Nicht brüllendes Gelächter sondern selbstzufriedenes Schmunzeln bewirkt der „konservative“ Komödiant Greg Gutfeld.
Wie Tomi Lahren bei den republikanisch zugeneigten Unterdreißigern Anklang findet, spricht Gutfeld ältere Republikaner wirkmächtig an. Aus seinen Monologen und Aussprachen mit Gästen und Kollegen auf dem republikanischen Fox-News-Kanal erschließen sich sowohl seine parteitreue republikanische Einstellung wie seine manchmal erkünstelte Abneigung gegen die Demokraten.
Einer katholischen Familie aus dem Umland von San Francisco entstammend und Absolvent der stockradikalen University California, Berkeley, scheint Gutfeld ein sonderbarer Liebling der republikanischen Parteibasis zu sein. Der 53-jährige, „konservative“ Prominente bekennt sich unumwunden zu einer ausgesprochenen religiösen Skepsis, aber schwankt hin und her zwischen Atheismus und Agnostizismus, ohne sich für das eine oder andere zu entscheiden.
Funny Man für die alten Konservativen
Bei alledem deckt er einen dringenden Bedarf, woraus seine rasante Popularität zu erklären ist. Nachgerade alle Witzbolde, die mit ihren Gags brillieren, entspringen einem linken Milieu und finden bei zeitmodischen Yuppies Nachhall. Die ergrauende Fox-News-Zuhörerschaft, die durchschnittlich Spätsechziger und älter sind, verlangt nach ihrem eigenen „Funny Man“, und Greg besetzt die ihm zugeschnittene Rolle vorzüglich.
Wie seine andersgesinnten Zunftbrüder lächelt er höhnisch, wenn er über die Gegenpartei witzelt. Er erspart sich die Mühe, sich mit linken Gegenspielern auf Livedebatten einzulassen. Politische Komödianten punkten, wenn sie etwas Sprudelndes oder Beißendes auf einen stets abwesenden Gegenstand richten. Hauptsache ist die eigene Zielgruppe zu unterhalten und noch besser, der Gegenseite gegenüber die eigene moralische Überlegenheit zu bestätigen.
Kleine Gesten reichen für die eigenen Fans
Konkurrierenden republikanischen „Political Humorists“ hat Greg viel voraus. Er weiß, daß seine Arbeit darin besteht, weniger zu erbauen oder aufzuklären, als seine Zuhörer bei guter Laune zu halten und ihnen Zuversicht zuzusprechen. Natürlich muss man wohldisponiert sein, um seinen „politischen Humor“ zu genießen. Sonst zünden seine auf eine abgesteckte Zielgruppe gezielten Scherze nicht. Aber in den USA gibt es Abermillionen Zuschauer, die Greg für einen geilen Typ halten und die Fox News einschalten, wenn er in Erscheinung tritt. Innerhalb von zehn Jahren stieg er auf Fox News von einem unbedeutenden Spätnachttalkshow-Gastgeber zu einer Hauptsendezeit-Sternfigur auf. Sobald er die Lippen verzieht oder die Stirn runzelt, sind schon seine Fans aufbruchsgestimmt.
Nicht zuletzt sei zu bemerken, dass Greg den gegenwärtigen Stand des amerikanischen Konservatismus als Medienphänomen veranschaulicht. Einen ständigen Bezug zu den vorwiegend neokonservativen Gönnern, vorab dem Pressebaron Rupert Murdoch, der Republikanischen Partei und schon eingespielte Angriffe auf die schlechtgemachten Demokraten zeichnet dieses Werbeunterfangen aus. Wegen der bekannten Haltung der Gönnerschaft hebt man eher Militärpolitik als Sozialfragen hervor. Illegale Einwanderung wird zu einem Fernsehreizthema aufgeplustert, weil sie vorerst einen Zankapfel zwischen den zwei Nationalparteien bildet. Selten aber setzt man sich mit der brenzligen Angelegenheit auseinander, wie die größtenteils in der Dritten Welt startende Migrationsbewegung eingedämmt werden könnte.
„Establishment Conservatives“
Fox News genauso wie alle sonstigen republikanischen Werbemittel haben dagegen die Kampagne gegen die Homo-Ehe ohne Bedauern fallenlassen. Zum Einverständnis gelangt man, dass sie nicht gut bei den „konservativen“ Wählern zieht. Genau aufs Stichwort beeilen sich die Medienkonservativen nun, diese Neuerung zu einer familienbewahrenden Reform umzudeuten. Als Leitmotiv gilt außerdem der Zusammenschluss von Amerika und Israel als führende Vorbildsdemokratien, eine Vorstellung, die christliche Evangeliken und zionistische Mäzene vereint. Beim Hochspielen parteilicher Streitpunkte ist Greg unübertrefflich, und einen geraden Kurs steuernd, berührt er kein Thema, das seine Fans zerspalten könnte.
Wie andere „Establishment Conservatives”, denen die Medien zur Verfügung stehen, kennt Greg seine Pappenheimer, wenn es darauf ankommt, Parteiklischees als neugeprägte Einsichten vorzubringen. Denjenigen, die in ihm einen Tiefdenker antreffen wollen, sei deshalb geraten, ihre Suche anderswo fortzusetzen.
(Bild: Purple Slog, flickr, CC BY 2.0)
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