Anstoß

Wie viele Muslime leben 2050 in Deutschland?

Ein Satz in Jörg Meuthens Rede auf dem jüngsten Bundesparteitag der AfD hatte es für Beobachter wahrscheinlich besonders in sich: „Wenn wir den Hebel nicht jetzt und sehr entschlossen umlegen, dann ist die unwiderrufliche Veränderung unserer Heimat in gar nicht vielen Jahren in ein muslimisch geprägtes Land eine mathematische Gewissheit“, rief der AfD-Parteivorsitzende in die Mikrofone.

Eine Aussage, der gerade vor wenigen Tagen erst Tagesschau.de den Artikel „Prognosen und Propaganda – Wird Deutschland 2050 ein islamischer Staat?“ von Jenny Stern vom Bayerischen Rundfunk gewidmet hat. Dabei wird – wie praktisch – an erster Stelle auf ein im Netz kursierendes Video unbekannter Herkunft Bezug genommen, welches zum Teil nicht verifizierbare oder schlichtweg falsche Aussagen ohne Quellenangabe trifft, die natürlich leicht zu widerlegen sind.

Anteil von Muslimen 2050 wirklich nur bei 8 bis 10 Prozent?

Ansonsten verabreicht Frau Stern die üblichen Establishment-Beruhigungspillen, die Einwanderungskritiker bereits seit Jahren kennen: Die hohen Geburtenraten der afrikanischen und arabischen Bevölkerung würden sich ja nach ein bis zwei Generationen ohnehin an den deutschen Durchschnittswert angleichen und genaue Zukunftsprognosen für die Bevölkerungsentwicklung könne man ohnehin nicht treffen.

Laut einer Studie des Pew Research Institus werde 2050 der Anteil der Muslime in Europa zwischen 8,4 und 10,2 Prozent ausmachen. Eine Zahl, die nur wenig Aussagekraft besitzt, da hier auch die noch nahezu moslemfreien osteuropäischen Länder mitinbegriffen sind und bei der muslimischen Bevölkerung von einer erhöhten Konzentration in Ländern wie Frankreich, Deutschland und England auszugehen ist.

Doch auch für Deutschland trifft das durchaus renommierte Pew Research Institut eine Prognose: Der Moslem-Anteil soll sich von 5,8 Prozent im Jahr 2010 auf 10 Prozent im Jahr 2050 knapp verdoppeln. Strittig ist aber bereits, wie viele Muslime denn aktuell in Deutschland leben. Laut Pew Research waren es nämlich 2010 schon 4,7 Millionen, während das von Stern ebenfalls zitierte Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Ende 2015 und mithin nach einer großen Einwanderungswelle erst 4,4 bis 4,7 Millionen Muslime in Deutschland gefunden haben will.

Wohlgemerkt: Es handelt sich dabei um das Bundesamt, dass Anfang 2015 noch von gerade einmal 300.000 Asylanträgen für das Jahr ausging. Die Deutsche Islamkonferenz nahm 2012 bereits einen Anteil von 7 Prozent an, was 5,6 Millionen Moslems in Deutschland entspräche.

Zahl der Muslime in Deutschland schon heute praktisch unbekannt

Angesichts des heillosen Chaos im Rahmen der Asylkrise und der völlig unkontrollierten Masseneinwanderung nach Deutschland ist nicht davon auszugehen, dass irgendjemand – selbst staatliche Quellen nicht – halbwegs zuverlässig wissen können, wie viele Muslime tatsächlich in Deutschland leben. Bei derart schwankenden Angaben ist es auch kaum möglich, seriös zu rechnen. Nimmt man nur die offiziellen Zahlen des BAMF gab es 2009 zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Moslems in Deutschland, 2015 4,4 bis 4,7 Millionen. Im Mittel soll daher von 4 Millionen Moslems 2010 und 4,6 Millionen Moslems im Jahr 2015 ausgegangen werden.

Das Asylrekordjahr 2016 mit über 700.000 Asylanträgen von Menschen vornehmlich aus islamischen Ländern, der bis 2017 ausgesetzte Familiennachzug für Asylbewerber (nach aktuellen, sehr fragwürdigen BAMF-Schätzungen „nur“ etwa 250.000 weitere Familienangehörige) und die auch in den nächsten Jahren als hoch zu prognostizierende Einwanderung insbesondere über das Asylrecht (der österreichische Geheimdienst geht allein bis 2020 von mehreren Millionen nach Europa ausreisewilligen Afrikanern aus) sind hierbei noch nicht miteingerechnet. Vielmehr handelt es sich bei vier Jahren der berücksichtigten Zeitspanne von 2010 bis 2015 um Jahre, in denen die Migration aus islamischen Ländern verhältnismäßig gering gewesen ist. Ebenfalls nicht berücksichtigt ist die Geburtenrate der bereits hier lebenden Muslime, die schon auf Grund der hohen Neuzuwanderung erheblich über 2,0 Kindern pro Frau liegen dürfte.

Rechnet man nun also mit dem ausschließlich nach offiziellen Zahlen und unter höchster Zurückhaltung ermittelten muslimischen Bevölkerungsanstieg von 2010 auf 2015 bis auf das Jahr 2050 hoch, so dürften dann 8,8 Millionen Moslems in Deutschland leben. Laut statistischem Bundesamt soll 2050 die Gesamtbevölkerung noch 76,8 Millionen Menschen betragen. Dies ergäbe einen prozentualen muslimischen Bevölkerungsanteil von 11,5 Prozent.

