Gesichtet

Wie kann man heute noch links sein wollen? (II)

Warum muss ich mir von linken Wohlstandskindern, von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern oder Profiteuren eines Unrechtsregimes, die noch nie für ihre Überzeugung geradestanden, so vieles gefallen lassen? Und nicht wenige fühlen sich mir gegenüber moralisch sogar haushoch überlegen, und nur, weil ich kein Linker mehr sein kann und will.

Und was ist man dann in deren Augen? Ein Rechtspopulist, ein Reaktionär, ein schlechter Mensch, wenn nicht gar ein Nazi. Und dann sind sie schon am Ende ihres dümmlichen Lateins, mit dem sie ja zusätzlich gar noch die Opfer des Nationalsozialismus verhöhnen.

Moralische Minderwertigkeit

„Könnte es sogar sein“, lässt sich hier berechtigt mit Jürgen Fritz fragen, „dass wir es hier in Wahrheit mit einer Form der moralischen Minderwertigkeit und tief internalisierten Mustern zu tun haben, die um einer in der Zukunft antizipierten, in höchstem Maße fragwürdigen Gerechtigkeit willen im Hier und Jetzt unzählige Ungerechtigkeiten begehen, so dass letztlich die Ungerechtigkeit selbst mehr und mehr zu ihrem inneren Wesen wird?“

Meine Vorbilder sind jedenfalls – moralisch wie politisch – die den totalitären Nationalsozialisten Widerstandleistenden der Weißen Rose, die keine Linken waren, geschweige denn Kommunisten, sondern bürgerlich-konservative Christen. Aus ihren ethischen Prinzipien heraus haben sie sich über die NS-Gesetze hinweggesetzt und diese bekämpft. Ausgerechnet Heinz Kucharski, der zwar in Hamburg die Flugblätter der Weißen Rose mit verteilte, die seine Klassenkameradin Traute Lafrenz von München nach Hamburg gebracht hatte, verriet der Gestapo nach seiner Verhaftung über 30  Widerständige und Unschuldige, von denen acht nicht überlebten.

Seiner eigenen Hinrichtung konnte er durch Flucht entkommen. Er ging anschließend, da er in Hamburg nicht entnazifiziert wurde, in die Ostzone, wo er Mitte der 60er Jahre ein fleißiger Stasi-Mitarbeiter wurde und mich, der ich ihn für einen väterlichen Freund hielt, mit zu meinen Gefängnisaufenthalten verhalf. Der mehrfach preisgekrönte Lügner und Fälscher Claas Relotius besuchte für den SPIEGEL auch Kucharskis Klassenkameradin Traute Lafrenz, die letzte Überlebende der Weißen Rose Hamburg. Und selbst dieser 99-jährigen höchst ehrwürdigen Frau legte dieser linke „Erzieher“ Worte in den Mund, die sie nachweislich nie gesagt hat.

Von Traute Lafrenz erfuhr ich auch, dass Heinz Kucharski schon als Schüler der Lichtwark-Reformschule äußerst links war. Marx, Lenin und Stalin las und damit gar nicht zur Weißen Rose passte. Vor allem, weil er auch plante, Gewalt anzuwenden, obwohl er von Natur aus ein schulbekannter Feigling war.

Linke glauben nur an sich selber

Linke sind Menschen, die nie an einen realen Gott glauben, sondern nur an sich selber, maßlos überzeugt von ihrer Mission, die einer infantilen Ideologie verhaftet ist und das Paradies auf Erden verspricht. Und dafür darf man sich selbstverständlich über das bestehende  Recht hinwegsetzen, wenn man damit jeden Gegner zum Feind abstempeln kann. Die Opferung der Gleichbehandlung dient ja schließlich dem utopischen Ziel, die Herstellung der Gleichheit in der Zukunft zu fördern. Die einfachste Form, Ungleichheit abzubauen, bedeutet nach der Logik der Antifa-Faschisten, die Erfolg-Reichen mit Gewalt zu enteignen oder diese angeblichen Unterdrücker einfach irgendwie totzukriegen.

