Anstoß

Statt einer Kolumne: SELBSTANZEIGE

In unserer Regierung, in den Führungen der altbewährten Parteien herrscht eine Atmosphäre strikter Selbstreflexion und Selbstkritik. Da will ich nicht zurückstehen und endlich reinen Tisch machen. Alles muß heraus. Ja, ich bin ein Urgrüner, ja, ich halte mich immer noch für einen denkenden und unabhängigen Linken, aber ich muß wohl doch ein Rechtsradikaler sein, denn weder trage ich im Haus eine Schutzmaske noch setze ich diese auf, um den Müll herauszubringen.

Als ich Photos meiner Demonstrationsteilnahmen betrachtete, stellte ich fest, daß inmitten von Tausenden Pazifisten neben mir zwei mir zwar persönlich unbekannte, aber deshalb nicht weniger gefährliche Rechtsradikale standen. Angesichts dieser Kontaktschuld dachte ich: Es muß endlich das Grundgesetz geändert werden. Solche Leute dürfen allenfalls allein und am Stadtrand demonstrieren. Nehmen sie dennoch an einer fremden Demonstration teil und kontaminieren diese, muß sie sofort aufgelöst werden.

Ein freundlicher Gruß beim Bäcker

Weitere schwerste Vergehen muß ich zugeben: Ich habe einen mir flüchtig bekannten Rechtsradikalen beim Bäcker freundlich mit „Guten Morgen“ gegrüßt. Ich habe bei einem Händler, von dem ich erst am nächsten Tag hörte, er sei NPD-Mitglied, Silvesterböller gekauft. Sofort habe ich meine Verfehlung bereut und versucht, von ihm mein Geld zurückzubekommen, was mir aber nicht gelang, so daß ich sie, um Flagge zu zeigen, nachts vor der Tür dieses Verfassungsfeindes zündete und als ein Zeichen der Zivilcourage sowie als Sühne meiner unverzeihlichen Unvorsicht deutliche Brandspuren hinterließ.

Verantwortlich fühle ich mich auch für einen schweren Angriff auf unsere demokratische Ordnung. Bei meiner Silvesterfeier lud ich drei Medienmacher ein, die leider bei den Getränken jede Mitte und jedes Maß vermissen ließen. Als sie sich endlich verabschiedet hatten, machten sie schwer alkoholisiert einen Hausbesuch bei unserem Ortsbürgermeister, rissen ihn aus dem verdienten Schlaf und störten seinen Hausfrieden.

Mit angstvoll aufgerissenen Augen stand er fluchtbereit in der Tür seines Aufzuges, als sie ihn ungekämmt und unerlaubt fotografierten und fälschlich behaupteten, er habe kein Gewissen. Ich fühle mich schuldig für dieses unzivilisierte und tabubrüchige Verhalten meiner Gäste, entschuldige mich heftigstens und erkläre, daß ich jede Strafe annehme.

Corona-Schutztruppe

Gott sei Dank weiß unsere Regierung, was die Stunde geschlagen hat: Während aus den Wäldern immer noch das letzte Farbenspiel der Blätter mit den späten Rosen um die Wette leuchtet, wird uns geweissagt, daß der Winter kommt und daß er schrecklich wird. Aber die Rettung naht: Die weiß-blauen Wanderer kommen als Untote aus Bayerns Staatskanzlei hervor. Diese Corona-Schutztruppe räumt in Deutschland auf. Wenn erst Markus I. auf die ach so coole Eiskönigin Angela folgt und sich zum Herrn des Ewigen Winters aufschwingt, werden alle Wirrologen und Dödelritter mit ihm sein.

Jedenfalls darf man nicht unsere Menschen verwirren mit unwillkommenen Fakten. Warum die Unsicherheit von Testverfahren, die manchmal ein wenig an Horoskope in der Tageszeitung erinnern, näher beschreiben, warum die Todesfälle in Beziehung setzen zu den Infizierten oder den sonstigen Toten, warum strikt sich beschränken auf die Toten DURCH Covid 19, wenn doch die Toten MIT Covid zwar an Herzschwäche usw. versterben, aber so schön in die Statistik passen? Hauptsache, die Propaganda rollt wie eine Tsunamiwelle.

Wer spaltet was?

Für die einfachen, leider nicht immer einfach zu führenden und zu erziehenden Bürger muß man in einfacher Sprache und mit Bildern die Welt erklären: Die Argumente und Beweise der Trump-Anwälte interessieren nicht, dafür wird halt unter dem SPIEGEL-Titel „Quatsch mit Soße“ Rudolph Giulianis hervortropfendes   Haarfärbemittel hochgejazzt. Sogar ein Autor einer Querdenker-Zeitschrift hat vom Qualitätsjournalismus dazugelernt, wenn er süffisant die elegante Kleidung der AfD-Abgeordneten Joana Cotar, die Flugblätter an die Demonstranten vor dem Reichstag verteilt, anführt, um damit endlich einmal ihre Volksferne nachzuweisen.

Aber auch aus den Szene-Hinterhöfen und aus dem Dunkel der Heimbüros kommt Erleuchtung: Da verweigern im Bundestag im Mai 2020 bei einer Enthaltung alle Altparteiler dem von der AfD vorgeschlagenen CDU-Mitglied Vera Lengsfeld die Wahl ins Deutsche Institut für Menschenrechte. Und gleich zeigt ein aufrechter Dämokrat Haltung. Unter „Die Alternative zur Alternative“ twittert er die Erkenntnis, daß Hyänen nicht plötzlich Formel-1-Fahrer werden können und folgert deshalb: „AfDler können zu Pegida-Märschen gehen, freiheitlich-demokratische Bürger hingegen Menschenrechtsgremien beitreten.“

So kommt die Welt in Ordnung, wenn wir im Gleichschritt mit Unseresgleichen marschieren, so überwinden wir durch Ausschaltung der Spalter die Spaltung der Gesellschaft.

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