Anstoß

Wie Migranten mit uns Schlitten fahren

Um Flüchtlingen den Zugang zu Hochschulen zu erleichtern und sie finanziell zu unterstützen, haben sich die Universitäten unterschiedliche Programme auferlegt.

An der Frankfurt University of Applied Sciences ist es das Willkommensjahr, das „Studieninteressierte mit Fluchthintergrund“ fördert. Allerdings wird es im großen Maße ausgenutzt. Von verantwortlicher Seite ist zu hören, dass circa. 30 % nur deshalb an dem mit zahlreichen Spenden unterstützten Projekt teilnehmen, „weil ihre reichen Eltern es so wollen“. Insgesamt bestehen nur sehr wenige Teilnehmer (manchmal nur einer von hundert) die deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang DSH am Ende der für sie kostenlosen Sprachkurse.

Interkulturelle Sensibilisierung

Die Goethe-Universität Frankfurt protegiert mit ihrem Academic Welcome Program for highly qualified refugees „im Geist der Weltoffenheit und Solidarität die Integration von hochqualifizierten Geflüchteten“. Als Lehrkraft für Deutsch-als-Fremdsprache durfte ich – ganz im Geiste der Bürgeruniversität – meinen Beitrag zur Lösung von gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Problemen leisten.

Zur allgemeinen interkulturellen Sensibilisierung gab ich meinen Teilnehmern die Gelegenheit von ihrem Kulturschock nach Ankunft in Deutschland zu erzählen. Einen schwer traumatisierten Syrer machte es fassungslos, dass die Wege von seiner Wohnung zum nächsten Supermarkt so weit sind. In seiner Heimatstadt sei die Einkaufsinfrastruktur mit vielen kleinen Geschäften viel besser gewesen.

Als nächstes kassierte ich einen Vortrag von ihm, dass Deutschland unmöglich eine Demokratie sein könne, da er seine Familie immer noch nicht nach Deutschland habe nachholen können. Später steckten mir zwei Teilnehmerinnen zu, dass viele in den Kursen gar keine Flüchtlinge seien. „Ja ja, ich weiß“, winkte ich ab.

Diktatur oder Demokratie?

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verpflichtet als Bestandteil eines Sprach- und Integrationskurses zu einem Orientierungskurs, „um durch die Vermittlung von Kenntnissen grundlegender Werte der Gesellschaft sowie der Rechtsordnung, Geschichte und Kultur und der politischen Institutionen in Deutschland Zugewanderten das Zurechtfinden in der neuen Gesellschaft zu erleichtern.“

Wie man mit Idealismus garantiert nicht die Welt rettet, sondern stattdessen den Zerfall des Gemeinwesens befördert, zeigt die Auswertung des Abschlusstests Leben in Deutschland. Viele kreuzen bei Staatsform Diktatur und nicht Demokratie an und kommen trotzdem durch. Mindestens genauso viele Teilnehmer treten gar nicht erst zur Abschlussprüfung an. Der Leiter einer privaten Sprachschule in Frankfurt ergänzt:

„Der Träger kann den Teilnehmer nicht zur Reservierung des Orientierungskurses  zwingen. Und es gibt viele Teilnehmer, die sich diese extra 5 Wochen lieber ersparen und illegal arbeiten gehen oder sonst was machen und sich privat auf den Test vorbereiten. Ergebnis: Der Träger ist der Gelackmeierte und darf mit einem reduzierten Häuflein von Teilnehmern die Werte der Bundesrepublik Deutschland erklären oder den Kurs, nicht zuletzt auch zum Nachteil der eingeplanten Dozenten, absagen.“

Was nichts kostet, ist auch nichts wert

Die Sprachschule hat Flair. Ein Raum ist im Stil einer Privatbibliothek eingerichtet. Doch sind die Dozenten für Integrationskurse zunehmend frustriert, da sie sich nicht wertgeschätzt fühlen. Der Geschäftsführer: „Es ist der lässige Umgang mit Präsenzpflichten einzelner Teilnehmer; dabei handelt es sich insbesondere um Personen, deren Kurs vollumfänglich, oft inkl. der Fahrtkosten finanziert wird und die dann ihr Fehlen unverblümt mit Schwarzarbeit entschuldigen.“

Wenn Menschen etwas umsonst bekommen, verhalten sie sich fundamental anders, als wenn sie einen geringen Preis zahlen müssen. Wer das Geschäftsmodell verfolgt, im Internet etwas zu kleinen Preisen zu verkaufen, wird erkennen müssen, dass die Leute lieber langes Suchen in Kauf nehmen, um es irgendwo umsonst zu finden, als ein paar Cent zu bezahlen.

Die Erkenntnisse der Wirtschaftsforschung könnte man einfließen lassen, um seine Erwartungshaltung an „Flüchtlingen“ zu überprüfen, die meist aus Ländern kommen, in denen keine staatlichen Leistungen existieren. Plötzlich finden sie ein System vor, das für alles aufkommt, ohne dies rigoros an eindeutige Bedingungen zu knüpfen. Warum dafür nicht jeden Weg in Kauf nehmen?

