Anstoß

Wenn Linke sachlich bleiben wollen …

„Ihre Freundin aus dem Chor wählt AfD, auch ihr Kumpel driftet nach rechts? Jetzt heißt es cool bleiben, Argumente sammeln und nicht draufhauen.“ – Da haben wir es. Nun gibt es also schon Ratgeber für den Umgang mit AfD-Sympathisanten.

Zumindest erschien in der taz neulich ein etwas längerer Artikel, in dem Leser eine Strategie an die Hand gegeben werden soll, wie sie mit so grotesken und gänzlich unverständlichen Prozessen wie dem Kippen nach rechts eines Freundes, Familienmitgliedes oder anderen nahestehenden Personen umgehen sollen. Angestrebt wird dabei selbstredend die Heilung von der rechten Krankheit. Auf das der verlorene Sohn ins Vaterhaus zurückkehre!

Ratgeber gegen rechts

Ratgeber gibt es ja für so einiges. Es gibt sie fürs Abnehmen, fürs Zunehmen, fürs effektive Lernen, für Kindererziehung, für die Gesundheit und für hundert weitere Dinge. Warum dann nicht auch für den Umgang mit den Nach-Rechts-Driftenden? Dabei kommt diese kurze Schrift sehr beruhigend daher. Übertitelt ist sie mit dem lässigen Ausspruch: „Hilfe, mein Kumpel wählt die AfD! Keine Panik!“ Alles nur halb so schlimm. Wenn man sich diesen „Ratgeber“ dann aber zu Gemüte führt, wird man schnell feststellen, dass sich an dem grundsätzlichen Tenor gegenüber rechten Parteien nicht viel geändert hat. Man erkennt vielmehr sehr schnell altbekannte Argumentationsmuster linker Gutmenschen wieder.

Nur wurde jetzt alles in ein Nichts-wird-so-heiß-gegessen-wie-es-gekocht-wird-Mäntelchen gepackt. Ganz nach dem Motto: Dieser temporäre Unsinn wird sich schon ausschwitzen. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn der Therapeuten-Jargon aufrechterhalten wird. Ein gutmütiger, jedoch letztlich überheblicher Standpunkt. „Soll man die jahrzehntelangen Freundschaften, Bergsportgruppen, Musikabende auflösen? Ist es nicht gerade jetzt nötig, den Kontakt zu halten?“ Natürlich – wie gleich die Antwort gegeben wird. Schließlich ist gerade den verirrten Schäfchen beizustehen, um sie wieder auf den Pfad der Tugend zu führen.

Gutmenschen sollen keinen Schaum vor dem Mund mehr haben

Nun zum Sieben-Punkte-Plan der Therapie: Erstens: „Abwertung vermeiden“. Auch wenn es schwer fallen sollte. Denn eigentlich haben diese abgefallenen Gläubigen nur Verachtung und den Strick verdient! Aber der Gutmensch von heute soll verständnisvoll sein. Funktionieren wird es dennoch nicht. Linke müssen sich, um ihre Meinung durchsetzen zu können, nach wie vor auf Meinungsterror verlassen können. Dass es einen schwarzen Block gibt, der notfalls den Fortschritt, die Gleichheit und Menschlichkeit mit der Brechstange in diverse verstockte Köpfe hineinprügelt. Linke, die sich auf Respekt dem politischen Gegner gegenüber einstellen, haben bereits verloren.

Zweitens: „Arbeit, Arbeit, Arbeit“. Man solle sich mit Informationen, Zahlen und Fakten eindecken, um den Scheinargumenten  der „Rechtsdrifter“ etwas entgegenzuhalten. Um beispielsweise das Argument der kriminellen „Flüchtlinge“ zu entschärfen, soll eingewendet werden, bei jungen Menschen sei im Allgemeinen das Kriminalitätsrisiko höher wie bei älteren Menschen. Und da Flüchtlinge meist junge Männer sind … Von wegen Fakten.

Wieso ergeben dann gerade die Zahlen und Fakten ein gegenteiliges Bild? Kriminalität hängt nicht nur vom Alter ab. Das Lagebild der „Kriminalität im Kontext der Zuwanderung“ des Bundeskriminalamtes, beruhend auf Zahlen von 2015-2017, ergeben, dass eben jene Zuwanderer überproportional straffällig werden. Vor allem bei Sexualdelikten (12 Prozent), sowie Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung (15 Prozent) wird das deutlich. Auf den Anteil der Bevölkerung, den diese Zuwanderer stellen, heruntergerechnet, ergibt sich ein ziemlich eindeutiges Bild. Für Punkt zwei heißt das aber, „Rechtsdrifter“ sollen für dumm verkauft werden mit fadenscheinigen Pseudoargumenten, die den Anschein von Sachlichkeit nicht auch nur auf den ersten Blick halten können.

