat, sondern dass sie in der Umweltfrage nicht wahrnehmbar als Akteur aufgetreten ist, außer bei genannten Verteidigungsschlachten. Dabei würde das Programm viel hergeben. Man hätte viel offensiver Gretas Forderung nach Atomkraft aufgreifen und für eigene Zwecke vermarkten müssen. Während Linke und Grüne den Luxus haben, sich jenseits von Raum, Zeit und Haushalt bewegend, so ziemlich jede Forderung mit „Der Staat muss jetzt mal…!“ und „Dann erheben wir halt noch vier Steuern!“ begründen zu können, orientiert man sich als demokratisch Rechter qua Selbstverständnis am Ist-Zustand und dem, was möglich ist.

Ausstieg aus Kohle- und Atomkraft unmöglich

Weder möglich noch umweltpolitisch sinnvoll wäre ein zeitnaher Ausstieg aus der Kohle- und Atomkraft, im Gegenteil: Wären die Grünen nicht so vernagelt und borniert, würden sie feststellen, dass sich der – tatsächlich gefährliche – Atommüll so am besten bekämpfen lässt. Modernste Reaktoren, die nur den Müll aufbereiten und so beinahe emissionsneutral, effektiv und umweltschonend Energie produzieren. Das wäre dann nachhaltig für die Natur und nachhaltig gegen grüne Politik.

Diese ökonomisch und wissenschaftlich sinnvollen, umweltfreundlichen Positionen gilt es nun offensiver vorzutragen, die AfD hat nicht nur ein Umweltprogramm, sie hat sogar das vermutlich beste auf dem Parteienmarkt. Man sollte nicht den Fehler der CDU machen, das eigene Programm nicht mehr zu verfolgen und stattdessen auf irgendwelche Trends oder Stimmungen zu setzen. Stattdessen muss man, auch bei dem Thema Umwelt- und Tierschutz, populistischer werden, mehr zuspitzen und sich überhaupt erstmal äußern, ohne gefragt zu werden.

Die AfD hat ein gutes Umweltprogramm, vermarktet es aber schlecht.

Plakate und Flyer zu dem Thema fehlten völlig und wenn man an einen Wahlkampfstand ging, so bekam man eher eine Mischung aus Schulterzucken und „Ich habe neulich bei xy gelesen…“ statt ein paar kernigen Antworten auf grüne Lebenslügen und dem Unterschied zu tatsächlicher Nachhaltigkeit. Da muss die Partei professioneller werden, ihr Agenda Setting schneller anpassen, ohne hierbei, wie von Einigen jüngst gefordert, direkt die eigenen Positionen in Frage zu stellen.

Was man von den Grünen lernen kann, ist definitiv, dass es nicht unbedingt so sehr auf den Inhalt ankommt, solange nur die Verpackung schön ist. Doch wenn, wie bei der Alternative für Deutschland, der Inhalt stimmt, wieso sollte man dann nicht für eine hübsche Verpackung sorgen? Und wieso sollte man dieses stimmige Politik-Angebot dann nicht auch offensiv vermarkten?

Fest steht allerdings auch, dass dieser Klimahype eben nichts anderes ist: Ein Hype. Irgendwann werden die Aufsichtsräte und Aktionäre genug davon haben, sich auf ihren Versammlungen von Zahnspangenmädchen die Welt erklären zu lassen und nach der dritten Audienz des Papstes bei der heiligen Greta verliert auch diese ihren Neuigkeitswert. Ähnlich wie bei dem „Refugees Welcome“-Hype 2015, als nach einigen Monaten auch Nicht-AfDler feststellten, dass 23-jährige Männer keine Teddybären brauchen, wird auch der Klimahype abnehmen. Hier als sachlicher, aber ruhig aktiverer Gegenpol aufzutreten, wäre aus Sicht der AfD sicher ratsam.

(Bild: Anders Hellberg – CC BY-SA 4.0)

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