Die Anwältin Angela Wierig hat mit „Nazis inside“ das vermutlich beste Buch über den NSU-Prozeß geschrieben. Es beginnt fulminant, sprachgewaltig und entlarvt die Hypermoral, die kaum noch Gerechtigkeit in deutschen Gerichtssälen zuläßt.
Wierig zeigt sich ob der Erfahrung von 401 Tagen NSU-Prozeß nachdenklich: „Ist das so? Ist mir ein politischer Prozess in Erinnerung, der mit einem Freispruch endete? Muss ich länger darüber nachdenken; spontan fällt mir keiner ein.“
So verwundert es denn auch nicht, daß zur Aufklärung der Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds keineswegs die ganzen Ungereimtheiten im Mittelpunkt der „Wahrheitsfindung“ standen. Denn, so Wierig: „Der Strafprozess verliert im Rahmen seiner Inszenierung seine Authentizität.“
Nebenkläger mit Antifa-Niveau
Der Anwältin gelingt es in ihrem Buch immer wieder aufzuzeigen, wie der Rechtsstaat mit Füßen getreten wurde, nur um das ultimativ Böse der Angeklagten um Beate Zschäpe ja nicht in Zweifel zu ziehen. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Zschäpe kommt in dem Buch auch nicht gut weg.
Aber Wierig wollte eben keine Hetzjagd auf die Nazibraut mitmachen, sondern war an einem fairen Prozeß interessiert. Genau den gab es ihrer Ansicht nach nicht. Schuld daran sei auch die Nebenklage gewesen: „Offenbar von Antifa geprägt und mit ihr aufgewachsen, haben sie (die meisten Anwälte der Nebenklage) einen anderen Feind ausgemacht: den deutschen Staat.“
Daß dieser jedoch die Taten des NSU bewußt erst ermöglicht habe, hält Wierig für „absurd“. Vielmehr beschleicht sie das Gefühl, der gerade von den Medien zum Kampf gegen rechts instrumentalisierte Prozeß habe „etwas Totalitäres an sich“.
Angela Wierig: Nazis inside. 401 Tage NSU-Prozess. Osburg-Verlag. Hamburg 2018.
0 Kommentare zu “Das beste Buch über den NSU-Prozeß”