Anstoß

Aus dem Tal der Ahnungslosen (III): Nationalismus

Diesmal muß es direkt mit einem Dávila-Aphorismus losgehen: „Das Aufkommen des Nationalismus deutet in jeder Nation darauf hin, daß ihre Originalität am Erlöschen ist.“

Mir ist dieser Satz besonders wichtig, weil er ein Grundproblem der patriotischen Opposition berührt. Eine Mehrheit der Patrioten meint, das Vaterland könne nur gerettet werden, wenn wir gemeinsam, besonders laut und immer, immer wieder unsere Überzeugungen kundtun. Wohl aus diesem Grund demonstrieren am Pfingstmontag PEGIDA und der rechte AfD-Flügel getrennt und doch vereint auf dem Dresdner Altmarkt.

Die patriotische Opposition braucht Arbeitsteilung

Für PEGIDA ist das natürlich eine Aufwertung. Bachmann und Däbritz dürfen sich deshalb zu Recht freuen. Aber welchen strategischen Sinn ergibt der gemeinsame Protest für die AfD? Gibt es in Deutschland eine nennenswerte Zahl von Wählern, die ihr Kreuzchen nur dann bei der Alternative setzen, wenn sie Seit‘ an Seit‘ mit PEGIDA schreitet? Wohl kaum. Und es geht hier ja auch nicht um die Zusammenlegung zweier Demonstrationszüge mit jeweils 50.000 Mann. Vielmehr handelt es sich um ein weitestgehend identisches Personenpotential.

Was diejenigen Rechten, die immer fordern, man müsse alles gemeinsam machen, überhaupt nicht verstanden haben, ist das Prinzip der Arbeitsteilung. Originalität entsteht durch Pluralismus, verschiedene Organisationen, die unterschiedliche Akzente setzen, durch Differenzen und Eigeninitiative. Ob 2.000, 4.000 oder 8.000 Demonstranten „Merkel muß weg“ rufen, spielt – objektiv betrachtet – eine untergeordnete Rolle. Wer stark und originell ist, setzt sich so oder so durch. Koalieren dagegen zwei Schwache, kommt am Ende durch den Zusammenschluß definitiv nichts Gutes dabei heraus. Schaut euch doch nur einmal die große Koalition an!

Konservative Refugien

Statt nur die Masseneinwanderung und Europäische Union zu kritisieren, muß sich die AfD zu einer ganzheitlichen Volkspartei mit einem breiten Programm entwickeln. Das ist ihre Aufgabe. Darauf muß sie sich fokussieren. Dennoch ist natürlich Gelassenheit angesagt, wenn der eine oder andere meint, bei PEGIDA mitlaufen zu wollen. Sollen sie mal ruhig machen …

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Am letzten Wochenende fand das erste „BN-Altherrentreffen“ statt, wobei die alten Herren in der Unterzahl waren, weil sie so viele Kinder mitgebracht hatten. Unsere erste Generation, die 2004 diese Zeitschrift gründete und danach aufbaute, ist immer noch freundschaftlich verbunden. Doch nicht nur das: Jeder hat seinen Weg gemacht. Unsere „alten“ Redakteure und Autoren sind inzwischen als Lehrer, Rechtsanwälte und Journalisten tätig. Für keinen war „Endstation rechts“. Ich betone das, damit ihr die Angst verliert, eure Meinung offen zu sagen und euch zu engagieren.

Einer der Gründe, warum wir die Blaue Narzisse gründeten, war übrigens, daß wir im patriotischen Spektrum die Kultur vermißten. Auch wenn eine Dauerempörung über die politischen Zustände und Fachkräfte in diesem Land nachvollziehbar ist, so hilft sie uns dennoch nicht weiter. Wir müssen uns Refugien erhalten, wo nur die Beschäftigung mit den Dingen erlaubt ist, die immer gültig sind.

Jeder, der denkt, ist heute schon fast ein Nazi

Der Schauspieler Christian Berkel hat in seiner grandiosen Laudatio zur Börne-Preisverleihung an Rüdiger Safranski darauf hingewiesen, daß es ungerechtfertigt sei, die letzten noch kritisch denkenden Philosophen als „Nazis“ zu beschimpfen oder in die Nähe der AfD zu rücken. Dazu eine Anekdote: Im achten Semester meines Studiums sorgte die Antifa in Halle für mein „Nazi-Outing“ an der Uni. An einem Tag, an dem ich ein Referat halten mußte, war das ganze Institut für Medienwissenschaften mit Flugblättern übersät.

Ein linker Professor, der mich bereits aus vielen Veranstaltungen kannte und mir im Gegensatz zu vielen anderen meine konservative Gesinnung abnahm, fragte wenig später dennoch irritiert nach, wie es denn sein könne, daß ein „kluger Kopf“ so denkt. Er könne das überhaupt nicht verstehen. Ich stellte daraufhin die Gegenfrage: „Wie kann denn ein so kluger Mensch wie Sie links sein?“ Bestimmte Fakten muß man einfach zur Kenntnis nehmen und darf sie nicht ausblenden, um es sich mit seinen Utopien gemütlich zu machen. Ich erhielt damals keine befriedigende Antwort und suche sie bis heute.

Einer wie Safranski ist für mich natürlich „rechts“. Er steht auf der richtigen Seite und denkt richtig, was jeder erkennt, der sich auch nur seine Buchtitel anschaut. Nur ist er eben kein Nationalist, der sich den ganzen Tag im politischen Kampf befindet.

(Bild: De Havilland, flickr, CC BY-NC 2.0)

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