Vergangene Woche fand in Berlin eine „Oben-Ohne“-Demonstration statt. Rund 600 Menschen – vornehmlich Frauen – radelten durch Kreuzberg und demonstrierten gegen den Umstand, dass Frauen in der Öffentlichkeit ihre Brust bedecken müssen. Grund hierfür war ein Vorfall, der sich wenige Tage zuvor ereignet hatte.
Eine Frau hatte beim Sonnenbaden in einem öffentlichen Park ihr Bikini-Oberteil weggelassen und war daraufhin mit den Parkwächtern aneinandergeraten. Schließlich wurde ihr von der Polizei ein Platzverweis erteilt. Dagegen musste sich das Berliner Feministentum echauffieren. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert. Und wenn eine Frau ihren nackten Busen in die Sonne recken will, dann hat sie auch jedes Recht dazu.
Und überhaupt, derlei Dinge wie Erregung öffentlichen Ärgernisses, Verstoß gegen die guten Sitten oder einfach der Umstand, dass Kinder anwesend sind: Wen interessiert das bitteschön noch? So oder so ähnlich werden die Plattitüden der Berliner Feministinnen gewesen sein. Hauptsache, Frau kann tun und lassen, was sie will, ohne vom Patriarchat eingeengt zu werden und außerdem, ist ja alles so natürlich.
Maske: Ja! BH: Nein!
Und wie immer, wenn Feministen auf die Straße gehen, scheinen diese ihre Oberteile zuhause vergessen zu haben. Barbusig, teils mit abgedroschenen Sprüchen bemalt, wurde durch die Stadt geradelt. Die wenigen Männer, die sich ihrer Männlichkeit soweit entledigt hatten, um sich mit diesen erbarmungswürdigen Kreaturen zu solidarisieren, hatten sich übrigens BHs angezogen. Aber – und das ist wichtig – die Maske hatten alle auf.
Barbusige, maskierte Frauen. Ein treffenderes Bild für den Zustand unserer Gesellschaft gibt es wohl nicht. Der Mund, den wir zum artikulieren unseres Willens benötigen, ist verdeckt, verschlossen. Das Gesicht, das für den Ausdruck von Emotionen unerlässlich ist, ist durch eine Maske anonymisiert. Die weibliche Brust – Symbol für Weiblichkeit, Leben und Sexualität – ist entfesselt und wird durch nichts mehr eingeengt. Das Fleisch hat über den Geist gesiegt. Die Freiheit, den eigenen Willen zu artikulieren, sie wird ohne Bedenken aufgegeben.
Hauptsache, die Lustbefriedigung unter allen Umständen, Vulgarität, Perversität und moralische Zügellosigkeit kennen keine Grenzen mehr. Alles andere ist dem Homo vulgaris gleich. Ist es wirklich so weit gekommen, dass es dem Menschen egal ist, ob er frei im Denken und Reden ist, solange der eigene hedonistische Drang befriedigt werden kann? Was wir erleben, ist eine nahezu vollständige Umkehrung unserer abendländischen Werte!
Man will um jeden Preis provozieren und schockieren. Dabei übersieht man völlig, dass die eigene Position schon längst nicht mehr schockierend ist. Zumindest in den Medien erntet man dafür Anerkennung, im schlimmsten Falle berichten Medienblätter und Nachrichten ohne Wertung.
In einem haben jene Feministinnen aber in der Tat Recht. Es ist oft wirklich verführerischer für Männer, wenn Frau die pikanten Stellen ihres Körpers mit Stoff verhüllt – so bleibt der Fantasie mehr Raum. Eine ganze Industrie verdient an diesem Umstand ihrem Lebensunterhalt. Ob Dessous, knappe Bikinis oder kurze Hosen und Sommeroberteile, die den Namen Bekleidung eigentlich nicht mehr verdient haben – in vielen Fällen allemal aufregender als die nackte Wahrheit, die darunter zum Vorschein kommt.
Warum vergleichen sich Feministinnen so oft mit Männern?
Zumal die meisten dieser Frauen, die bei solchen Veranstaltungen blank ziehen, wirklich keine Augenfreuden bereiten können. Da würde ein großzügig geschnittenes T-Shirt wahre Wunder bewirken. Und das nicht, weil das Patriarchat es so will, sondern schlicht und ergreifend, weil es gänzlich unästhetisch ist, was die Damen da optisch anbieten.
Darüber hinaus sollten sich diese Frauen einmal fragen, warum sie denn immer den Mann als Vergleich heranziehen müssen. Immer wird argumentiert, weil Männer ihre Brust auch nicht verdecken müssen, sollte es den Frauen auch freigestellt sein. Argumentiert wird immer mit der Gleichheit. Dass Frauen sich so aber einfach nur zu schlechteren Männern machen, scheint sie selbst nicht zu stören.
So haben Frauen dafür gekämpft, Hosen tragen zu dürfen. Männern würde es im Traum nicht einfallen, dafür zu kämpfen, Röcke tragen zu dürfen. Läuft der ganze feministische Kampf am Ende auf die Anerkennung der so bekämpften scheinbaren männlichen Überlegenheit hinaus? Nur wenn diese Frauen endlich wieder zu ihrem Frau-Sein stehen, könnten besagte Frauen mit ihren Minderwertigkeitskomplexen und Neiddebatten endlich abschließen.