Gesichtet

Hoch die Geduld, nieder mit dem Zeitalter!

Wer Beobachtungsgabe hat und auch ein wenig geduldig ist, der findet leicht von selbst  heraus, was die Menschen zunehmend wahnsinnig macht. Für die Ungeduldigen und Beobachtungsunlustigen, hier eine Zusammenstellung.

Wahnsinnigmacher Nummer Eins: die  „Technologie“

Niemand stellt infrage, dass gewisse Substanzen die Menschen irrsinnig machen, ja, sie sogar organisch schädigen, und deshalb nicht an Kinder und Jugendliche weiter gereicht werden dürfen. Warum nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit von den Risiken der Technolgie ausgehen?

Es ist Irrsinn, die Gefahr, die von einer Sache ausgeht, anzuerkennen, bloß, weil sie eine Substanz ist, im Gegensatz dazu aber technologisches Spielzeug für Erwachsene so harmlos zu halten, dass man es getrost einem Kleinkind in die Hand drücken kann. Eltern, die einem Kind „ne Pulle Bier“ in die Hand drücken, es am Joint oder „ner Kippe“ ziehen lassen oder ihm eine „Pappe“ unter die Zunge legen, wird das Sorgerecht entzogen.

Tablet, Smartphone – oder wie das betreffende technologische Spielzeug sonst heißen mag – hingegen sind ganz in Ordnung und sollen sogar der Intelligenz förderlich sein! Dass Teenager und sogar Zwanzigjährige nicht der Technologie ausgesetzt sein sollten, das kommt niemanden in den Sinn, der nicht für verrückt oder zurückgeblieben gehalten werden will.

Die ersten von der Technologie gänzlich verdorbenen Jahrgänge (ca. ab 1990) sind nun seit gut einem Jahrzehnt volljährig, stehen im Beruf, z.B. als Wissenschaftler, Pädagogen, Lehrer, haben Kinder, wählen bzw. stellen in eigener Person wählbare Volksvertreter dar, die dann selbst wiederum über Bildung und Erziehung entscheiden. Eine unheimliche Spirale tut sich auf, in der Bildung und Erziehung zunehmend in den Händen geistig-moralisch schadhafter Existenzen liegen.

Amnesie und Blödsinn, dank der Medien?

Längst bekannt als großer Verstandesvernichter ist das Presse-, Nachrichten- und Unterhaltungs(un)wesen, die Medien. Auf den Fuß der medialen Vernichtung des Verstandes folgte historisch die nicht minder mediale Zersetzung der gesellschaftlichen Ordnung, also positiv die Errichtung der „Demokratie“, welche ohne die Medien nicht auskommt.

Die moderne Tyrannei kommt übrigens auch nicht ohne die Medien aus. Am Anfang stand die Tageszeitung, danach kam das Kino, kam das Radio, kam das Fernsehen, kamen Computer und Internet, kamen das Handy und seine Brut, die Menschen so gut und so schnell wie möglich – heutzutage in „Echtzeit“, richtiger Falschzeit – zu unterrichten und zu unterhalten.

Heute können die Menschen besser denn je sich ihre eigene Meinung bilden, Quantität und Qualität von Nachrichten und Unterhaltung konnten noch nie so individuell abgestimmt werden, waren auch noch nie so breiten- und tiefenwirksam. Die Phantasie wird genauso gemästet wie die Zerstreuung, die Anlagen zum Quatsch und zum Irrsinn werden dabei mitgemästet.

Der wachsende und immer schneller strömende Informationsfluss schleppt Unmengen heterogener Materialien in trübster Suspension mit sich. Wie bei der Lethe, dem Unterweltfluss der griechischen Sage, so vergisst auch hier der, der aus diesen Wassern trinkt. Hieß die Gefahr vor hundert Jahren noch Halb- und Dreiviertelwissen, so hat die aus ihr hervorgegangene heutige Krankheit zu heißen: Amnesie und Blödsinn.

Wahnsinnsgefahr für die neuen Generationen

Die Leute sorgen sich ob der Verschmutzung der Luft, die sie atmen, des Wassers, das sie trinken, überhaupt der Nahrungsmittel, die sie zu sich nehmen, haben Angst vor Gehirntumoren, hervorgerufen durch Radiowellen, Elektrosmog und anderweitige Strahlungen. Darüber sind „wir“ bzw. sie ja gut unterrichtet worden. Überhaupt wissen die Leute von heute, namentlich die jungen Generationen, mehr, vor allem mehr und besser Bescheid, als die vorangegangenen.

Die globale multimediale Welt, in und mit der sie sich entwickeln, macht immer klüger, vor allem immer wissender. Die heutigen Generationen scheinen in ihrer multiplen Wissenschaft und All-Ahnung-Habe dazu berufen, Großes zu leisten. Nur weiß keiner so genau, was mit diesem „Großen“ eigentlich gemeint ist. „Größe“ „an sich“, gibt es nicht, es muss immer irgendetwas bestimmtes damit verbunden sein.

Das aber fehlt den neuen Generationen, die Bestimmung, genauso wie die Verbundenheit. Und noch immer hat jedes Fehlen von Bestimmung und Verbundenheit, bei Individuen genauso wie bei Kollektiven und Generationen, im Wahnsinn geendet. Unbestimmtheit und Unverbundenheit sind Zeichen der Unreife, der Anspruch von Größe führt bei Unreife zum Wahnsinn.

