Rezension

Notizen zum Niedergang

Frank W. Haubolds „Niedergang. Notizen über ein verlorenes Land“, erschienen bei edition lacerta, ist eine Sammlung von Gedanken, Texten und Kommentaren zum aktuellen Weltgeschehen und richtet sich an nonkonforme Leser.

Der Autor, bekannt aus der Zeitschrift eigentümlich frei, skizziert darin einen düsteren Blick auf die deutsche Medienlandschaft, der von jemandem stammen muss, der das „Zwischen den Zeilen lesen“ beim besten Willen nicht lassen kann. Stück für Stück nimmt er sich die aktuellen Schauplätze des Kampfes um die Deutungshoheit in Deutschland und dem Rest der Welt vor.

So übt er Kritik an der viel zu eindeutigen Wahrnehmung von Freund und Feind in der Wiedergabe der Ereignisse während des anschwellenden Ukraine-Konflikts. So analysiert er z.B. die Rolle von zweifelhaften Nato-Strategen, den Einflüssen und Einflüsterungen des global agierenden Finanzkapitals, z.B. in Person von George Soros.

Auch die Asylkrise und der deutsche Alleingang im Umgang damit finden sich in dem Büchlein wieder. Haubold geht auf die vielen Einzelfälle, unterkunftsnahe  Anwohnerberichte und Lokalmeldungen ein, die einmal öffentlich zusammengebracht und mit Volkes Zorn aufgeladen, den Mächtigen genug Kopfzerbrechen bereiten, um ihrerseits Schritte zu ergreifen, damit ein Keil zwischen das Volk getrieben werden kann.

In dem Text „Dresden-Gedenken 2015: Trauer unerwünscht“, einem der 16 Unterkapitel, fasst der Autor zusammen, wie das deutsche „Medienkartell“ die zivilen Opfer des Dresdner Feuersturms umdeutet zu „strategischen Zielen“ von „militärischer Notwendigkeit“. Er schlägt dabei den Bogen zu heutigen Dresdner Demonstrationen des Volkes, ihrer allgemeinen Rezeption und der Divergenz zwischen dem massenmedial vermittelten Schaubild und der erlebten und erlittenen Realität.

Auch im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt findet Haubold Anhaltspunkte, die für ihn kein stimmiges Bild erzeugen. So wirft er Fragen darüber auf, warum Deutschland und vor allem die USA 14 Jahre nach den verheerenden Anschlägen am elften September den russischen Militäroperationen in Syrien derart kritisch gegenüber stehen, wenn doch die Bekämpfung von ISIS an vorderster Stelle in der Programmatik aller involvierter Staaten stehe. Dabei wird die anfängliche Unterstützung der Bundesrepublik für vermeintlich gemäßigte Rebellengruppen nicht unter den Tisch fallen gelassen, ebenso wie die Auswirkungen für syrische Christen.

Alles in allem lässt sich sagen, dass Haubold trotz seiner pessimistischen Ader ein sehr kurzweiliges Büchlein gelungen ist, das zum Nachdenken einlädt.

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