Im Selbstverlag erschienen jüngst die Aufzeichnungen des ehemaligen Blaue Narzisse-Autoren Lion Edler über dessen Studienzeit.
Ein Samstagabend beim Ausklingen eines Workshops. In der Runde, an der auch die Dozenten teilnahmen, fielen spielerisch Fragen wie: „Wer hat schon mal einen Nazi verprügelt?“, „Wer stand schon mal in einer Tränengas-Wolke?“ oder „Wer hält die romantische Liebe für eine Erfindung von Werbestrategen?“, was je von einigen Teilnehmern bejaht wurde. Anschließend fragte der Leiter des Workshops selbst: „Wer hat jetzt gerade Lust, mit jemanden ,unabhängig vom Geschlecht‘ wild zu knutschen?“, worauf neben dem Leiter noch fünf Studenten und eine Studentin vor die Tür verschwanden.
Als Konservativer an einer linken Uni
Lion Edler absolvierte das Studium zum Bachelor der Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin zwischen 2011 und 2015, welches mit seiner politik- und sozialwissenschaftlichen Ausrichtung die größte Einrichtung seiner Art in Deutschland ist. Darüber hinaus besitzt das Institut zudem jedoch den Ruf politisch eine besonders links-gefärbte Einrichtung zu sein, was Edlers Schilderungen aus und um den Lehrbetrieb so auch nur bestätigen können.
Das Buch ist eine in Tagebuchform gehaltene Schilderung seiner Erlebnisse an der Universität, in der zudem einige witzige Anekdoten aufgeführt sind. So etwa, daß alle übrigen nicht-linken Studenten an der Uni einen Migrationshintergrund hatten und selbst die Studenten, die sich gemeinhin als links bezeichnen würden oft ganz andere Aussagen tätigten. Oder daß sich die Jura-Studenten gegen die Veggie-Mensa aussprachen, indem sie demonstrativ davor grillten.
Outing auf linksunten.indymedia
Ist der gewöhnliche konservative Student in seiner Freizeit eher auf dem Verbindungshaus anzutreffen, ging Lion Edler lieber mit den Kommilitonen aus, die tendenziell ebenso links waren wie die Uni, die sie gemeinsam besuchten. Während das Studium mit teilweise absurd linken Veranstaltungen so vor sich herlief, erfuhr es schließlich für Edler eine abrupte Wende mit dem Bekanntwerden seiner Autorschaft für die Junge Freiheit und Eigentümlich Frei. Dem folgten einige Schikanen an der Uni, aber auch ein umfassender Eintrag bei der damals noch nicht verbotenen Seite linksunten.indymedia. Letztere sahen in Edler offenbar einen rechten Spion im typisch linken Uni-Milieu, was sie ihrerseits sogleich dazu veranlasste ein Bild seiner gesamten Familie zu veröffentlichen.
Was dem Buch neben den teilweise ganz amüsanten Schilderungen aus dem Alltag hingegen fehlt, sind herausragende Ereignisse, die den Ablauf auflockern und interessanter machen; so zum Beispiel Reisen, Treffen mit bekannten Personen, interessante Gespräche, tiefgründige Gedanken oder auch gefährlichere Begebenheiten. Derlei Capriccios sind es letztlich, welche Tagebücher für eine größere Leserschaft interessant machen und ihnen die nötige Spannung verleihen.
Interessant dürfte das Buch dennoch für eine jüngere Leserschaft sein, welche noch vor dem Studium steht und sich fragt, was an der Uni gegebenenfalls erwartet werden muß. Zudem ist es sicherlich auch für eine ältere Leserschaft interessant, deren Studium schon einige Semester zurückliegt und die sich fragt, wie das Studieren an einer dieser typisch linken Unis denn heute aussieht.
Lion Edler: „Halt bloß die Klappe!“ – Als konservativer Student am Otto-Suhr-Institut. Selbstverlag, 2017, 19,90 Euro.
(Bildhintergrund: Pixabay)
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