Jenny Sterns Faktencheck ist unhaltbar

Dieses überaus unrealistische Minimalszenario liegt schon immerhin 15 Prozent über dem von Frau Stern ermittelten Bevölkerungsanteil, sodass es sich bei ihrem „Faktencheck“ nun wirklich leider nur um Propaganda handelt. Rechnet man etwa nur mit den Jahren 2015 und 2016, in denen die Asylbewerberwelle stattfand, käme man bei ebenfalls eher vorsichtig geschätzten 700.000 Moslems in zwei Jahren für das Jahr 2050 auf insgesamt 15,9 Millionen Muslime in Deutschland – ohne demographischen Faktor. Das wären dann allein durch Zuwanderung 20,7 Prozent Muslime in der Gesamtbevölkerung.

Mit demographischem Faktor könnte der Wert leicht 30 Prozent oder mehr, womöglich auch die 50 Prozent erreichen. Ob das passieren wird, ist Kaffeesatzleserei. Ausgeschlossen oder völlig undenkbar ist es jedenfalls nicht.

Halbwegs realistisch geschätzt – und sehr viel mehr ist derzeit bei schon fehlender realistischer Angabe der aktuell in Deutschland lebenden Muslime kaum möglich – dürfte der Moslem-Anteil ohne tiefgreifenden Wandel in Deutschland im Jahr 2050 etwas oberhalb von 15 Prozent liegen. Damit wäre Deutschland auf den ersten Blick kein islamisches Land.

Bei Männern unter 30 schon vor 2030 in der Mehrheit

Warum ändert sich auf den zweiten Blick daran doch etwas? Weil Muslime schon heute als extrem aufdringliche und laute Minderheit wahrgenommen werden, die das öffentliche Leben in manchen Städten oder zumindest Stadtteilen entscheidend prägen. Laut einer Studie des britischen Meinungsforschungsinstituts Ipso Mori schätzen die Deutschen den Moslemanteil schon heute im Durchschnitt auf 21 Prozent und damit deutlich höher als in der Realität ein. Wie hoch würden sie wohl den Moslemanteil schätzen, wenn er nicht „nur“ rund 6 Prozent, sondern tatsächlich 20 Prozent betragen würde?

Ein weiterer ganz entscheidender Faktor ist das Alter der zuwandernden Moslems. 2016 waren laut BAMF über 70 Prozent der hauptsächlich muslimischen und männlichen Asylbewerber unter 30 Jahre alt. 2014 – vor der Asylschwemme – gab es 6,3 Millionen Deutsche ohne Migrationshintergrund in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen. Auf diese kamen 2,2 Millionen Migranten, was einen prozentualen Anteil von rund 25 Prozent ergibt. Rechnet man hier die hunderttausenden jungen Männer hinzu, die nun zu uns gekommen sind, dann werden um das Jahr 2020 in der genannten Altersgruppe junge deutsche Männer ethnische Minderheit im eigenen Land sein. Vorsichtig geschätzt dürfte bis 2030 bereits die Mehrheit der jungen Männern in diesem Land muslimischen Glaubens sein.

Überfremdung noch viel stärker als Islamisierung

Salopp gesagt wird es 2050 also eine zweistellige Millionenzahl nicht-muslimische Zuwanderer in Deutschland geben, einen Haufen vergreister Deutscher und eine große, zweistellige Millionen-Minderheit von deutlich jüngeren Muslimen, die insbesondere bei der jungen, kampffähigen männlichen Bevölkerung die Mehrheit stellen werden. Berücksichtigt man das, so wird 2050 der Islam in Deutschland auch bei vorsichtiger Schätzung sehr wohl eine überaus bedeutende Stellung einnehmen.

Abseits des Themas Islamisierung ist auch noch das Thema Überfremdung im Allgemeinen anzusprechen. Denn schon 2012 hatten in Frankfurt bereits 59 Prozent der Kita-Kinder einen Migrationshintergrund, in Stuttgart waren es 49,3 Prozent und in allen ähnlich großen Städten in der alten Bundesrepublik lag der Anteil zwischen 36 und 49 Prozent.

Vier Jahre später waren es in Frankfurt übrigens schon fast 70 Prozent. Wenn ein deutsches Kind in Frankfurt in einen Kindergarten kommt, gehört es dort schon heute einer mittelgroßen ethnischen Minderheit an und schon weit vor 2050 wird das demnach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für die Gesamtbevölkerung gelten. Bereits jetzt haben laut Statistischem Bundesamt 20 Prozent der Bewohner Deutschlands einen Migrationshintergrund.

Pessimismus ist fehl am Platz: Deutschland kann noch gerettet werden

Egal ob Islamisierung oder Überfremdung: Wer Rechten Panikmache vorwirft, verkennt selbst Tatsachen und harte Fakten. Es ist eine Mischung aus Nicht-Wahrhaben-Wollen, Verdrängen, Ignorieren und schlichtweg politisch motivierter Lüge, die Journalisten, Politiker und vor allem große Teile der Bevölkerung an den Tag legen.

Sie jeden Tag wieder mit den Realitäten zu konfrontieren ist die Aufgabe jedes Patrioten. Die nächsten Jahre werden wie ein Durchlauferhitzer wirken und entgegen pessimistischer Einschätzungen zeigen die Zahlen auch, dass das Schicksal Deutschlands eben noch nicht besiegelt ist. Hand in Hand mit nicht-muslimischen Einwanderern kann das Ruder in den nächsten 30 Jahren noch herumgerissen werden.

Bild: Jörg Meuthen, Metropolico.org, flickr, CC BY-SA 2.0

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