Rezension

Lara Croft und der Mythos

In den 1990er-Jahren erlangten das Computerspiel Tomb Raider und dessen Hauptprotagonistin Lara Croft Kultstatus. Das für heutige Verhältnisse simple und verpixelte Spiel konnte einem unheimlich in den Bann ziehen.

Vor allem schaffte es eine eigentümliche Identifikation mit der Spielfigur herzustellen. Man hatte irgendwie das Gefühl dabei zu sein und zuckte zusammen, wenn Lara von Klingen durchbohrt, von Steinen erschlagen oder von einem T-rex gefressen wurde.

Als nun eine gleichnamige Neuverfilmung von Tomb Raider angekündigt wurde, verspürte ich das bei mir seltene Gefühl, mir den Streifen anzusehen. Nach einigen Jahren suchte ich also wieder einmal ein Kino auf und sah mir an, wie die Schwedin Alicia Vikander Miss Croft verkörpert.

Bei dem Film handelt es sich um ein Reboot, das einiges aus den Spielen und den zwei anderen Filmen verwendet und Laras Entwicklung zur Action-Heldin, also ihr erstes mythisches Abenteuer zeigt. Insgesamt war das Ganze durchaus befriedigend. Ich bekam, was ich in meiner Nostalgie erwartet hatte, nämlich das gute alte Gefühl von Tomb Raider. Es ist wohlgemerkt ein Hollywood-Action-Film. Man frage nicht nach Logik oder Realismus.

Croft ist weiß und elitär

Doch auch die Populärkultur hat uns etwas zu sagen. Die Figur Lara Croft ist so antiegalitär wie möglich. Lara entstammt einer stinkreichen adeligen Familie, besuchte exklusive Privatschulen und residiert in einem klassischen Herrenhaus. Lara ist so „weiß“, wie man nur sein kann. Sie gehört der absoluten Oberschicht an und versteht sich als Lady.

Die Familiengeschichte spielt bei Tomb Raider eine große Rolle. Immer wieder wird die enge Beziehung zwischen Lara und ihrem früh verstorbenen bzw. verschollenen Vater Lord Richard Henshingly Croft thematisiert. Es wird stets beharrlich darauf hingewiesen, wie ähnlich sich die beiden doch sind und dass Richard ein liebevoller Vater war, aber auch auf die gute Erziehung und Bildung viel Wert gelegt hat.

Er wollte, dass seine Tochter eines Tages in seine Fußstapfen tritt und hat sie dementsprechend darauf vorbereitet. Hier wird ein klassisches Verständnis von Elitenbildung präsentiert. Lara ist edel, weil sie aus eine edlen Ahnenreihe stammt. Sie hat einen geschichtlichen Auftrag, eine Sendung qua Geburt.

Helden sind keine Menschen

Der wohl am meisten diskutierte Aspekt der Figur Lara Croft ist ihre körperliche Attraktivität. Von feministischer Seite wird stets gerne darüber gejammert, dass Lara, vor allem in den früheren Werken, mitunter eine fast unrealistische Figur aufwies, was in den neueren Spielen und dem aktuellen Film nicht mehr der Fall ist. Diese Kritik ist natürlich absurd, denn besonders gut auszusehen ist einerseits noch das Normalste und Realistischste an der ganzen Geschichte, andererseits geht es hier um einen fiktiven Heldencharakter.

Lara ist supersexy, aber eben kein „Dummerchen“. Sie ist vielmehr hochgebildet und intelligent und stets auf Zack. Sie vereint das Wissen von dreißig kulturwissenschaftlichen Professoren mit einem perfekten Körper, der zu übermenschlichen Leistungen im Stande ist. Damit personifiziert sie das griechische Ideal des Menschen, das Geist und Körper stets als Einheit betrachtet.

Niemals zeigt man sie bei sexuellen Handlungen. Vielmehr ist sie unnahbar. Lara ist trotz aller kämpferischen Härte stets immer absolut weiblich. Deshalb ist sie keiner der heute so oft in manipulativer Absicht dargestellten, abgegenderten Charaktere, die Frauen als „Kampflesben“, also als Mannweiber portraitieren. Sie ist eine moderne Interpretation des antiken Heros, der bereits mehr ein Halbgott, denn ein Mensch ist.

Die Welt wird wieder zauberhaft

Die Aufklärung hat laut Max Weber die Welt entzaubert. Das Genre von Tomb Raider verzaubert sie wieder. Die Legenden der alten Hochkulturen werden verarbeitet, um für den Zuseher das große Bedürfnis nach dem Mythos zu stillen, dass jeder seelisch gesunde Mensch hat. Die klare Aussage der Handlung ist stets, dass die Ahnen aus den mythischen Vorzeiten groß waren und ihre Artefakte immer noch unglaubliche Macht besitzen.

Der Heros bricht aus, aus der modernen Welt und erweckt aus eigener Kraft wieder die uralte Magie. Er begibt sich auf eine mystische Reise ins Ungewisse und vertraut auf das Schicksal. Dadurch, dass er an die alten Mythen glaubt, werden sie wieder lebendig. Wo die Götter Verehrung erfahren, dort kehren sie auch wieder zurück.

Das Abenteuer ist Metapher für den Kampf ums Dasein

Lara Croft ist eine Kriegerin und sie nimmt das Leben ihrer Feinde. Das eigene Überleben kann nur durch den entschlossenen Kampf gesichert werden. Die Erotik des Charakters steigert sich mit seinem Vermögen zur präzisen Gewaltanwendung. Blut und Kratzer auf der Haut wirken anziehend. Der Kampf wird als Elixier der Vitalität dargestellt, als das pure Leben, denn das Leben ist der ewige Kampf ums Dasein.

Lara begibt sich meist alleine ins Ungewisse, in antike Unterwelten, die eine einzige Todesfalle sind. Übermenschliches muss gemeistert werden. Endlose Akte der Ausdauer und des Mutes, eine perfekte Abfolge von Handlungen, die nur im Moment spontan entschieden werden können, müssen vollzogen werden, um nicht ein qualvolles Ende zu erleben.

Die übermenschliche körperliche Anstrengung ist eine Metapher für den Krieg, als ewiges Element des menschlichen Daseins. Der Mensch Lara Croft begibt sich todesmutig in die Feuertaufe und wird zur Heroine, die die Aufgaben des Schicksals bezwingt. Mythos und Heldentum kehren wieder in neuem Gewand.

(Bild: Georges Seguin (Okki), CC BY-SA 3.0)

Jahrgang 1986, aus Wien, Studium der Philosophie, begreift sich als Vertreter der deutschen Alt-Right (Alternative Rechte) und ist seit 2014 als Journalist bei diversen Medien tätig und veröffentlichte mehrere Bücher. Maßgeblich war er beteiligt an PEGIDA in Österreich. Zudem ist er Gründer und Obmann von "OKZIDENT - Verein zur Förderung von Rechtsstaatlichkeit". - www.georgimmanuelnagel.at

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