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Das Ende der Studiengebühren

Nun schafft auch Niedersachsen als letztes Bundesland die Studiengebühren wieder ab. Beliebt waren die Studienbeiträge insbesondere bei Studenten nie – und auch ich durfte sie einige Semester zahlen. Mit ihrem Ende muß ich als Befürworter zum Abschluß eine Lanze brechen – gegen ein kostenloses Erststudium und für einen Eigenbeitrag der angehenden Akademiker.

Es war abzusehen, daß wenn Bayern einknickt, sich das Bezahl-Modell in einem einzigen Bundesland nicht weiter halten kann. In sieben Bundesländern wurden einst Studiengebühren eingeführt. Die rot-grüne Regierung in Hannover schafft sie als letztes nun auch zum Wintersemester 2014/15 ab. Damit hat sie ihr Wahlversprechen gehalten und sogar etwas bedingt sinnvolles getan: Wieso auch sollte jemand in Niedersachsen ein Studium beginnen, wenn er es in 15 Bundesländern umsonst kriegt? Der Wettbewerbsnachteil um junge Studenten und zukünftige Arbeitskräfte wäre nicht auszugleichen gewesen. Oder etwa doch?

Die „abschreckenden Studiengebühren“ hätten zumindest eine „Studentenschwemme“ an den niedersächsischen Hochschulen verhindert. Richtige Sitzplätze statt Treppenstufen in Vorlesungen und freie Arbeitsplätze in der Universitätsbibliothek klingen für einige Studenten heutzutage schon fast nach Luxus. Und wenn dann in der Vorlesung oder im Seminar nur 25 anstatt 350 Leute sitzen, kann sich das positiv auf die Lehre und den Lernstoff auswirken.

Ob die „Studienbeiträge“ ihren Zweck, die Lehre und Ausstattung an den Hochschulen zu verbessern, immer erfüllt haben, darf sicher bezweifelt werden. Unzweifelhaft jedoch ist, daß die Ausfälle in Niedersachsen nun vom Steuerzahler kompensiert werden – 129 Millionen Euro für das Jahr 2015. Es dürfte besonders die CSU-Regierung in München immer wieder freuen. Indirekt werden alle Hochschulen, Kindergärten und sonstigen Einrichtungen der anderen Bundesländer über den Länderfinanzausgleich mit finanziert, anstatt auf dem Marienplatz Marmorplatten und goldene Gulli-Deckel verlegen zu lassen.

Den Sinn der Studiengebühren erkannten viele, besonders die hedonistischen Studenten, nicht. Wenn sich die Investition in ein Studium (bevorzugt der Geisteswissenschaften) nicht lohnt, überlegt man es sich vielleicht doch anders und lernt „was vernünftiges“, wo man später zumindest mehr Geld verdient als mit reihenweise Praktika bei gemeinnützigen NGOs.

Der Staat soll sich um alles kümmern

500 Euro im Semester hindern niemanden, der es wirklich schaffen will, ein Studium aufzunehmen. Natürlich ist es schmerzlich auf einen Schlag die Summe zahlen zu müssen, könnte man mit dem Geld doch so viel andere schöne Dinge anstellen: ordentlich feiern und einen drauf machen zum Beispiel, oder sich ein neues elektronisches Spielgerät mit Apfel-Logo zulegen … 500 Euro im Semester bedeutet knapp über 80 Euro pro Monat, also 20 Euro die Woche. Es gibt mehr als genug Studenten, die jedes Wochenende mehr als 20 Euro in irgendwelchen Discos versaufen – aber das Geld für Bildung auszugeben, ist es ihnen nicht wert?

Das soll dem Staat überlassen werden, der sein Geld jedoch auch lieber für andere Dinge als Bildung ausgibt. Unser angeblich wichtigster Rohstoff scheint also noch genügend vorhanden zu sein, wenn wir so fahrlässig damit umgehen und ihn nicht zu schätzen wissen. Studienbeiträge wären ein persönlicher Beitrag zur eigenen akademischen Ausbildung und würden nicht nur für ein wenig mehr Transparenz bei den Produktionskosten der Ware „Bildung“ sorgen, sondern auch für akademische Freiheit und Unabhängigkeit der Hochschulen dem Staat gegenüber.

(Bild: Andreas Metz/Flickr/CC)

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