Sie sind ja nicht böse, nein, sie wollen doch für alle nur das Gute. Das wollte der durchaus gebildete Massenmörder Leo Trotzki ebenfalls, denn im kommunistischen Paradies auf Erden, so prophezeite er, wird der Mensch „unvergleichlich viel stärker, klüger und feiner; sein Körper wird harmonischer, seine Bewegungen werden rhythmischer und seine Stimme wird musikalischer werden. Die Formen des Alltagslebens werden dynamische Theatralität annehmen. Der durchschnittliche Menschentyp wird sich bis zum Niveau des Aristoteles, Goethe und Marx erheben. Und über dieser Gebirgskette werden neue Gipfel aufragen.“

Der neue Gender-Mensch

Es werden durchaus menschengemachte Roboter sein, die bald diese Bedingungen erfüllen können, nicht wahr? Der Genderismus will ebenfalls einen Neuen Menschen formen, der keine Eltern mehr hat, sondern nur noch Elter 1 und Elter 2, die ihm staatlicherseits beliebig zugeordnet werden können. Eine der Vorreiter*innen des Genderismus war Sartres Partnerin Simone de Beauvoir. Sie schrieb schon 1949: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“

Damit wird quasi das Mannsein und Frausein zu einem Irrtum erklärt. Verbunden damit ist die Forderung nach der Power-Frau und dem Softie-Mann. Als weitergehende Konsequenz musste der Frau die Mutterschaft und dem Mann die Vaterschaft abgesprochen werden. Eltern werden so zu willkürlich zuordbaren „Bezugspersonen“ für das Kind.

Einige Zitate von Simone de Beauvoir beweisen auch ihre Nähe zur kommunistischen Ideologie: „Eine Welt, in der Mann und Frau gleich sind, kann man sich leicht vorstellen. Denn es ist genau die Welt, welche die sowjetische Revolution versprochen hatte: Die Frauen würden genau wie die Männer erzogen und geformt, sie arbeiteten unter den gleichen Bedingungen und um den gleichen Lohn. […] Die sexuelle Freiheit würde von den Sitten gestattet. […] Die Frau würde genötigt sein, sich einen anderen Lebensunterhalt zu sichern. Die Ehe würde auf einer freien Vereinbarung beruhen, welche die Gatten aufkündigen könnten, sobald sie wollten.

Die Mutterschaft wäre frei, d. h. man würde die Geburten-Beschränkung und die Abtreibung gestatten und dafür allen Müttern und ihren Kindern genau dieselben Rechte geben, ob sie verheiratet sind oder nicht. Schwangerschaftsurlaub würde von der Kollektivität bezahlt werden, welche die Betreuung der Kinder übernähme.“

Ja, das konnte ich zu Beginn der 80er Jahre noch in einem kommunistischen Kibbuz Israels beobachten. Doch schon damals liefen dem kommunistischen Kibbuz-Orden die Kinder davon, so dass sie nun friedlich ausgestorben sind. Weiter bei Simone de Beauvoir: „Keine Frau sollte das Recht haben, zu Hause zu bleiben und die Kinder großzuziehen. Die Gesellschaft sollte völlig anders sein. Frauen sollten diese Wahl nicht haben, und zwar genau deshalb, weil, wenn es eine solche Möglichkeit gibt, zu viele Frauen sich dafür entscheiden würden.“

Seitdem werden vom Frauenministerium (BMFSFJ) zahlreiche Umerziehungsprogramme ersonnen, um Kinder in Krippen und Kindertagesstätten zu neuen Gendermenschen zu erziehen. SPD-Politik pur.

Die Utopie der Gleichheit führt zur Diktatur

Als jemand, der in einer realsozialistischen Diktatur aufgewachsen ist, ist es kaum nachvollziehbar, dass es immer wieder unbelehrbare Menschen des gleichen Kulturkreises gibt, die noch an die Parolen von der Abschaffung der Ungleichheit, von der Gleichstellung und der Gleichheit glauben können. Gibt es denn immer noch zu wenige Filme, Zeitzeugenberichte und wissenschaftliche Abhandlungen, die beweisen, dass solche Versuche der politischen Umsetzung für die Masse der Menschen immer in einer totalitären Diktatur endeten? Oder streben sie in einer solchen Diktatur einen Platz an der Sonne als Erzieher in Gefängnissen, als überdurchschnittlich bezahlter Geheimdienstmitarbeiter, als Parteisekretäre oder Politbüromitglieder an?

Zum ersten Teil des Beitrags geht es hier. Teil drei folgt in einer Woche.

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