Anstoß

Die Kluft zwischen Umfragen und Wahlverhalten

Ein Rätsel, worüber ich schon lange nachdenke, ist die Unstimmigkeit zwischen Antworten auf Umfragen, und wie die Befragten in Wahlen abstimmen.

Von vornherein auszuschließen, sei die Berücksichtigung von offensichtlich befangenen Meinungsforschern, die besondere Antworten herauslocken, um sie als Werbemittel zu benutzen. Wenn die Grünen oder in den USA die Demokraten Umfragen mit wahlpolitischen Zwecken beauftragen oder wenn Trumps Fake News Ziffern anführen, um einen verhassten Staatsträger ins ärgste Licht zu zerren, dann sei man berechtigt, den Befund anzuzweifeln.

Umfrage-Resultat: Einwanderung stoppen!

Wenn dagegen verlässliche Sondierungsagenturen wie IPSOS in Frankreich und Real Clear Politics in den USA ihre Ergebnisse in Umlauf bringen, dann erwecken die Daten größeres Vertrauen. Aus diesen fundierten Daten erschließt sich, daß die überwiegende Mehrheit in Frankreich und den USA die in Gang gesetzte Einwanderung aus der Dritten Welt entweder bedeutend verringern oder gänzlich beenden will.

In Frankreich verlangen 67 Prozent der Befragten in einer von IPSOS 2018 geführten Umfrage die Abschaffung aller auf Immigranten aus Nord- und Mittelafrika übertragenen Unterstützungszahlungen. Die Kosten der Sozialhilfe in Frankreich, die unverhältnismäßig auf die Migrantenfamilien entfallen, betragen mehr als 750 Milliarden pro Jahr. Die Befragten beklagen nachdrücklich, daß die Zugezogenen aus Afrika nicht assimilationsfähig seien. Überdies reizt es fast eine Mehrheit, diese Neusiedler nach Afrika “heimzuschicken”.

Amerikaner wünschen sich besseren Grenzschutz zu Mexiko

Nicht überraschend trifft man ähnliche Daten an, wenn man bei den Deutschen entsprechende Haltungen sondiert. Selbst in Merkels Partei brach mehrmals die Verdrossenheit über ihre Migrationspolitik  aus. In den USA bemerkt man ebenfalls eine dauernde mehrheitliche Opposition gegen jede Zunahme der Einwanderung. Eine überwältigende Mehrheit insistiert darauf, daß die jetzt stets übertretene Grenze zu Mexiko tüchtiger bewacht werden müsse.

Sonderbarerweise haben diese Stimmungen aber mit Urnengängen recht wenig zu tun. In Frankreich dümpelt die Unterstützung für die migrationskritischen Parteien bei 31 bis 33 Prozent herum und im Lauf des letzten Jahrzehnts ist dort die Zugkraft der Rechten kaum gestiegen. In Deutschland zieht die AfD ungefähr zwölf Prozent der Wähler bundesweit an, wenngleich sie als die einzige Partei Masseneinwanderung kritisiert und in dieser Hinsicht ein mehrheitliches Anliegen in Deutschland in den Vordergrund stellt.

Noch merkwürdiger hinkt Trump allen seinen Demokratischen Rivalen beim Präsidentenrennen hinterher, obwohl seine Kontrahenten die bestehenden Schutzmittel gegen den Andrang von Illegalen aus Mexiko entweder schwächen oder abstellen wollen. Wenn die Wahl jetzt stattfände, dann würde der ehemalige Bundesabgeordnete aus Texas, Beto O’Rourke, Trump um sechs Punkte schlagen. Trump würde nach dem neuesten Kenntnisstand den anderen linksgestellten Demokratischen Kandidaten um sechs bis dreizehn Punkte unterliegen.

Warum können Linke Unsinn propagieren?

Angenommen, daß das weitverbreitete Missfallen über Einwanderung schwer wiegt, wie erklärt man Betos Beliebtheit bei der amerikanischen Wählerschaft? Er macht keinen Hehl daraus, die Grenzsperren zu Mexiko abreißen zu wollen. Egal, wie bestürzend seine Immigrationspolitik ist, steht sie Beto beileibe nicht im Weg. Außerdem macht es den meisten von Real Clear Politics Befragten gar nichts aus, daß Demokratische Kandidaten andere weithin unliebsame Positionen beziehen, zum Beispiel das Zugeständnis von Entschädigungsgeld an amerikanische Schwarze wegen der großgemachten Versklavung ihrer Vorfahren und die Legalisierung von “third-term” Abtreibungen.

Nach anderen Umfragen wird Trump vorgeworfen, von den Leiden der Asylbewerber allzu unberührt zu sein. Erwerbstätige Frauen und jüngere Wähler, die diesen Präsidenten rüffeln, sind entschlossen, ihn abzuwählen. Auch bei diesen Zielgruppen gibt es wahrscheinlich Immigrationsskeptiker , die dem Druck ihrer Genossen, Erzieher und Vorgesetzten jedoch weichen.

Medien und Erziehung sind stärker als Meinungen

Was gefragt werden muss, ist wer über die wirkmächtigsten Werbemittel verfügt. Wenn unsere Wähler von linken Medien und einem radikallinken Erziehungswesen geprägt werden, dann ist kaum erstaunlich, daß sie die Welt durch eine verquaste Optik betrachten. Auch wenn der Durchschnittsamerikaner oder sein westeuropäisches Gegenstück Umständen begegnen, die mit dem Beigebrachten nicht im geringsten übereinstimmen, dann werden es viele dennoch nicht fertigbringen, ihre Orientierung gründlich zu überdenken.

Die Sache erschwerend, wird der Unangepasste von Mitarbeitern und Kommilitonen gemieden und als Störer angeprangert. Manchmal wagt man es nicht, bei politischen Entscheidungen um eine Haaresbreite abzuweichen, wenn soziale Repressionen drohen. Aus dieser Zwangslage ergibt sich die Zwiespältigkeit, von deren Wahrnehmung dieser Kommentar ausgeht. Nur auf einem Fragebogen oder bei einem anonymen Telefonat sind die Befragten dann und wann bereitwillig, ihre ungefilterte Meinung auszusprechen.

(Bild: EU-Parlament, Pixabay)

2 Kommentare zu “Die Kluft zwischen Umfragen und Wahlverhalten

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