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Kurzer Nachtrag zu Sibylle Berg

Heute wurde Sibylle Bergs Roman Der Mann schläft in einen Kontext gesetzt mit ihren Auslassungen im Portal von Spiegel Online. Eher gewollt statt tatsächlich pointiert, machte Berg dort die Never-Ending-Story des „Meine Gebärmutter gehört mir“ auf.

Berg ist eine ambivalente Autorin, gar keine Frage. Kolumnen mit überaus persönlich gefärbter und bewußt polarisierender Note (Wie sonst will man in den Medien überhaupt noch wahrgenommen werden?) jedoch mit einem Kunstwerk ins Gleichnis zu setzen, geht nicht.

Der Mann schläft ist deshalb ein so bemerkenswerter Roman, weil er nichts will, außer eine Geschichte zu erzählen und das zu tun, was laut Milan Kunderas Betrachtungen zur Theorie des Modernen Romans nur von diesem selbst erbracht werden kann: Einen Teil menschlichen Seins zu beleuchten, der so noch nicht dargestellt wurde. Besagter Roman ist ebenfalls wichtig, weil dort die Aufmerksamkeitsgier des Mediengeschäfts einfach keine Rolle gespielt hat, meint: Der Roman wurde nicht fürs Publikum geschrieben. Vielmehr: Er mußte geschrieben werden. Ganz sicher verdiente Berg damit nicht das Geld, was sie zum Leben braucht. Dafür gibt es eben Spiegel Online.

Daß Bergs Thesen zur Abtreibung Quark sind, steht außer Frage, nur muß eben unterschieden werden zwischen der Autorin (die regelmäßig in Blogs persönlich Gefärbtes absondert) und den Kunstwerken, die sie schafft. Auch hier noch einmal Kundera: der edelste Romancier ist der, von dem man nur weiß, wann er geboren wurde. Mehr Informationen braucht der Leser nicht. Der Mann schläft jedenfalls ist unantastbar.

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