Anstoß

Das mögliche Ende von UKIP

Es war ein historischer Tag: Am 23. Juni 2016 – vor rund einem Jahr – entschieden die Briten sich mehrheitlich dafür, die Europäische Union zu verlassen und die Insel künftig selbstbestimmt zu führen.

Für einen Mann war es auch ein historischer Sieg: Nigel Farage. Der Brite par excellence, der gefühlt sein ganzes Leben dafür kämpfte, dass Großbritannien dem Brüsseler Moloch den Rücken kehrt und sich künftig selbst regiert, war an seinem Ziel angelangt.

Der Rückzug von Nigel Farage

Nur ein nicht ganz unwesentlicher Umstand schmälerte seinen Triumph: Er und seine Partei, UKIP, waren nicht an der Regierung, sondern David Cameron von den Tories, der als EU-Befürworter über seinen eigenen Wagemut stolperte und an dem Referendum scheiterte, das er eigentlich nie so recht haben wollte.

Gut möglich, dass UKIP auch niemals mehr an einer Regierung beteiligt sein wird. Denn noch am Tage des Brexit-Entscheids läuteten die Totenglocken der Partei. Farage kündigte an, sich zurückzuziehen und wurde dafür von vielen Seiten scharf kritisiert: Gerade jetzt brauche man ihn, sagten die UKIP-Freunde, er entfliehe der Verantwortung für den Schaden, den er mitangerichtet habe, sagten seine Gegner dies- und jenseits der Themse.

UKIP schadete den Tories

Was folgte, war innerparteiliches Hyänentum: Alle Gräben und Flügel brachen auf und an der Spitze von UKIP wechselten sich im Wochentakt wenig begabte und vor allem wenig bekannte Gesichter ab. Unter dem Parteivorsitzenden Paul Nuttall ging die Partei nun am 8. Juni in eine Wahl, der Theresa May ihren Stempel aufgedrückt hatte. Als neue Margaret Thatcher gerühmt, war sie das neue Gesicht des Brexits. Obwohl sie mehr als fünf Prozent Wählerstimmen hinzugewann, verlor sie jedoch die eigene Mehrheit der Tories: Schuld daran ist das britische Mehrheitswahlrecht in den Counties – und das miserable Abschneiden von UKIP.

2015 lagen die britischen Rechtspopulisten noch bei 12,6 Prozent und schnitten vor allem in Arbeitergebieten ausgezeichnet ab. Der Effekt: UKIP gewann zwar auf Grund des Mehrheitswahlrechts keinen Sitz, trug jedoch dazu bei, dass Labour deutlich weniger Arbeiterstimmen bekam und deshalb besonders oft gegen die Tories verlor.

Stühlerücken an der Spitze

2017 folgte dann das Desaster, das in dieser Schärfe kaum ein Beobachter erwartet hatte: UKIP stürzte um 10,8 Prozent auf 1,8 Prozent in die völlige Bedeutungslosigkeit ab. Gleichzeitig schaffte es Labour, fast 10 Prozentpunkte dazu zu gewinnen und den Konservativen genügend Sitze abzunehmen, um sie trotz ihrer absoluten Zugewinne bei der Stimmenzahl um ihre Mehrheit zu bringen.

Überflüssig zu erwähnen, dass nun auch Paul Nuttall nicht mehr Vorsitzender von UKIP ist. Neuer Interimsvorsitzender ist der abermals ziemlich unbekannte Steve Crowther. Er wolle nun einen Prozess hin zu einer stabileren Parteiführung einläuten, erklärte er nach der Wahl. Damit das gelingt, braucht UKIP gleich mehrere Dinge: Ein faules Spiel beim Brexit durch die etablierten Parteien, eine stärkere Profilierung als Anti-Einwanderungspartei bei gleichzeitiger Entlarvung der dahingehend wachsweichen Tories und nicht zuletzt wäre auch eine Rückkehr von Nigel Farage durchaus hilfreich.

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