Anstoß

Wir brauchen unsere Polizei mehr denn je

Braucht eine moderne Gesellschaft eigentlich noch eine Polizei? Oder sind wir mittlerweile nicht alle aufgeklärt genug, um darauf verzichten zu können? Jetzt, wo wir Gott umgebracht und von alters her überlieferte Glaubenswahrheiten über Bord geworfen haben, sodass einzig noch die menschliche Ratio das Maß aller Dinge zu sein scheint? Jetzt, wo hierarchisches Denken – sei es im Staatswesen oder in der Erziehung – dekonstruiert und als präfaschistisch entlarvt wurde, würden sich doch alle Menschen an die gemeinsam erarbeiteten und ständig neu verhandelten Regeln des „Gesellschaftsvertrages“ halten.

Jenseits von irrsinnigen Forderungen der #blacklivesmatter-Bewegung und plumpen taz-Analysen, in welchen Polizisten mit Müll verglichen werden, sollte wirklich die Frage gestellt werden: Was passiert eigentlich, wenn man die Polizei, die uns beschützen soll, abschaffen würde? Das hängt zunächst einmal davon ab, welches Menschenbild man im Kopf hat. Beziehungsweise, ob man den Menschen sieht, als das, was er ist oder als das, was man sich in ihn hineinwünscht.

Das Paradies auf Erden …

An letzterem krankt unzweifelhaft die linke Ideologie, die leider Gottes dieser Tage vorherrschend in der „westlichen Welt“ ist. Ziel aller Dinge sei es, die Utopie, das Paradies auf Erden zu verwirklichen. Und sobald dieses verwirklicht wäre, hätten Menschen auch kein Verlangen mehr, Böses zu tun, weil ja alle gleich sind und sich liebhaben. Dann wäre das Recht überflüssig und damit auch seine im Zweifelsfall gewaltsame Durchsetzung. Da aber die Polizei eben genau diese Funktion in der noch-nicht-paradiesischen Gesellschaft ausübt, steht sie der Verwirklichung ebenjener auch mächtig im Weg. Hinzu kommt noch, dass die Polizei angeblich ein Sammelbecken von Rechten und Ewiggestrigen sei, also genau dem Menschenschlag, den es auf dem Weg nach Utopia zu beseitigen gilt.

Nun ist der Mensch aber nicht so, wie ihn linke Ideologen erträumen, sondern so, wie er nun einmal ist: latent gewalttätig. Es scheint eine anthropologische Notwendigkeit zu sein, dass Recht konstituiert wird, sobald sich mehrere Menschen in einer Gemeinschaft zusammenfinden. Ebenso gibt es immer jemanden, der dieses Recht durchsetzt. Die Eltern in der Familie und die Polizei im Staat.

… wird es niemals geben.

Wird Recht von oben und alters her übernommen und tradiert, gehen diese Regeln des Zusammenlebens in die Kultur über. Sie werden zu den unreflektierten Normen, die eine Gemeinschaft zusammenhalten und ihr Stabilität verleihen. Dabei nimmt die Notwendigkeit, Recht gewaltsam durchsetzen zu müssen in dem Maße ab, wie die dem Recht zugrundeliegenden Normen und Wertvorstellungen allgemein akzeptiert und gültig sind. Ganz überflüssig wird diese Durchsetzung jedoch nie. Auch wenn Stehlen als verwerflich gilt und es 99 Menschen daher nicht machen, macht es einer eben doch. Und dafür brauchen wir die Polizei. Ganz einfach.

Jetzt hat aber gerade die Linke in ihrem nie nachlassenden Streben nach einer besseren Welt seit der Französischen Revolution durch Aufklärung, Säkularisierung, Zerstörung der Familie und die sukzessive Multikulturalisierung der europäischen Staaten dieses notwendige Gerüst einer jeden Gemeinschaft so aufgeweicht, dass es kurz vor dem Zusammenbruch steht. In einer multikulturellen Gesellschaft besteht kein Konsens mehr darüber, was Recht und was Unrecht ist.

In einem Land voller liberaler Individualisten ist sich jeder selbst der nächste und interessiert sich nicht dafür, ob das eigene Verhalten negative Konsequenzen für andere hat. In einem Staat, in dem alles erlaubt ist außer Einspruch einzulegen, werden keine Regeln gemeinsam erarbeitet. Wo die Masse regiert, folgt unweigerlich Terror.

Berliner Antidiskriminierungsgesetz

So gesehen ist die Polizei heute notwendiger als jemals zuvor! Aber statt das selbst gelegte Feuer endlich zu löschen, gießen unsere Politiker noch kräftig Brandbeschleuniger nach. Dabei reicht es auch schon, die Polizisten in ihrem Beruf durch Verordnungen so bewegungsunfähig zu machen, damit sie ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht werden können. Ein Beispiel: Der rot-rot-grüne Senat in Berlin hat eine Neufassung des Polizeigesetzes verabschiedet, das den Polizisten im Einsatz quasi Handschellen anlegt. Zukünftig liegt bei einer als diskriminierend empfundenen Maßnahme die Beweislast bei den Beamten. Statt den Dealern im Görlitzer Park das Handwerk zu legen, werden jetzt Polizisten unter Generalverdacht gestellt.

Wie man den Berliner Senat kennt, wird das erst der Auftakt gewesen sein. Wie eine Zukunft ohne funktionierende Polizei aussehen wird, kann also nun in Berlin in Echtzeit mitverfolgt werden. Vor allem dann, wenn Bayern und Baden-Württemberg ihre Drohung wahrmachen sollten und zukünftig keine Polizisten mehr zur Amtshilfe in die Hauptstadt schicken werden. Wenn dann die Straßenzüge am nächsten 1. Mai brennen, wird niemand da sein, der dem Treiben Einhalt gebietet. Clankriminalität wird sich ausweiten und wer dann abends nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen ist, muss nicht nur um seine Geldbörse fürchten. Aber alle riefen doch nach der schönen neuen Welt.

(Bild: Pixabay)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzinfo