„Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ Dieser Satz machte im November 2015 einen Bundesinnenminister berühmt, und er könnte auch für die Fragen gelten, die Max Grund stellt. Eine fiktive Romanfigur ist dieser Max, gewiß, aber die Geschichte, die Ralf M. Ruthardt hier erzählt, ist real, beängstigend real. Worum geht es?
Jeder sieht es, jeder fühlt es. Das mit dem Gender Mainstreaming kann so nicht in Ordnung sein. Die „gerechte Sprache“ fördert mitnichten eine wie auch immer geartete Gerechtigkeit zwischen Menschen, die nicht mehr Mann und nicht mehr Frau sein sollen. Die Aufforderung und Ermunterung, eine „freie Wahl des Geschlechts“ – sogar schon im Kindesalter! – vorzunehmen, löst starkes inneres Widerstreben aus. Sind derlei Manipulationen nicht vielmehr ein Vergehen, ja, ein Verbrechen an Kindern, die dem Schutz durch Erwachsenen anbefohlen sind? Ja, und nochmals ja, und wir alle wissen das. Doch es gab keine literarische Verarbeitung der vielen Unsicherheiten, die der Zeitgeist machtvoll in unser Leben drückt. Nun ist ein Roman erschienen: Das laute Schweigen des Max Grund von Ralf M. Ruthardt.
Als gefährlich eingestuft …
Max, ein alleinerziehender Vater, ist von vielen politischen Entscheidungen irritiert. Die Irritationen werden immer zahlreicher. Max wird unruhig, wenn er an seine Kinder denkt, wenn er an seine eigene Zukunft denkt. Seine Gedanken ziehen Kreise, doch er findet keine Lösung – findet nicht hinaus aus den Fallen des Zeitgeistes. In seiner Verzweiflung landet er in einer Talkshow – aber ist es real, ist es ein Traum? Der Autor zeigt uns bereits hier seine Klasse – es bleibt offen, ob alles nur ein Traum ist.
Im Fernsehstudio positioniert sich Max mit Gedanken, die zu gut sind, um einfach entkräftet zu werden. Max bringt Argumente und Gegenargumente zur Sprache, wägt ab – und überschreitet eine unsichtbare Linie. Er wird als gefährlich eingestuft. Vielleicht ist alles kein Traum? Ein Prozess setzt sich jedenfalls in Gang, und an dessen Ende zahlen sowohl der Protagonist als auch seine Kinder einen hohen Preis. Denn Max bekommt physisch zu spüren, wo die Freiheit des Einzelnen endet.
Ein Rezensent schreibt auf einem großen Portal sehr passend: „Dieser Roman gibt schweigenden Bürgerinnen und Bürgern eine Stimme. Frei von Polemik will dieses Buch ein Anstoß zum Nachdenken und zum Miteinanderreden sein.“ Der Weg dorthin ist jedoch von unbequemen Gedanken gepflastert. Beispiele:
Auf den Seiten 123 bis 130 wird die gesamte Logik des automobilen Wandels hin zum E-Antrieb für Automobile hinterfragt – spielerisch, in fiktive Überlegungen des Protagonisten verpackt. Viele Fragen legt der Autor dem Protagonisten in den Mund, die Antworten findet der Leser oft bei sich selbst: Es sind die Zweifel an der Alternativlosigkeit des Vorgehens. Es sind die logischen Überlegungen, die noch bis vor wenigen Jahren als gesellschaftlich bindend galten und die von ihm so auch anerkannt wurden, die jetzt plötzlich unmöglich sein sollen – aber nicht aus Gründen der Vernunft, sondern der angeblichen Moral.
… wegen einer gnadenlosen Abrechnung …
So vorbereitet stimmt der Leser innerlich lebhaft zu, wenn der Protagonist nicht einsehen kann, warum im Namen des Umweltschutzes Millionen von Bäumen im Regenwald des Kongo gerodet werden, weil das darunter im Boden ruhende Kobalt für Batterien benötigt wird. Denn wofür? Na, zur Rettung der Umwelt durch Umstellung auf automobile E-Antriebe, womit auf spielerische, fast schelmische Weise der Autor seinerseits eine Argumentationskette vorlegt. Zwar eine, die auf Beweise verzichtet, die dafür aber durch umso schärfere Logik besticht. Sollte es ihm darauf angekommen sein, die Leitargumente der „grünen“ Partei und ebenso den „Green Deal“ der EU spielerisch zu entkräften, bravourös wäre es gelungen. Am Ende des Kapitels, auf Seite 131, läßt Ruthardt seinen Protagonisten zu Bett gehen – und seinen Leser aufwachen.
Wenn der Leser, auf einige harte Brocken vorbereitet, zum Kapitel 13 gelangt, ist er doch erstaunt, mit welcher Rasanz er mitgenommen wird auf eine nur fünf Seiten lange und dennoch gnadenlos schonungslose Abrechnung. Fast emotionslos nimmt Ruthardt die Gedanken und die zugrundliegende Ideologie des Gender Mainstreaming auseinander. Das gelingt vollständig. Wer dieses Kapitel liest und versteht, der würde sich fortan als Idiot fühlen, wenn er auch nur noch ein einziges Gendersternchen in einem beliebigen Wort plazierte: als Räuber der geistigen Freiheit und damit der Zukunft kommender Generation. Bravo, Ralf M. Ruthardt! Bravo!
… mit E-Autos, Gender und den Feinden der Freiheit
Im darauffolgenden Kapitel geht es dann ums Ganze, um die Freiheit. Ein Stichwort dabei: „Nordstream“ – also Obacht, dieser Roman ist brandaktuell. Und als hätte es der Leser geahnt – das Ende für den Protagonisten kommt mit dem Ende des Buches, im abschließenden 15. Kapitel. Vor dem Ende, ganz kurz davor, zitiert Ruthardt höchst bemerkenswerte Sätze Guido Westerwelles, Carl-Friedrich v. Weizsäckers, Gustav Heinemanns. Für einen Roman höchst ungewöhnlich, belegt Ruthardt im Anhang seine Quellen. Es zeigt, wie fundiert und konstruktiv der Autor agiert. Doch wie gestaltet er das Ende des Buches, was sagt uns das über die Gesellschaft, wohin driftet die Gesellschaft in dem Landstrich, der einmal Deutschland war? „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“
Ralf M. Ruthardt, Das laute Schweigen des Max Grund, Roman, München 2023, 217 Seiten, geb. mit Lesefaden, ISBN 978-3-9825749-0-5, 23 Euro. Und auch als Hörbuch auf Spotify vielen anderen Plattformen.
„Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ Dieser Satz machte im November 2015 einen Bundesinnenminister berühmt, und er könnte auch für die Fragen gelten, die Max Grund stellt. Eine fiktive Romanfigur ist dieser Max, gewiß, aber die Geschichte, die Ralf M. Ruthardt hier erzählt, ist real, beängstigend real. Worum geht es?
Jeder sieht es, jeder fühlt es. Das mit dem Gender Mainstreaming kann so nicht in Ordnung sein. Die „gerechte Sprache“ fördert mitnichten eine wie auch immer geartete Gerechtigkeit zwischen Menschen, die nicht mehr Mann und nicht mehr Frau sein sollen. Die Aufforderung und Ermunterung, eine „freie Wahl des Geschlechts“ – sogar schon im Kindesalter! – vorzunehmen, löst starkes inneres Widerstreben aus. Sind derlei Manipulationen nicht vielmehr ein Vergehen, ja, ein Verbrechen an Kindern, die dem Schutz durch Erwachsenen anbefohlen sind? Ja, und nochmals ja, und wir alle wissen das. Doch es gab keine literarische Verarbeitung der vielen Unsicherheiten, die der Zeitgeist machtvoll in unser Leben drückt. Nun ist ein Roman erschienen: Das laute Schweigen des Max Grund von Ralf M. Ruthardt.
Als gefährlich eingestuft …
Max, ein alleinerziehender Vater, ist von vielen politischen Entscheidungen irritiert. Die Irritationen werden immer zahlreicher. Max wird unruhig, wenn er an seine Kinder denkt, wenn er an seine eigene Zukunft denkt. Seine Gedanken ziehen Kreise, doch er findet keine Lösung – findet nicht hinaus aus den Fallen des Zeitgeistes. In seiner Verzweiflung landet er in einer Talkshow – aber ist es real, ist es ein Traum? Der Autor zeigt uns bereits hier seine Klasse – es bleibt offen, ob alles nur ein Traum ist.
Im Fernsehstudio positioniert sich Max mit Gedanken, die zu gut sind, um einfach entkräftet zu werden. Max bringt Argumente und Gegenargumente zur Sprache, wägt ab – und überschreitet eine unsichtbare Linie. Er wird als gefährlich eingestuft. Vielleicht ist alles kein Traum? Ein Prozess setzt sich jedenfalls in Gang, und an dessen Ende zahlen sowohl der Protagonist als auch seine Kinder einen hohen Preis. Denn Max bekommt physisch zu spüren, wo die Freiheit des Einzelnen endet.
Ein Rezensent schreibt auf einem großen Portal sehr passend: „Dieser Roman gibt schweigenden Bürgerinnen und Bürgern eine Stimme. Frei von Polemik will dieses Buch ein Anstoß zum Nachdenken und zum Miteinanderreden sein.“ Der Weg dorthin ist jedoch von unbequemen Gedanken gepflastert. Beispiele:
Auf den Seiten 123 bis 130 wird die gesamte Logik des automobilen Wandels hin zum E-Antrieb für Automobile hinterfragt – spielerisch, in fiktive Überlegungen des Protagonisten verpackt. Viele Fragen legt der Autor dem Protagonisten in den Mund, die Antworten findet der Leser oft bei sich selbst: Es sind die Zweifel an der Alternativlosigkeit des Vorgehens. Es sind die logischen Überlegungen, die noch bis vor wenigen Jahren als gesellschaftlich bindend galten und die von ihm so auch anerkannt wurden, die jetzt plötzlich unmöglich sein sollen – aber nicht aus Gründen der Vernunft, sondern der angeblichen Moral.
… wegen einer gnadenlosen Abrechnung …
So vorbereitet stimmt der Leser innerlich lebhaft zu, wenn der Protagonist nicht einsehen kann, warum im Namen des Umweltschutzes Millionen von Bäumen im Regenwald des Kongo gerodet werden, weil das darunter im Boden ruhende Kobalt für Batterien benötigt wird. Denn wofür? Na, zur Rettung der Umwelt durch Umstellung auf automobile E-Antriebe, womit auf spielerische, fast schelmische Weise der Autor seinerseits eine Argumentationskette vorlegt. Zwar eine, die auf Beweise verzichtet, die dafür aber durch umso schärfere Logik besticht. Sollte es ihm darauf angekommen sein, die Leitargumente der „grünen“ Partei und ebenso den „Green Deal“ der EU spielerisch zu entkräften, bravourös wäre es gelungen. Am Ende des Kapitels, auf Seite 131, läßt Ruthardt seinen Protagonisten zu Bett gehen – und seinen Leser aufwachen.
Wenn der Leser, auf einige harte Brocken vorbereitet, zum Kapitel 13 gelangt, ist er doch erstaunt, mit welcher Rasanz er mitgenommen wird auf eine nur fünf Seiten lange und dennoch gnadenlos schonungslose Abrechnung. Fast emotionslos nimmt Ruthardt die Gedanken und die zugrundliegende Ideologie des Gender Mainstreaming auseinander. Das gelingt vollständig. Wer dieses Kapitel liest und versteht, der würde sich fortan als Idiot fühlen, wenn er auch nur noch ein einziges Gendersternchen in einem beliebigen Wort plazierte: als Räuber der geistigen Freiheit und damit der Zukunft kommender Generation. Bravo, Ralf M. Ruthardt! Bravo!
… mit E-Autos, Gender und den Feinden der Freiheit
Im darauffolgenden Kapitel geht es dann ums Ganze, um die Freiheit. Ein Stichwort dabei: „Nordstream“ – also Obacht, dieser Roman ist brandaktuell. Und als hätte es der Leser geahnt – das Ende für den Protagonisten kommt mit dem Ende des Buches, im abschließenden 15. Kapitel. Vor dem Ende, ganz kurz davor, zitiert Ruthardt höchst bemerkenswerte Sätze Guido Westerwelles, Carl-Friedrich v. Weizsäckers, Gustav Heinemanns. Für einen Roman höchst ungewöhnlich, belegt Ruthardt im Anhang seine Quellen. Es zeigt, wie fundiert und konstruktiv der Autor agiert. Doch wie gestaltet er das Ende des Buches, was sagt uns das über die Gesellschaft, wohin driftet die Gesellschaft in dem Landstrich, der einmal Deutschland war? „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“
Ralf M. Ruthardt, Das laute Schweigen des Max Grund, Roman, München 2023, 217 Seiten, geb. mit Lesefaden, ISBN 978-3-9825749-0-5, 23 Euro. Und auch als Hörbuch auf Spotify vielen anderen Plattformen.
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