Anstoß

Argentiniens Wirtschaftspolitik – ein Modell für Deutschland?

Die wirtschaftspolitische Wende in Argentinien unter Präsident Javier Milei zieht international viel Aufmerksamkeit auf sich. Seit seinem Amtsantritt im Dezember 2023 verfolgt Milei eine kompromisslos marktwirtschaftliche Agenda – mit bisher beachtlichen Erfolgen. Die wirtschaftlichen Daten des Landes, das zuvor von Hyperinflation und Staatsverschuldung geprägt war, entwickeln sich positiv.

Vor Mileis Amtszeit befand sich Argentinien in einer tiefen Krise: Inflationsraten im dreistelligen Bereich, ein hohes Haushaltsdefizit, Kapitalkontrollen, eine fragmentierte Wechselkursstruktur und verbreitete Armut hatten das Land wirtschaftlich gelähmt. Investitionen blieben aus, das Vertrauen in den Staat war erschüttert.

Mit seinem als „Kettensägenprogramm“ bezeichneten Reformkurs setzte Milei auf einen radikalen Bruch mit der bisherigen, staatsinterventionistischen Wirtschaftspolitik. Zu seinen zentralen Zielen zählen die Bekämpfung der Inflation sowie ein ausgeglichener Staatshaushalt – jedoch nicht durch Steuererhöhungen, sondern durch massive Ausgabenkürzungen. Gleichzeitig soll der argentinische Peso langfristig durch eine stabile Währung wie den US-Dollar ersetzt werden.

Zur Umsetzung dieser Ziele wurde der Staatsapparat drastisch verkleinert: Die Zahl der Ministerien wurde von 18 auf neun reduziert, etwa 50.000 Stellen im öffentlichen Dienst gestrichen. Mit dem Gesetzespaket „Ley Ómnibus“ strebt die Regierung umfassende Reformen an – darunter die Liberalisierung des Arbeitsmarkts, Steuervereinfachungen, Teilprivatisierungen und die Abschaffung von Preis- und Exportkontrollen.

Die Effekte dieser Politik sind sichtbar: Die Inflationsrate sank von rund 25 Prozent im Dezember 2023 auf 3,1 Prozent im April 2025. Prognosen gehen von einem weiteren Rückgang aus. Der Peso stabilisierte sich, das Haushaltsdefizit konnte schneller als erwartet abgebaut werden. Auch ausländische Investoren zeigen wieder Interesse, insbesondere in den Bereichen Technologie, Landwirtschaft und Rohstoffe.

Trotz anhaltend hoher Armutszahlen – etwa 40 Prozent der Bevölkerung – wächst die Zustimmung zur Regierung. Bei den jüngsten Kommunalwahlen konnte Mileis Partei in Buenos Aires ihre Ergebnisse deutlich verbessern. Der Präsident betont, dass wirtschaftliche Probleme nicht politisch, sondern durch Marktmechanismen gelöst werden müssten. Er fordert einen kulturellen Wandel hin zu Eigenverantwortung, Leistungsprinzip und schlanker Regierung.

Kann dieses Modell ein Vorbild für Deutschland sein? Noch ist die Lage hierzulande weniger dramatisch. Zwar galten im Jahr 2024 laut Statistischem Bundesamt rund 17,6 Millionen Menschen – etwa 21 Prozent der Bevölkerung – als armutsgefährdet oder sozial ausgegrenzt. Dennoch sind die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabiler als in Argentinien.

Allerdings zeigt sich auch in Deutschland eine wachsende Unzufriedenheit mit bürokratischer Überregulierung, Belastungen durch Migration, einem unter Druck stehenden Bildungssystem und einer zunehmend ideologisch geprägten Wirtschaftspolitik. Ob Deutschland ähnliche Reformen braucht, bleibt offen. Doch die Debatte über marktwirtschaftliche Erneuerung dürfte an Relevanz gewinnen – auch wenn sie hierzulande mit größerer Zurückhaltung geführt wird.

(Bild: Elon Musk, Javier Milei und Kettensäge, von: Argentina.gob.ar, Wikipedia, CC BY 4.0)

Zum Autor: Markus Buchheit studierte Politik- und Rechtswissenschaft in Bayreuth und München. Seit 2019 ist er für die AfD Mitglied des Europäischen Parlaments und in der ESN-Fraktion. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf Fragen des internationalen Handels, der Industriepolitik sowie des Verbraucherschutzes auf EU-Ebene.

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