Richard Wagner soll einmal gesagt haben, „ein politischer Mensch ist mir widerlich“. Meiner Meinung nach trifft das vor allem auf die politischsten Menschen dieser Republik in den meisten Fällen zu: die Politiker. Maskendeals, „vergessene“ Nebeneinkünfte im fünfstelligen Bereich, selbst ausbezahltes Weihnachtsgeld, erschlichene und erlogene akademische Abschlüsse: Wie nennt man einen verkommenen Menschen, der sich dessen bewusst ist und sich dennoch moralisch überlegen fühlt? Einen Politiker.
Wie sonst ist es zu erklären, dass Bayerns Ministerpräsident ständig zu mehr Disziplin in der „Pandemiebekämpfung“ mahnt, seine Tochter aber durch die halbe Welt touren lässt? Warum sonst setzte sich eine grüne Bundeskanzlerkandidatin verbal für mehr Gerechtigkeit und Transparenz ein – kann aber weder nachweisen, dass sie Akademikerin ist, noch woher jene 50.000 Euro kommen, die sie nicht angegeben hatte? Aber Gauner höchster Klasse werden bekanntlich „an fremden Hälsen aufgehängt“ (Manfred Hinrich). Deswegen muss hier auch niemand seinen Hut nehmen, wenn er in die Kasse gegriffen hat.
Übermaß an Wichtigtuerei
Das Gleiche gilt für unseren Bundesexperten der Stunde, Karl Lauterbach. Auch hier wurde das eine oder andere Beraterhonorar vergessen. Man könnte fast meinen, Helmut Schmidt hätte seinen Parteigenossen vor Augen gehabt, als er sagte: „Die heutige politische Klasse ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Karrierestreben und Wichtigtuerei und durch ein Übermaß an Geilheit, in Talkshows aufzutreten.“
Der Idee nach sollte ein Politiker in einer Demokratie ein Vorbild sein. Er sollte sich durch ein hohes Maß an Moral und Integrität auszeichnen. Wenn es aber Menschen gibt, die von beiden Eigenschaften am wenigsten besitzen, dann Politiker. Vielmehr scheint es der Fall zu sein, dass bevorzugt jene Menschen steile Karrieren in der Politik hinlegen, die einen vollkommenen Mangel an jenen Eigenschaften aufweisen, ja diese Eigenschaften als etwas auf dem Weg zur Macht hinderliches begreifen.
Nur derjenige, der keinerlei Überzeugungen hat außer der, die eigene Karriere voranzubringen, scheint in der Politik dauerhaft Fuß fassen zu können. Man verspricht vor der Wahl das Blaue vom Himmel herunter und leidet nach dem landesweiten Urnengang an spontan auftretender Amnesie. Man gibt vor, das Beste für die Bürger zu wollen, nur um sich anschließend erst einmal die Diäten zu erhöhen. Und vor der nächsten Wahl spekuliert man auf das „Erinnerungsgrau der Wähler“ (Klaas Ockenga).
Ist die Massendemokratie das Problem?
Grundrechte werden ohne mit der Wimper zu zucken eingeschränkt, latent verfassungsfeindliche Infektionsschutzgesetze erlassen. Jahrelang wird an der Destabilisierung der deutschen Wirtschaft durch unsinnige Klimaziele gearbeitet, der deutsche Wohlstand an einflussreiche Lobbygruppen und die ganze Welt verschachert. Ständig werden Steuern erhöht um diesen Wahnsinn weiterhin bezahlen zu können. Der Eid auf Gott und Vaterland geht aber dennoch flüssig und routiniert alle paar Jahre über die Lippen. Wie sagte einst der deutsche Lyriker Jürgen Winkler: „Sehr viele Politiker sind Menschen mit ausgeprägtem Sinn für Gewissenlosigkeit.“
Ist es am Ende die parlamentarische (Massen-)Demokratie selbst, die hier das Problem ist, weil sie eben eine Negativauslese nach oben hin begünstigt, geradezu fördert? Ist es letztlich das System an sich, das fehlerhaft ist? Man könnte es meinen. Ich persönlich glaube aber eher, es ist der Mensch selbst, der in dieser Rechnung die störende Komponente darstellt. Macht korrumpiert nun einmal. Demokratie also Ja oder Nein? Ich denke doch ersteres. Schließlich kann man sich dann wenigstens aussuchen, „wer einen verarscht“ (Hagen Rether).
Bild: Annalena Baerbock, Grüne / Von: , Wikipedia, CC BY-SA 3.0 de