Schweineethik und -liebe

Dass Menschentum und Seele der Vernichtung anheim fallen können, beweist „unsere Art zu leben“ (A. Merkel) längst. Etwas Entarteteres, Bodenloseres und Geistloseres kann man sich gar nicht vorstellen. Die Natur hat das Vorbild geliefert, und uns das nicht gerade apettitlich anzuschauende Bild von der Made im Speck geschenkt. Auch Endoparasiten, Spulwürmer, Trichine, Bandwürmer, Leberegel usw. sind speziell auf ihre Lebensweise, die gleich ihre Ernährungsweise ist, angepasste Tierchen, die sich um nichts weiteres mehr zu kümmern brauchen außer leben = fressen aus dem Vollen.

Das Wirtstier nimmt ihnen die Last des Daseins ab. Nichts anderes leistet für die Made die sie umgebende, schützende und nährende Speckschicht. Überhaupt alles, was in einem übersättigten Medium aufwächst, ist wurmhaft, weichlich, bleichlich, durchscheinend, glitschig, dicklich-aufgedunsen, widerwärtig. Das übertrage man doch einmal auf die jetzige Krönung der wirtschaftlich-technologischen Entwicklung, das Kosmopolitentum Anno 2018!

Es sind immer besonders bevorzugte Umstände, Sicherheit, Überfluss, überhaupt der Lebensstandard, unter denen ein Mensch zum Kosmopoliten, eigentlich zum Parasiten, wird. Damit aber wird er grundsätzlich zum Opfer seiner selbst, besser: seine Seele fällt seiner animalischen, seiner schweinischen Leibhafigkeit zum Opfer, ein Schicksal, welches inzwischen Abermillionen ereilt hat.

Und der seiner „dritten Welt“ flüchtige „arme“ Migrant kommt auch nur zu uns reichen Schweinen, weil er sich unter unserem Wohlstand ein sorgenfreies Dasein vorstellt. Einige von uns Schweinen sind ja auch derart versaut, dass sie auf die Idee gekommen sind, diese „armen Anderen“ hätten genauso wie sie ein Recht, sich voll- und blöde zu fressen.

Das, und nichts anderes, ist kosmopolitische Ethik: Schweineethik und -liebe, überhaupt die Solidarität unter Mastschweinen, drückte sich nicht anders aus. Das spezifisch Menschliche hierbei ist die Selbstliebe sowie der Irrsinn und dessen Ausdehnung auf die „armen Anderen“.

Wirtschaftlich-technologische Entartung

In einer Zeit, in welcher der Überfluss dünn gesät war, und deshalb auch nicht auf die Masse der „armen Anderen“ ausgedehnt werden konnte, legte der legendäre Syrerkönig Sardanapal folgendes Zeugnis ab: „Im Tode besitze ich, was ich selbst gegessen sowie von der Gefrässigkeit meiner Leidenschaften erhalten habe. Viele andere nicht minder vorzügliche Güter aber fielen der Verlassenheit anheim“ – mit diesem Epitaph spricht Sardanapal Abermillionen aus der „Seele“, Seele in Anführungszeichen, weil man bezüglich dieser Abermillionen die Seelenhaftigkeit ernstlich in Zweifel ziehen muss. Verantwortlich für den sardanapalischen Genusswahn in letzter Instanz, direkt für das technologisch sowie multimedial bewirkte Siechtum des Verstandes sowie die damit verbundene Zersetzung der Gesellschaft, ist die Wirtschaft: ihr sich immer schneller drehender und auch immer weiter ausdehnender Zyklus-Mechanismus bewirkt, dass die Menschen inzwischen selber am Rad drehen, „ausser Rand und Band“, vollkommen durchgedreht sind.

Denn, wie schon oft gehört und gelesen, ist alles Wirtschaft, d.h. in ausnahmslos Allem und Jedem strebt und webt und west ein Mechanismus, und auch Du, verehrter Leser, bist in dieser Hinsicht ein Erzeugnis technologisch-wirtschaftlicher Verhältnisse. Woher sonst, wenn nicht von der Wirtschaft, kämen deine Wertmaßstäbe, deine Argumentationsreihen? Und ist nicht die Technologie die wahre, die „leibliche“ Mutter deines Gedankens? Technologie und Wirtschaft aber soll sich niemand anders vorstellen, als in einer inzestuösen Mutter-Kind-Beziehung. Wie in der Biologie ist auch hier die Entartung längst vorprogrammiert.

Warten auf das Ableben des Feindes

Wie die „Gesellschaft“, wie die „Menschen“, so die „Politiker“! Meistens sind die „Politiker“ sogar noch viel schlimmer als die „Gesellschaft“, die sie hervorgebracht hat, stehen auch menschlich weit unter dem „Volk“, das sie gewählt hat und das sie angeblich vertreten. Viele sind deswegen auch der Meinung, sie hätten „solche Politiker“ nicht verdient. Dabei hätten sie sich einfach nur ein wenig umschauen sollen und auch ein wenig Geduld haben müssen.

Mit ein wenig Geduld hätten sie nämlich zu der Feststellung gelangen können: „Ja, es ist schlimm, es wird aber noch schlimmer werden. Im Schlimmsten sind wir lange noch nicht angekommen. Wer heute noch bei Sinnen ist, braucht schon einen starken Magen, und ein dickes Fell noch dazu.“ Freilich muss man schon bei Sinnen und auch geduldig sein, um zu dieser Feststellung, zu dieser Erkenntnis zu gelangen.

Unter gewissen Umständen, wie z.B. denen, die gerade jetzt herrschen, heißt die Tugend geduldig sein. Wie der alte spanische Volksmund zu berichten wusste: „Nimm Platz auf der Türschwelle, und du wirst sehen, die Leiche deines Feindes wird noch an dir vorübergetragen werden“. Der größte Feind, auf dessen Ableben zu warten sich lohnt, ist unser großes Zeitalter, mit seinen nicht minder großen Errungenschaften. Es selbst ist ungeduldig und kann nicht warten. Das ist auch seine Achillesferse, die ihm noch zum Verhängnis wird.

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