Anstoß

Wem gehört Israel?

Die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, Jerusalem offiziell als die Hauptstadt von Israel anzuerkennen, hat eine alte, müßige Diskussion wieder aufflammen lassen: Wem gehört Israel?

Interessanterweise sind sowohl die Linke als auch die Rechte in dieser Frage höchst gespalten. Überall gibt es Israel- und Palästinenserfreunde. Allgemein herrscht die Tendenz vor für eine Seite flammend Partei zu ergreifen und die Gegenseite zu diabolisieren. Dieser Konflikt genießt eine aufgeblasen große Bedeutung in der westlichen Öffentlichkeit, vor allem, wenn man ihn in Relation zu anderen Konflikten setzt.

Keine Moralisierung des Nahostkonflikts

Der „Nahostkonflikt“ wird meistens auf zwei falsche Arten diskutiert, nämlich historisch und moralisch. Realpolitik hat mit beidem nichts zu tun. Die Frage, wer hier die „Guten“ und wer die „Bösen“ sind, ist nicht zu klären, so wenig wie die Frage, wer dem anderen im Laufe der Auseinandersetzung schon mehr angetan hat. Auch die historische Debatte ist höchst interessant, doch ebenso wertlos. Die Geschichte der Juden ist freilich sehr besonders und sie ist voller brennender Fragen, die wohl interessant, mitunter höchst bemerkenswert sind, doch in politischen Debatten hat all das nichts verloren.

Die historische Widerlegung von mythischen Überlieferungen oder die Revision von historischen Lehrmeinungen wird die wirkliche Politik nicht beeinflussen. All diese Debatten sind nur „Opium fürs Volk“ und sollen von der Realpolitik, die in Hinterzimmern beschlossen wird, ablenken.

Niemand kann historisch klären, wem dieses Land „gehört“. Hier werden religiöse Mythen mit Wahrheiten und Halbwahrheiten vermischt. Im Laufe der Geschichte war diese Gegend höchst umkämpft. Wer früher oder später oder zwischendurch auf diesem Boden geherrscht hat, ist eine Frage für Historiker, aber nicht für Politiker. Auf jedem Flecken Erde war schon einmal vorher ein anderes Volk.

Israel steht und fällt mit dem Schwert

Auch bevor die Juden ins „gelobte Land“ kamen, lebten dort andere Menschen. Wenn diese Denkweise wirklich realpolitisch wichtig wäre, dann könnte z.B. Deutschland Israel für sich fordern, indem es sich auf das von Kreuzfahrern gegründete Königreich Jerusalem beruft. Auch die Frage, ob die heutigen Juden, insbesondere die Aschkenasen, mit den mythischen Juden aus dem Alten Testament identisch sind, ist irrelevant, denn die heutigen Juden existieren als Volk nun einmal in dieser Form.

Deshalb beschränke ich mich auf einige Denkanregungen zur Realpolitik:

  1. Es gibt nicht das „Existenzrecht“ eines Staates oder das Gegenteil davon. Ein Staat hat entweder die Möglichkeit, sich Kraft seiner Gewalt „in der Sphäre des Politischen zu halten“ (Carl Schmitt), das heißt, sich gegen innere und äußere Feinde zu verteidigen oder er geht unter. Das ist ein Naturgesetz.
    Moralische oder historische Debatten sind hier vollkommen bedeutungslos. Israel existiert, weil Juden und ihre Helfer und Verbündeten es geschaffen haben. Man hat das Land sukzessive besiedelt und eines Tages auch militärisch befriedet. Seitdem gibt es durch beide Methoden eine schleichende Expansion. Israel wurde und wird durch harte Realpolitik geschaffen. Was irgendwer davon hält, ist bedeutungslos, denn die Israelis werden damit nicht aufhören, auch wenn es anderen nicht gefällt. Israel existiert durch das Schwert und steht und fällt mit ihm. Das ist bei allen Staaten so. Bei Israel ist es nur besonders deutlich.
  2. Der „Nahostkonflikt“ ist nicht zu lösen. Er wird weiterhin in erster Linie eine militärische Frage bleiben. Dieser Krieg wird auf unabsehbare Zeit nicht enden. Wenn der Westen sich hinter Israel stellt, also jetzt z.B. symbolpolitisch Jerusalem als Hauptstadt anerkennt, dann ist das nicht nur eine nette Geste, sondern eine Positionierung in einem Krieg.
    Wir stellen uns kollektiv auf eine Seite. Dadurch werden wir zum Feind der anderen Seite. Man darf sich die Frage stellen, ob wir uns mit solch einem großen Teil der Menschheit verfeinden wollen. Die aggressiven Reaktionen von vielen sich in europäischen Ländern aufhaltenden Moslems haben zudem gezeigt, dass die Kombination von islamischer Masseneinwanderung und der Parteiergreifung für Israel nicht unbedingt eine funktionierende Verbindung ist. Der ohnehin schon hohe Islam-Terror bei uns wird sich also weiter intensivieren.
  3. Politik ist am Nutzen für die eigene Gruppe orientiert, alles andere ist nur Propaganda und Staffage. Warum stehen die westlichen Eliten mit solch einer Nibelungentreue hinter Israel? Was nutzt es uns? Welchen Vorteil haben wir davon, der die Kosten aufwiegen würde? Israel ist ein Kleinstaat, dessen äußerst fragwürdigen geostrategischen Wert auch andere Länder haben könnten.
    Wirtschaftlich ist Israel nicht bedeutend und diplomatisch ist Israel, vorsichtig ausgedrückt, eine Belastung. Es hat augenscheinlich keinen Nutzen für uns, weite Teile der Außen- und Kriegspolitik von Israel bestimmen zu lassen. Die ganze Sache ist ein äußerst einseitiges Geschäft. Politik, die unserem Volk nicht nutzt, sondern schadet, ist zu verwerfen.
  4. Ein Staat ist die politische Ordnung eines Volkes oder mehrerer Völker, die miteinander harmonieren, wobei im letzteren Falle diese meist mehr oder minder räumlich getrennt sind. Israel ist ein jüdischer Nationalstaat. Während die politisch korrekte Einheitsmeinung im Westen diejenige ist, dass es gar keine Völker geben soll, sondern nur die Inhaber von Staatsbürgerschaften in multikulturellen Menschenmassen, ist es komischerweise genauso politisch korrekt, dass Israel ein jüdischer Nationalstaat sein soll.
    Wenn Israel sich einmauert um fremde Völker draußen zu halten, ist das in Ordnung, wenn aber Donald Trump die Grenze zu Mexiko dichtmachen will, ist das ganz böse. Wieso ist das so? Wieso gibt es manche Juden, die sich in Europa für Multikulti einsetzen, während sie für Israel eine nationale Politik wollen?

Es geht in Wahrheit um unsere Identität

Dass die Europäer von der Israel-Frage so in Atem gehalten werden, ist eine Folge ihrer Identitätskrise. Erst wenn wir wieder genau wissen, wer wir sind, werden wir die Stärke haben wieder selbstständig zu sein und einen eigenen Kurs zu fahren. Linke wie Rechte nutzen den „Nahostkonflikt“ als Projektionsfläche für ihre Identitätskrise.

Die einen wollen durch hündische Verehrung von allem Jüdischen die ihnen eingetrichterte „ewige Schuld“ abarbeiten. Manche Linke sehen in den Palästinensern eine Art von marxistischem „Ersatzproletariat“, das gegen das „imperialistische“ Israel eine Revolution der Unterdrückten ficht. Nicht umsonst war z.B. auch die Terrortruppe „Rote Armee Fraktion“ mit den Palästinensern vernetzt.

Manche Rechte sehen in den Palästinensern eine Art von nationalem Kampf, mit dem sie mitfühlen können. Andere Rechte, die sich besonders auf die Islamisierung versteift haben ohne sie in den größeren Zusammenhängen zu sehen, erblicken in Israel einen Verbündeten gegen den global expandierenden Islamismus.

Dabei wird oft Israel-Nationalismus als Ersatz-Nationalismus gelebt, weil man sich den eigenen nicht genauso deutlich auszuleben traut. Unsere Politik wird jedoch erst dann wahrhaftig, wenn sie sich alleine um uns dreht. Dabei werden weder die Juden noch die Moslems zum „Bösen“ oder zum „Guten“, sondern einfach korrekt als das wahrgenommen, was sie sind. Finden wir zu uns selbst und kehren dadurch auch zur echten Staatskunst zurück.

(Bild: Felsendom Jerusalem, Pixabay)

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Jahrgang 1986, aus Wien, Studium der Philosophie, begreift sich als Vertreter der deutschen Alt-Right (Alternative Rechte) und ist seit 2014 als Journalist bei diversen Medien tätig und veröffentlichte mehrere Bücher. Maßgeblich war er beteiligt an PEGIDA in Österreich. Zudem ist er Gründer und Obmann von "OKZIDENT - Verein zur Förderung von Rechtsstaatlichkeit". - www.georgimmanuelnagel.at

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