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Rätsel aufgelöst

Gefragt hatten wir, worum es sich bei diesem herrlichen Ding handelt, dass seit einiger Zeit die Leipziger Innenstadt bereichert. Beretta und reconquista waren ganz nah dran, aber eine Freiheitsglocke allein ist es eben nicht.

Ich bin die Glocke der Demokratie!
Ich bin die Glocke der Demokratie!

Man glaubt es kaum. Und ja es stimmt. Das goldene Ei hier oben auf dem Bild, es ist nämlich die Glocke der Demokratie.

Nun lacht Euch bitte nicht kaputt.

Etwas würdevolleres wäre mir zu dem Thema auch nicht eingefallen. Ehrlich. Die Glocke der Demokratie. Haha. Unglaublich. Und doch genial.

Die wahre Geschichte ging so, nacherzählt von mir:

Die Stadt Leipzig will ihren Bürgern zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalles etwas Tolles schenken. Also überlegt sie sich, wie man etwas Patriotisches demokratisch, freiheitlich aber auch ein bißchen kritisch und ein bißchen bunt realisiert.

Es kommt daher zu einer Ausschreibung. Einige Entwürfe werden in Augenschein genommen, doch am Ende siegt völlig überraschend ein außergewöhnlicher Künstler. – Via Lewandowski. Der weltberühmte Mann, der auch im Jüdischen Museum in Berlin eine Ausstellung hat, darf sich also in Leipzig mit lebhafter Unterstützung seitens der ostdeutschen Gießer, der IHK und anderen verewigen.

Das Ei enthält einen elektronischen Gong, der jeden Montag um 18:35 Uhr läuten soll, um an das demokratisch-pazifistische Freiheitsstreben in der Wendezeit und die daraus resultierende friedliche Revolution zu erinnern.

Weiters ziert ein Vers von Durs Grünbein das Ei:

Demokratie ist

In unendlicher Nähe

Längst sichtbar als Kunst

Ich muss gestehen, dass meine erste Assoziation mit dem Bronze-Ding, ähnlich erging es wohl reconquista, auf das vielberühmte „Judenei“ hinaus lief. Es gibt ja diesen Spruch „das glänzt ja wie ein Judenei“, wenn man ausdrücken möchte, dass etwas besonders blank poliert wurde. Sicherlich ein Spruch der aus den alten Zeiten des vorwiegend händlerischen, osteuropäischen Judentums stammt.

Warum die Glocke ein Ei geworden ist, ist rasch erklärt: Das Ei zeigt nicht nur die Zerbrechlichkeit der Demokratie auf, sondern symbolisiert zugleich das Unfertige, in die goldene Zukunft Gerichtete der Demokratie.

Ich googelte daher auch sofort nach Via Lewandowski und Durs Grünbein. Und da wurde mir alles klar.

Unbestätigten Quellen zufolge sollen verschiedene Synagogen Wetten abgeschlossen haben, wer den besten Gag im Jahr 2009 den Gutmenschen als Denkmal verkauft. Nur deshalb habe Leawndowski an der Leipziger Ausschreibung teilgenommen. In Berliner Synagogenkreisen soll man in schallendes Gelächter ausgebrochen sein, nachdem Lewandowski vorgeschlagen hatte, die Leipziger Feier zu 20 Jahre Deutsche Einheit mit einem Judenei zu bestücken.

Ich jedenfalls habe sehr gelacht, über diese tiefgründige künstlerische Arbeit. Immerhin leben wir jetzt in Freiheit und Demokratie. Vergessen wir das niemals.

Einen zusätzlichen Lacher war es wert, als bekannt wurde, dass der Gong zur Einweihung des Eies seinen Dienst versagt hatte. Erinnert ein bißchen an das hier. (Steht wohl unter keinem guten Stern, das Ei?)

😉

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