Anstoß

Lieber Naturschutz als Klimanotstand

Wenn sich rund 30 sogenannte Klimaaktivisten in Berlin an einen Zaun vor dem Bundeskanzleramt ketten, um auf einen wie auch immer gearteten „Klimanotstand“ hinzuweisen, kann dies freilich mit einem Kopfschütteln abgetan werden. Andererseits ist es ein Paradestück linker Weltansicht, immer von der Utopie her zu denken.

So forderten die Klimaaktivsten zusammen mit der Organisation Extinction Rebellion die Ausrufung eines Klimanotstandes. Dieser würde, so die Organisation „der ökologischen Krise und ihrer Lösung höchste politische Priorität in Deutschland“ einräumen. Zudem fordert Extinction Rebellion die Senkung der Treibhausgasemission bis 2025 auf „netto-null“. Mit anderen Worten: in nicht einmal sechs Jahren sollen keine Gas- und Kohlekraftwerke, keine Verbrennungsmotoren in Kraftfahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen und keine Gas- und Ölheizungen mehr in Betrieb sein.

An Kühnheit kaum zu übertreffen

Das ist nicht nur ambitioniert, sondern schlicht schwachsinnig. Wie genau soll das funktionieren? Keine Antwort. Wo soll der Strom herkommen, der die Wirtschaft am Laufen hält? Wie soll der Weizen von den Feldern in die Supermärkte und Bäckereien kommen? Mit E-Traktoren und Segelschiffen? Wohl kaum. Wo soll die Energie herkommen, die Wohnungen warm und Kühlräume kalt hält?

Auf Antworten kann man hier freilich lange warten. Dennoch bewegen besagte Forderungen nach einem schnellstmöglichen CO2-Stopp nach wie vor junge Menschen dazu, sich anzuketten oder die Schule zu schwänzen. Aber warum auch nicht, wenn man so eine herrlich moralisierende Forderung anbringen kann, die an Kühnheit kaum zu übertreffen ist. Unsere ganze Welt, der ganze Luxus, in dem diese Klimaaktivisten aufgewachsen sind – und welchen sie mit Sicherheit nicht missen wollen –, basiert doch gerade auf der Verbrennung von fossilen Brennstoffen.

China, Indien und Brasilien legen gerade erst richtig los

Natürlich kann man sich die Frage stellen, ob es mittel- und langfristig sinnvoll ist, weiterhin auf Gas, Öl und Kohle zu setzen – kurzfristig wird sich daran aber nichts ändern lassen. Vor allem, weil Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien gerade erst so richtig loslegen. Die leben doch noch gar nicht so lang in energetischem Überfluss, als dass diese sich die Arroganz leisten könnten, man müsse einfach die Kohle- und Gaskraftwerke abschalten und damit hat es sich. Schließlich hätte der Strom aus der Steckdose damit doch nichts zu tun.

Warum sich auch nicht auf das hohe Ross der moralischen Überlegenheit schwingen, wenn man nicht erwarten muss, die Konsequenzen für sein Handeln wirklich tragen zu müssen? Gleiches galt für jene Bahnhofsklatscher, die sich darin gefielen, die ganze Welt der Mühseligen und Beladenen nach Deutschland einzuladen, obwohl von Vornherein feststand, dass in Deutschland nicht alle leben können, die das gerne wollen.

Umso nebulöser das Ziel, umso aggressiver der Kampf

Und genau hier wären wir wieder bei besagtem Denken von der Utopie her. Denn je abstrakter und nebulöser das Ziel, desto begeisterter und bisweilen aggressiver wird dafür gekämpft, demonstriert und geworben. Dabei ist es zunächst nicht relevant, was für ein Ziel es ist; lediglich weit weg muss es sein. War es in der jüngeren Vergangenheit beispielsweise der Kampf für „Gleichheit“, „gegen rechts“ oder das Streiten für die „Menschheit“, die sich im syrischen Flüchtling konkretisierte, so ist es nun eben das „Klima“, beziehungsweise die Erderwärmung.

Solange es auf den vermeintlichen Weltfrieden hinausläuft, benötigt man keine anderen Argumente als moralisierendes Geplapper und Träume. Träume sind schön, aber es sind Träume. Gefährlich wird es indes, wenn Traum und Realität verwechselt werden.

Dabei ist das letzte Wort bezüglich des Klimas noch lange nicht gesprochen. Zumindest sollte, wenn schon so tapfer gegen die Erderwärmung gestritten wird, nicht unerwähnt bleiben, dass der Mensch nach wie vor die klimatischen Prozesse in ihrer Gänze nicht verstanden hat.

Erinnern wir uns an die 70er Jahre: War da nicht etwas mit einer neuen Eiszeit zu rechnen? In der Tat malten Forscher damals ein recht düsteres Bild. So berichtete der Spiegel am 12. August 1974 von immer „sintflutartigen Regenfällen“ in vielen Teilen der Welt, von Orkanen und Unwettern, die immer schlimmer werden würden. „Halte die gegenwärtige Klimaverschlechterung an, so warnt etwa der US-Wissenschaftler Reid Bryson, Direktor des Instituts für Umweltstudien an der Universität von Wisconsin, so werde sie demnächst womöglich ‚die ganze Menschheit in Mitleidenschaft ziehen‘ – eine Milliarde Menschen würde verhungern. Schon jetzt ‚zeigen sich die Folgen auf drastische Weise‘: Die Getreideernten in Kanada und in den USA stagnieren; Missernten häuften sich in der Sowjet-Union, Indien und Pakistan.“

Kommt das nicht irgendwie bekannt vor? Heftige Wetterumschwünge, Naturkatastrophen, Missernten, Exodus, drastische Folgen für Mensch und Natur. Und alles wegen des Klimas. Seltsam ist nur, hier wurde eine Eiszeit angekündigt, die nie kam.

Sicher erwärmt sich das Klima derzeit. Nur sollten wir berücksichtigen, dass wir nicht wissen, wie genau die Folgen aussehen werden. Dass sich etwas ändern wird, ist wohl unausweichlich, schließlich ändert sich das Klima ständig. Nur wie genau sich die Veränderungen aufgrund des Klimawandels äußern werden, bleibt abzuwarten. Immerhin wird die ganze Zeit davon geredet, die Polkappen und Gletscher würden abschmelzen. Dennoch wächst neuerdings der Jakobshavn-Gletscher auf Grönland zum Erstaunen der Forscher wieder.

Ein bisschen Revolution spielen

Dass es den meisten dieser Klimaaktivisten jedoch nicht wirklich um den Schutz der Natur geht, sondern vielmehr um ein bisschen Revolution zu spielen, ist offensichtlich. Wieso gibt es keine Sitzstreiks vor Lebensmittelläden, die im Winter Erdbeeren aus Israel anbieten? Und auch für den Selbstfindungstrip nach Fernost oder Australien müssen tausende Kilometer per Flugzeug zurückgelegt werden. Stattdessen kann auch Urlaub auf der Mecklenburgischen Seenplatte, in der sächsischen Schweiz oder den Alpen gemacht werden. Schont die Umwelt.

Man könnte sich auch fragen, ob die Banane aus Venezuela und die Erdnüsse aus Kenia wirklich sein müssen? Wieso kauft man nicht Gemüse, Obst, Fleisch und Eier regional – soweit es eben geht? Dadurch könnten ewig lange Transportwege und damit auch fossile Brennstoffe eingespart werden. Aber auf seine Avocado und Sojamilch will man eben dann doch nicht verzichten. Lieber demonstriert man für das Klima.

(Bild: Pixabay)

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