Die hohen Sozialleistungen sind zweifellos der entscheidende Faktor für die massive Einwanderung nach Deutschland. Uwe Brandel, der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und Bürgermeister der Stadt Abensberg, schätzt es realistisch ein:

„Ich sehe in meiner kleinen Stadt, dass es nur einen verschwindend geringen Prozentsatz echter Integrationswilliger gibt. Der Großteil der Zugewanderten hat an unseren Angeboten kein Interesse. Da werden Sprachkurse geschwänzt oder Auflagen der Behörden nicht eingehalten. Eigentlich müsste man alles daransetzen, um die Menschen sofort in Ausbildung und Arbeit zu bringen. Das wäre die beste Schule, um unser Gesellschaftssystem und unsere Sprache kennenzulernen. Nach jetzigem Stand wird ein Großteil der Zugewanderten aber auf Dauer in den sozialen Netzen bleiben.“

Bewirb dich ja nicht als Sprachlehrer für einen Integrationskurs an der Volkshochschule in Offenbach“, warnt mich eine Kollegin. „Die Teilnehmer kommen und gehen, wann sie wollen. Von 20 Schülern bleiben am Ende des Kurses fünf übrig.“ Keine Überraschung also, dass bei 800 Unterrichtsstunden mehr als die Hälfte der oft bildungsfernen Teilnehmer an VHS-Integrationskursen nicht abschließend das Anfängerniveau A2 erreicht, während eine normale Sprachschule maximal 360 Unterrichtseinheiten dafür veranschlagt.

Rosinenpickerei bei Fachkräften

Als Lösung beschließt die Bundesregierung ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz, mit dem jetzt auch Fachkräfte aus der ganzen Welt – ohne Vorrangprüfung für deutsche und europäische Bewerber (!) – einwandern sollen, da laut Auswärtigem Amt aktuell rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland unbesetzt sein sollen. Bislang hatte man immer angenommen, seit der Grenzöffnung 2015 seien schon ausreichend viele Fachkräfte gekommen. Kein Wort darüber, dass Staat und Wirtschaft eigentlich genug eigene Ressourcen haben, um eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung des eigenen Nachwuchses sicherzustellen.

Für die große Koalition hat jedoch die Ansiedlung von Millionen Fremden in ein dichtbesiedeltes Land weiterhin Vorrang und die neoliberale Wirtschaft erhofft sich einen schönen Pool an kostengünstig billigst einsetzbaren Arbeitskräften, aus dem sie sich die Rosinen herauspicken kann. Mit dem Rest bzw. möglichen Begleiterscheinungen wie Familiennachzug, importierter Kriminalität, geistig-kulturellen Brüchen, Kindergeldzahlungen usw. dürfen sich dann gesellschaftspolitisch Marginalisierte wie deutsche Rentner herumschlagen, die Pfandflaschen sammeln und im Müll nach für sie Verwertbarem wühlen müssen.

Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts waren im Jahr 2018 3,2 Millionen Rentner von Armut bedroht. Im Vergleich zum Jahr 2014 ein Anstieg um fast fünf Prozent.

Migration und Wohnungsnot

Der anhaltend hohe Migrationsdruck verschärft die Wohnungsnot. So hat die Obdachlosigkeit mittlerweile Familien mit Kindern erreicht und Frauen müssen nach ihrem Aufenthalt im Frauenhaus zu ihren Peinigern zurückkehren, da sie auf dem freien Markt keine Wohnung finden. Die Liste der Verzweifelten ist lang. Aber jetzt erst einmal den Klimanotstand ausrufen und die Strompreise auf neue Höhen treiben, als ob man nichts Besseres zu tun hätte. Deutschland quo vadis, wenn Werte wie Basisdemokratie, Solidarität, gesellschaftspolitische Verantwortung, Bürgerrechte und Heimat für gewählte Volksvertreter zu Fremdwörtern geworden sind.

Unter normalen Umständen repräsentieren Volksvertreter ein Volk politisch in einem organisierten und strukturierten Organ, was heute jedoch als rechte Identitätspolitik verschrien ist. Somit haben diejenigen, die schon länger das Land regieren, den Gesellschaftsvertrag mit denjenigen, die schon länger hier leben, aufgekündigt.

Wenn die Deutschen vor ihren Fernsehern sitzen, dann sehen sie, dass sich überall auf der Welt die Menschen gegen ihre Regierungen erheben: Im Libanon, im Iran, im Irak, im Sudan, in Algerien, in Chile, in Hongkong, in Rumänien, in Indien … Nur die deutschen Schäfchen grasen einfältig weiter, so lange bis für sie kein Gras mehr übrig ist, während sich ihre Hirten längst den Wölfen angeschlossen haben.

(Symbolbild: Pixabay)

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