Rezension

PATRIA – das neue Magazin der Jungen Alternative

In den Publikationsmarkt der politischen Rechten ist in den vergangenen Jahren Bewegung gekommen. Mehrere neue Periodika unterschiedlichster Stoßrichtungen haben sich gegründet und werden auch teilweise mit großem Erfolg verlegt. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres ist auf dieser Bühne ein neues Magazin erschienen, herausgegeben von der Jungen Alternative (JA), der Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (AfD).

Vierteljährlich soll es erscheinen und sich – wie es im Begleitschreiben der ersten Ausgabe heißt – in die „innerparteiliche Debatte einbringen“. Der Name des Magazins: PATRIA (lateinisch für „Vaterland“). Der Preis von gerade einmal 4.50 Euro pro Ausgabe macht dieses neue Magazin preislich außerordentlich erschwinglich.

Der Inhalt offenbart sich als ein buntes Potpourri von Themen, wobei erwartungsgemäß die Beschäftigung mit dem Tagespolitischen, sowie der Parteipolitik, definitiv den Schwerpunkt bilden. Es handelt sich dabei um einen kommentierenden Ansatz, der grundsätzliche Fragen aufwerfen will. Das lässt auch schon der Titel der ersten Ausgabe vermuten „Quo vadis AfD?“, was unzweifelhaft auf das eher bescheidene Bundestagswahlergebnis anspielt.

Auf Peinlichkeiten verzichten …

Demzufolge beschäftigen sich die Themenartikel auch explizit mit Fehleranalyse und Zukunftsüberlegungen. Tomasz Froelich mahnt zu mehr Anstand als politisches Mittel: „Als Rechte, Konservative und Freiheitliche sollten wir auf derlei Peinlichkeiten verzichten.“ Zudem brauche die Partei mehr Vitalität und ein jüngeres Image, das der Wählerklientel der Partei entsprechen würde. Marvin Neumann fordert schließlich, die Partei solle sich endlich mit ihrer Rolle als „Fundamentalopposition“ anfreunden.

Ein weiteres Problem wird passenderweise von einer Frau erkannt. Reinhild Bossdorf analysiert den unterdurchschnittlichen Frauenanteil in Partei und Wählerschaft und führt dies auf den Umstand zurück, dass Frauen mehr auf Wohlfühlpolitik stünden und es zudem weniger gut ertragen könnten, gesellschaftlich ausgestoßen zu werden, was (fast) jedem jungen Menschen unweigerlich drohe, der offen politisch Farbe bekenne. Die AfD, so ihr Fazit, müsse „fraueninklusiver“ werden. Wie das gelingen soll, weiß sie indes offenbar ebenso wenig.

Abseits der Parteipolitik bietet PATRIA noch weitere breit gestreute Artikel, die sich im vorpolitischen Raum bewegen. Mit „Einer Frage des Stils?“ nimmt Felix A. Cassel Stellung dazu, ob es einen rechten Kleidungsstil gebe. Seine Grundpfeiler rechten Modestils – Nachhaltigkeit und Natürlichkeit – könnten indes auch aus einem Hipster-Magazin stammen. Und auf die Frage, ob es einen Kleidungsstil geben sollte, lautet seine Antwort: „Es kommt darauf an.“ Eine weitere Rubrik stellt die „Berichte aus den Verbänden“, welche über die Arbeit der einzelnen Landesverbände der JA unterrichten sollen. Schließlich ist die PATRIA nicht zuletzt ein Periodikum der Jungen Alternative.

1984 und James Bond

Die letzte Rubrik bilden die Rezensionen. Besprochen wurde die Comic-Ausgabe des Klassikers „1984“ von George Orwell. Darüber hinaus kotzt sich Maximilian Kneller wunderbar über den neuen „James-Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ aus. Da er gleich zu Beginn zugibt, den Film nicht gesehen zu haben und auch nicht vorhabe ihn anzuschauen, besteht die Rezension mehr aus einer Begründung dafür, ihn auch nicht schauen zu müssen.

Der moderne Bond – so Kneller – habe nichts mehr mit dem lässig-britischen Spion zu tun, der jedes Mal aufs neue die Welt auf spektakulärste Weise rette und dabei noch genug Zeit über habe, gepflegt einen Martini zu schlürfen und die eine oder andere weibliche Schönheit zu verführen. Stattdessen würde der neue Bond mit dem feministischen Hammer eingeebnet und zum Waschlappen gemacht. Sein Fazit: „Ist ein Film linker Bullshit? Geh´ nicht ins Kino! Defund workness!“

Schließlich wird auch noch ein richtiges Buch besprochen. Artur Abramovych rezensiert ein Buch, das an sich schon bemerkenswert ist, umso mehr aber, wenn es in einem Magazin rezensiert wird, dessen Redaktion ständig mit dem Nazivorwurf konfrontiert wird: „Nationalismus als Tugend“ des Juden Yoram Hazonys. Allein das zeugt schon davon, dass die Herausgeber der PATRIA in ihr Konzept eine gehörige Portion Provokation gemischt haben. Nach der Lektüre der Rezension präsentiert sich das Buch als durchaus lesenswertes Werk – wenn auch (oder gerade deswegen?) von der SZ verrissen.

Nachwuchs fördern!

Zusammenfassend ein kurzweiliger Lesegenuss, der mit der einen oder anderen interessanten Erkenntnis aufwartet. Neben einigen klugen Kommentaren zum (partei-)politischen Geschehen äußern sich auf rund 30 Seiten einige junge Köpfe zu den verschiedensten Themen. Man liest die PATRIA notabene mit Mehrwert.

Angekündigt ist übrigens, dass jede weitere Ausgabe unter einem anderen „Hauptthema“ stehen soll. Ob sich die Fokussierung auf Partei- und Tagespolitik bestätigen wird, bleibt also abzuwarten. Das neue Magazin PATRIA scheint indes ein spannendes Projekt, welches durchaus das Potential besitzt, die publizistische Bandbreite der deutschen Rechten zu bereichern. Da es das Projekt einer Jugendbewegung ist, wird hier vor allem auch der publizistische Nachwuchs gefördert. Dabei will die Redaktion die Zeitschrift vielseitig gestalten und wirbt auch damit, dass Manuskripte jederzeit willkommen seien: „Egal ob ideengeschichtlicher Beitrag, tagespolitischer Kommentar, provokante Polemik, Veranstaltungsbericht oder Buch-/Filmrezension.“

Ob es diesem neuen Projekt allerdings gelingen wird, das Niveau zu halten, beziehungsweise auf absehbare Zeit zu steigern und sich damit einen Platz im rechtspublizistischen Segment zu erobern, bleibt abzuwarten.

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