Und Rechthaberei, wie das Bestehen darauf, dass Angela Merkel die Grenzen im Herbst 2015 nicht geöffnet hat, weil sie ja gar nicht geschlossen waren; sie einfach nur darauf verzichtet hat, selbige zu schließen, ist reine Sophisterei und erbärmlich. Sie hätte die Grenzen dicht machen müssen. Punkt!

Komplizierte, linke Theorien gegen die rechte Realität?

Drittens: „Einfache Lösungen in Frage stellen“. Ein absolut klischeehaftes Argument der Linken. Ein Rechter könne gar nicht recht haben, weil seine Argumente oft die „einfacheren“ seien. Weil Linke jedoch generell ein Problem mit der Realität haben und daher diese immer mit kompliziertesten Theorien an die Utopie ihres Denkens anpassen müssen, obwohl die Realität mit ihrer schlichten Stringenz sie oft Lügen straft, sind Vokabeln, wie „leicht“ oder „einfach“ schlicht ein rotes Tuch für jeden halbwegs überzeugten Linken.

Demnach sei es kurzsichtig, Asylbewerbern alle monetären Sozialleistungen zu streichen. Denn dann würden Kriminalitätsraten ansteigen. Und Flüchtlinge ohne Papiere kann man auch nicht in ihre Heimatländer zurückschicken, solange ihre Identität nicht geklärt ist. Aha! So ist das also. Nur leider vollkommener Blödsinn!

Mal daran gedacht, dass gerade jene Leistungen dafür verantwortlich dafür sind, dass sich halb Afrika auf den Weg nach Deutschland gemacht hat? Und zum zweiten Beispiel: Ausweisen kann man Flüchtlinge ohne Papiere also nicht? Aber ins Land lassen schon? Kleine Frage: Was passiert denn, wenn man an der Einreisekontrolle – beispielsweise in den USA, aber auch in jedem anderen Land der Welt – am Flughafen steht und keinen Pass dabei hat? Man wird festgenommen und so lange festgehalten, bis das Herkunftsland ermittelt wurde. Dann wird man dahin abgeschoben, wo man herkam. In sein Heimatland. Wieso um alles in der Welt sollte das also nicht gehen? Vielmehr müsste man alle Flüchtlinge ohne Papiere in Gewahrsam nehmen, Herkunftsländer ausfindig machen und dann heimschicken!

Linke wollen Sokrates nachahmen

Viertens: „Üben Sie sich in der Kunst der Gegenfrage“. Sokrates spielen soll man also. Also spielen wir. Beispiel: „Angenommen, nordafrikanische Staaten würden viel Geld dafür bekommen, um Flüchtlinge mit Gewalt davon abzuhalten, nach Europa zu kommen. Wäre das erstrebenswert, wenn Verfolgte, Gefolterte, Kriegsflüchtlinge aus Diktaturen keine Chance mehr hätten auf Asyl in Europa und dessen wirtschaftsstärksten Staat Deutschland?“ Was wir derzeit erleben ist kein Ansturm von Asylberechtigten. Nur ein kleiner Bruchteil der „Flüchtlinge“, die hier ankommen, ist wirklich asylberechtigt.

Die meisten suchen einfach ein besseres Leben. Auf Kosten des deutschen Steuerzahlers. Und das muss dieses Land nicht mit sich machen lassen. Ein Linker wird keine Gegenfrage stellen können, die was taugt. Denn er geht von einer falschen Prämisse aus. Dieses Land und dieses Volk haben keinerlei moralische Verpflichtung bunt, vielfältig oder „weltoffen“ zu sein. Es muss sich auch nicht in einer wie auch immer gearteten „Menschheit“ auflösen. Es darf auf kultureller und nationaler Eigenständigkeit beharren. Es gibt kein „Prinzip des Fortschritts“ hin zu einer „neuen Welt“, das eingehalten werden müsste.

