Einer neuen Umfrage zufolge ist die Kernenergie in Deutschland so beliebt wie schon lange nicht mehr. Fast 60 Prozent der Befragten sprach sich demnach für einen Betrieb der deutschen Kernkraftwerke über den 31. Dezember 2022 hinaus aus.
2012, ein Jahr nach dem Reaktorunglück in Fukushima, waren noch 73 Prozent der Befragten für den Atomausstieg Deutschlands. Offenbar haben massive Teuerungen für Strom, Heizung und Mobilität für ein Umdenken in der Bevölkerung gesorgt.
Renaissance in fast ganz Europa
Die Lebenslüge der Grünen bröckelt zunehmend. Denn nun wird offensichtlich, was Kritiker der Energiewende schon seit vielen Jahren sagen: Ohne Kernkraft ist eine Energiewende hin zu nicht kohlenstoffbasierter Energieproduktion schlicht nicht möglich. Vorausgesetzt man folgt dem Diktum der CO2-Reduktion, ist bezahlbare Energie in ausreichender Menge mit Wind und Sonne allein einfach nicht bereitstellbar. Das haben auch andere Mitglieder der EU verstanden. Neben Frankreich wollen nun auch Länder wie Belgien vermehrt auf Kernenergie setzen.
Nur Deutschland will weiterhin bockig auf seinem Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg beharren. Dabei zahlt sich dieser keineswegs aus. Frankreich produziert rund 75 Prozent seines Stroms mittels der Kernkraft. Dadurch fallen insgesamt pro produzierter kWh 66 g CO2 an. In Deutschland werden für die Produktion einer kWh 393 g CO2 freigesetzt, also mehr als das Fünffache. Demnach hat sich Deutschlands „Vorreiterrolle“ bei den „Erneuerbaren Energien“ bislang in keiner Weise ausgezahlt. In Frankreich zahlt man darüber hinaus nur rund 20 Cent pro kWh – in Deutschland sind es fast 32 Cent.
Die Reduktion von CO2 wird es in Deutschland aber auch nach einem etwaigen Kohleausstieg nicht geben – weil dafür Gaskraftwerke gebaut werden müssen, wie auch die Grünen mittlerweile zugeben. Warum sich dann Annalena Baerbock gegen die Inbetriebnahme der neuen Nord-Stream-2-Pipeline stellt, wird indes nicht ganz klar.
Überall auf der Welt hat man begriffen, dass die Kernenergie womöglich eine mittelfristige Lösung des unersättlichen Energiehungers sein könnte und hat fleißig daran gearbeitet, neue, effizientere und sichere Reaktortypen zu entwickeln. Mittlerweile gibt es AKWs, die den produzierten Atommüll der vergangenen Jahrzehnte teilweise „verfeuern“ können. Andere Reaktortypen produzieren hingegen kaum noch Müll und können mit minimalem Risiko betrieben werden, da die neuartigen Konstruktionen eine Kernschmelze nahezu ausschließen.
Vielversprechendes aus China
In China wird darüber hinaus ein neuer Thoriumreaktor getestet. In der Vergangenheit sind derlei Versuche immer wieder gescheitert. Nicht zuletzt daran, da keine Möglichkeit gesehen wurde, Thoriumreaktoren kosteneffizient zu betreiben. Dieses neue Modell hingegen sieht vielversprechend aus. Zudem kommt dieser Flüssigsalzreaktor ohne Brennstäbe und Kühlwasser aus. Er gilt unter Wissenschaftlern als sehr sicher, da er ohne hohen Druck arbeitet und deswegen eine Explosion als unwahrscheinlich gilt. Die Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft nennt es eine Möglichkeit, Energie zu erzeugen, die „relativ sicher und günstig ist“.
Fachleute sind zudem optimistisch, dass das Reich der Mitte bis 2030 mit diesem neuen Reaktortyp in Serie gehen und kommerziell Strom erzeugen könnte. Die Vorteile liegen auf der Hand. Thorium ist ein silbernes, schwach radioaktives Metall, das bisher kaum industriell genutzt wurde und als Abfallprodukt bei der Förderung von seltenen Erden, die in der Computerindustrie benötigt werden, anfällt. Thorium ist ungleich häufiger auf der Erde vorhanden als Uran.
Wäre also damit der Lösung des Energieproblems ein Schritt nähergekommen? Dazu der Nuklearingenieur Lyndon Edwards von der Australian Nuclear and Technology Organisation: „Thorium ist viel reichlicher vorhanden als Uran und wäre daher eine sehr nützliche Technologie für die nächsten 50 oder 100 Jahre, wenn die Uranreserven zur Neige gehen.“ Und doch verschließt die Politik hierzulande die Augen vor derlei Chancen. Schade!
Deutschland wird zukünftig wohl Atomstrom aus dem Ausland beziehen müssen, falls der Kohleausstieg nicht verhindert oder sogar auf 2030 vorgezogen werden sollte. Für die Kernenergie ist es indes hierzulande wohl schon zu spät. Die Betreiber der letzten AKWs bereiten sich schon seit vielen Jahren auf die Abschaltung vor.
Aufhalten ließe sich das nur schwer, auch wenn die Grünen in der zukünftigen Regierung gegen alle Erwartung doch noch für eine Verlängerung der Laufzeiten stimmen würden.