Reiche erschießen oder nur ins Arbeitslager stecken. Darüber streitet aktuell die Linkspartei, mit der die CDU ins Bett hüpfen möchte. Derweil lösten am Wochenende die „Hurensohn“-Beleidigungen aus dem Bayern-Block in Richtung Dietmar Hopp einen Eklat in der Fußball-Bundesliga aus. Die Spieler der Bayern und der TSG 1899 Hoffenheim traten aus Protest in den Streik und schoben sich nur noch lustlos die Kugel zu.
Seitdem ist die Empörung groß über den „Haß“ auf SAP-Gründer und Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp. Freiburg-Trainer Christian Streich schaffte es dabei sogar, der AfD indirekt die Schuld zu geben. Hopp selbst fühlte sich ebenfalls an „dunkle Zeiten“ erinnert. Es ist deshalb durchaus angebracht, einmal nach der Wurzel bzw. zumindest den Brandbeschleunigern des Reichenhasses zu suchen.
Der noch relativ junge Philosophie-Professor Christian Neuhäuser zählt zu den profiliertesten und einflußreichsten Reichtumsforschern in Deutschland. Seine Bücher erscheinen bei Suhrkamp und finden bei den großen Leitmedien Eingang in die Berichterstattung. In Wie reich darf man sein? (2019) betont er: „Mir erscheint es angemessen, Vermögen dann als ‚Reichtum‘ zu bezeichnen, sollte sich jemand mehr als drei durchschnittliche Jahresgehälter zur Seite gelegt haben.“
Netto verdienen die Deutschen im Schnitt 1.890 Euro pro Monat. Brutto sind es im Schnitt 2.860 Euro. Gemessen am Brutto-Verdienst ist also laut Neuhäuser jeder reich, der mehr als 100.000 Euro zur Seite gelegt hat. Das ist nicht viel: Es reicht weder für ein Häuschen noch ist es eine auskömmliche Altersvorsorge.
Wer 100.000 Euro hat und davon 20 Jahre leben will, z.B. vom 67. bis zum 87. Lebensjahr, der hat pro Monat etwas mehr als 400 Euro zur Verfügung. Damit ist man nicht reich, sondern im Gegenteil: Man ist arm.
Doch lesen wir zunächst weiter bei Neuhäuser: „Reichtum kann dann gerechtfertigt sein, wenn er tatsächlich auf eigener Leistung beruht.“ Das klingt erst einmal akzeptabel, doch Neuhäuser schränkt danach drastisch ein. Denn: „Reichtum ist meiner Ansicht nach auf jeden Fall immer dann ungerecht, wenn er zu dominierender Macht führt, wenn er zur Erosion der Demokratie beiträgt und wenn er die soziale Würde der Mitmenschen bedroht.“ Realistisch betrachtet ist das immer der Fall: Wer mit 100.000 Euro in den Wahlkampf zieht, hat größere Chancen als jemand, der keine Rücklagen zur Verfügung hat.
Ein paar Seiten weiter setzt Neuhäuser noch einen obendrauf. Auf einmal haben nun die Reichen „ihren Reichtum in dieser Form nicht verdient. Denn er geht nie nur auf Leistung, sondern immer auch auf unverdiente Talente und auf bloßes Glück zurück“. Da haben wir es: Wenn die Menschen sozio-ökonomisch nicht komplett gleich sind, wo Neuhäuser hinwill, liegt es an „unverdienten Talenten“, die irgendwie ausgemerzt werden müssen.
Dem Philosophie-Professor schwebt schließlich eine Gesellschaft vor, in der sich „tatsächlich alle Menschen auf der Welt alles leisten“ können, was man „für ein bequemes Leben benötigt“. Auf dem Weg dahin schlägt er eine „100 Prozent“-Steuer für nach seiner Definition Reiche vor. Menschen wie Dietmar Hopp soll also alles, was sie über 100.000 Euro besitzen, weggenommen werden.
Und nun noch einmal die Frage: Wo kommt der Haß auf die Reichen her?
(Bild: Zwangsarbeiter in Rußland)
Recherche D, Heft 9, wird sich mit den Finanzmärkten und auch dem Thema Reichtum ausführlich befassen.
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