Hypermoral und Wut

Fünftens: „Sachargumente und Parteianhängerschaft trennen“. Soll heißen: „Selbst wenn einiges von dem stimmt, was du sagst, würde ich noch lange nicht die AfD wählen und mich auch nicht für die CSU erwärmen. Wer unablässig gegen Geflüchtete hetzt, wer über Abschiebungen witzelt, wer die Nazizeit als ‚Vogelschiss‘ bezeichnet, wer beklagt, dass wir ein Holocaust-Mahnmal mitten in Berlin haben, mit dem könnte ich mich nicht identifizieren.“ Der gute alte Moralismus. Wenn man schon die Sachlichkeit und Richtigkeit dessen, was die AfD anspricht, nicht leugnen kann oder will, dann kommt eben der Moralismus zum Einsatz. Nur was machen, wenn jene richtigen Ansichten NUR von der AfD vertreten und artikuliert werden? Dann lieber weiterhin gegen die eigenen Überzeugungen wählen, nur damit man politisch desinfiziert bleibt?

Sechstens: „Die Wut umlenken“. Und spätestens hier wird es vollends lächerlich! „Flüchtlingsfrage hin oder her, aber werden da nicht künstlich Sündenböcke aufgebaut? Wir reden nicht mehr über die Macht der Großkonzerne, der Superreichen, nicht mehr darüber, dass der teuerste Flüchtling der Steuerflüchtling ist. Die AfD und die CSU unterstützen ein Ablenkungsmanöver. Wir sollten aber auf die wirklichen Probleme schauen mit den hohen Mieten und Löhnen, die nicht für eine auskömmliche Rente reichen.“ Seit wann sagen Rechte denn, dass „der Flüchtling“ für alles verantwortlich ist? Die Flüchtlingsfrage ist nur ein Zustand, der unerträglich ist und falsch läuft.

Die patriotische Opposition hat mehr zu bieten als die Asylfrage

Setzen sich Rechte nicht schon seit Jahren dafür ein, den Euro zu den Akten legen zu können? Der schließlich die Ersparnisse auffrisst, Milliardenzahlungen an diverse Staaten erst nötig und möglich gemacht hat? Setzen sich Rechte nicht dafür ein, den heimischen Arbeitsmarkt vor der Flutung des „neuen Proletariers“ zu schützen? Sind es nicht die Rechten, die seit Jahren darauf hinweisen, dass zu wenige Kinder geboren werden, aufgrund dessen das Rentensystem implodiert? Sind es nicht Rechte, die nicht müde werden darauf hinzuweisen, dass unser Bildungssystem vor die Hunde geht?

Sind es nicht die etablierten Parteien, die seit Jahrzehnten vor den „Großkonzernen“ und den „Superreichen“ katzbuckeln? Sind es nicht die etablierten, linken Parteien, die dafür gesorgt haben und immer noch sorgen, dass dieses Land vor die Hunde geht? Sind es nicht die etablierten Parteien, die dem kleinen Mann bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Leben schwer machen? Durch hohe Steuerlasten und immer noch mehr Abgaben? Die selbst bei Rekordsteuereinnahmen nicht im Traum an Steuererleichterungen denken? Die für den kleinen Mann nur Verachtung übrig haben, wenn er sich nicht verstanden und ausgenutzt vorkommt? Sind es nicht die etablierten Parteien, die den kulturellen und moralischen Zerfall des deutschen Volkes maßgeblich vorangetrieben haben, beziehungsweise jene zersetzenden Kräfte unterstützt haben und immer noch kräftig unterstützen? – Keine weiteren Fragen.

Siebtens: „Paradoxe Intervention“. So: „Ich finde, die AfD hat ein zu negatives Deutschlandbild. Ist doch irre, zu was wir in Deutschland fähig sind. Wir haben eine Million Flüchtlinge aufgenommen und trotzdem Haushaltsüberschüsse. Die Zuwanderung ist eine Jobmaschine für Lehrpersonal, Bauwirtschaft, Verwaltungen. Die Rechtspopulisten malen alles zu schwarz. Ich finde, das hat Deutschland nicht verdient.“ Was haben denn Haushaltsüberschüsse mit „Flüchtlingen“ zu tun? Gar nichts. Zuwanderung eine Jobmaschine? Zuwanderung aus Ländern mit Analphabetenraten, dass es nur so kracht? Rund zwei Drittel der Flüchtlinge können kaum schreiben und lesen. Wenn das zukünftiges Fachkräftepotential sein soll …

Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!

(Bild: Franz Jachim, flickr, CC BY-NC-ND 2.0)

Passend zu diesem Artikel: Rechts!? Eine Strategiedebatte. BN-Anstoß XII. Chemnitz 2017. 100 S., 8,50 Euro. Hier bestellen!

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