Gesichtet

Was will Markus Söder?

Wo will Markus Söder hin? Noch vor wenigen Jahren gefiel sich der „Prinz der CSU“ in seiner Rolle als harter Hund und kompromissloser Gegenentwurf zum damaligen CSU-Chef und staatlich anerkanntem Wendehals Horst Seehofer.

Wann auch immer Seehofer dem liberalen Merkel-Kurs folgte, polterte der fränkische CSU-Juniorchef los. Und auch seine ersten Tage als König der CSU waren von diesem Kurs beherrscht. Da wurden Kreuze in jeder bayerischen Amtsstube aufgehängt und er musste sich sogar den Vorwurf gefallen lassen, die „AfD rechts überholen“ zu wollen.

Doch seit ihm die Corona-Krise dermaßen viel Aufmerksamkeit verschaffte und die Chance auf einer erfolgreichen Bundeskanzler-Kandidatur einbrachte, scheint Söder die Fähigkeit seines Vorgängers bezüglich dem spontanen Wechsel der eigenen Position noch übertreffen zu wollen.

Da werden Positionen einfach mal so über den Haufen geworfen. Auf einmal sind E-Autos und eine Frauenquote für Dax-Vorstände für die Zukunft Deutschlands unabdingbar. Auch seine Entscheidung bezüglich des Kreuz-Erlasses vor einigen Jahren reut den bayerischen Ministerpräsidenten aus Franken nun sehr.

Was bezweckt Markus Söder aber damit? Nun, bisher verneinte der bayerische Landesfürst jedwede Ambition auf den Posten des Bundeskanzlers – doch seine Taten sprechen indes eine ganz andere Sprache. Söder scheint es sich auf die Fahnen geschrieben zu haben, den „deutschen Sonderweg“ unter Merkel um jeden Preis an sein Ende zu bringen.

Den Duktus der „Alternativlosigkeit“ hat er sich im Zuge der „Corona-Pandemie“ durchaus schon zu eigen gemacht. Er will der Chefin wohl gefallen. Wie kann es auch angehen, dass gerade ein bayerischer Ministerpräsident der größte Streiter für die Sache des Kanzleramtes ist?

Eigentlich war es in der Vergangenheit doch gerade immer die CSU, die am meisten Opposition gegen die politischen Alleingänge aus dem Kanzleramt gegeben hat. Söder macht es aber genau anders herum. Statt Paroli zu bieten, biedert er sich bei „Mutti“ an und empfiehlt sich dadurch als genehmer Nachfolger.

Indes schlägt er mit seinem neuen Kurs gleich zwei Fliegen. Erstens bringt er seine Partei damit in Stellung, um den Grünen als zukünftiger Koalitionspartner auf Bundesebene zu gefallen. Immerhin erreichen in aktuellen Umfragen Union und Grüne eine stabile Mehrheit und zugleich scheint die GroKo keine Option mehr zu sein.

Zugleich garantiert er jenen einflussreichen Kräften in der Union, die die Öffnung der CDU nach links für eine gute Sache, Merkels Siedlungspolitik für „gesellschaftlichen Fortschritt“ und die Energiepolitik für den Weg ins Paradies halten, ihr Erbe nicht anzutasten, den Kurs nicht ändern zu wollen. Schließlich erklärt er die Wählerschaft rechts der Mitte für verloren und setzt lieber auf einen Kuschelkurs mit Grünen und Linkspartei.

Warum macht er das? Ganz einfach: Markus Söder will Kanzler werden. Auch das Tempo, in dem er jetzt eine weltanschauliche Kehrtwende nach der anderen vollführt, hat Methode. Sein neuer Kurs soll bis zum CDU-Parteitag allgemein bekannt und anerkannt sein, sodass die Wahl von Friedrich Merz dadurch jeden Sinn verliert und den Merkel-Jüngern bei gleichzeitig bröckelnder unionsinterner Zustimmung noch einmal die Mehrheit sichert.

Denn gerade der Umstand, dass der größte Widerstand gegen das „System Merkel“ innerhalb der Union aus der CSU kommt, verleiht dem aktuellen Merkel-Kurs des bayerischen Ministerpräsidenten erst so ein großes Gewicht. Es kommt nicht von ungefähr, dass in Umfragen gerade CSU-Mitglieder Friedrich Merz ihrem eigenen Parteichef als Kanzlerkandidaten vorziehen würden.

Die aktuelle CSU-Führung hat sich von ihrem früheren Ideal, das rechte Korrektiv zur bundesdeutschen Schwesterpartei zu sein, endgültig verabschiedet. Stattdessen biedert sie sich in einer Weise in Berlin an, dass einem nur vom Zusehen schlecht werden kann. Parteimitgliedern wird es indes immer schwerer gemacht, mit halbwegs unbeschwertem Gewissen die eigene Partei noch wählen zu können.

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