Rezension

Liebe und Tradition (I)

Wie ist es möglich ohne angestaubte Plattitüden gegen ein Übel anzugehen, welches den vitalsten Strang unserer Völker droht zu zerschneiden? Dieser Strang, welcher uns an unser Sein bindet, ist die Liebe.

Und diese Liebe ist in dieser Zeit, in moderner Zeit mannigfaltigem Angriff ausgesetzt. Ob es nun Feminismus und Men Going Their Own Way (kurz MGTOW) sind, welche den Keil zwischen den Geschlechtern in narzisstischer Weise tiefer schlagen, oder Pornografie welche die Seele abstumpft, ob sie nun aus Exhibitionismus um der Aufmerksamkeit willen oder doch wegen finanzieller Mittel produziert, und aus Einsamkeit oder Desensibilisierung konsumiert wird. Ähnlich stumpfen Sex-Apps wie Tinder und die Legionen von Klonen das Gefühl für Liebe und Sex ab.

Schließlich führen die genannten Gründe und eine Horde mehr zu den hohen Scheidungsraten, die wir bestaunen müssen. Der Transvestitenkult, welcher vor Kindern nicht halt macht, in Form von Hormontherapie und Genitalverstümmelung, wird aggressiver denn je die Hälse einer passiven Bevölkerung herunter gestopft – gleich der Mastgans. Und so wie die Leber der Gans solcherlei nicht übersteht, so leidet unsere Seele am Überfluss von psychischen Toxinen. Formen der Liebe, welche Schutz bieten würden, werden unterdrückt, so die Vaterlandsliebe und jene in der Familie.

Begriffe der Liebe

Doch, was ist dieser mannigfaltige Begriff: Liebe? In Kürze eine Auswahl von Definitionen, an denen es nicht mangelt. Materiell-Reduktionistisch haben wir es mit der Liebe lediglich mit einer chemischen Reaktion mit dem Ziele der Reproduktion zu tun – ein Hirngespinst also! In der Psychoanalyse begegnet uns die Libido, ein Trieb, geprägt durch frühe, kindliche Erfahrungen, oft pathologisch, stets genital.

Oder im Falle Carl G. Jungs gar eine gewisse psychologische Mystik, im Tanz von Animus und Anima im Streben nach Einheit. Wie wir später sehen sollen, nähert sich dies dem Kern dieses Artikels. Die Religion gibt uns zwei Extreme, die Bacchanalen und Fruchtbarkeitskulte, und die Askese und den Puritanismus. Und aus demselben mittelalterlichen Milieu tritt uns die Minne entgegen, die Frauenliebe, welche ihr Objekt doch nie erlangen durfte. Und in der Romantik tritt uns die Liebe entfesselt entgegen als Erlebnis, beizeiten auch morbide.

Die Sophia Perennis

Eine weitere Sicht gibt es jedoch auch noch: die Sicht der Tradition. Und dies meint nicht lediglich Tradition als Äquivalent zur konservativen Doktrin. Die perennielle oder traditionalistische Schule begann mit René Guénon im Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts. Ideengeschichtlich hält die Traditionalistische Schule fest an primordialem Gedankengut, der Vorstellung eines non-dualen, transzendenten Gottes wie man ihn auch in der Mystik findet, und vielerlei idealistischer Theorie, von Platon über Plotin zum Advaita-Vedanta aus Indien.

Des Weiteren sieht man ein Bekenntnis zum Stände- und Kastendenken, doch nicht aus ökonomischem Drang heraus, sondern kosmologischem. Die Traditionalisten arbeiteten stets mit der Vorstellung, dass der gesamte Kosmos in direkter Relation zu sich selbst, ruhend in sich selbst, bestehe.

Ein weiterer Kerngedanke, welcher die Philosophie zur „pereniellen“ macht, ist jener, dass sich eine super-rationale, d.h. überrationale Wahrheit, die jenseits von Raum und Zeit steht (man mag hier Gott vermuten), in Raum und Zeit in den etwaigen Traditionen inkarniert, so z.B. im Islam, dem Buddhismus, dem Hinduismus, dem Judentum, dem Christentum, dem Taoismus, und den vielen alten, heidnischen Religionen indoeuropäischer und semitischer Völker. Weitere große Vertreter neben René Guénon waren Ananda Coomaraswami, Titus Burckhardt, Frithjof Schuon und Julius Evola.

Julius Evola: Zwischen Dadaismus und Faschismus?

Giulio Cesare Andrea Evola wurde am 19. Mai 1898 in Rom geboren. Sein Geburtsort wurde ihm auch zum Ideal ob des historischen Kontextes, durch welchen er sich den heidnischen Prinzipien und Texten vergangener Zeiten zuwandte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Dadaist. Danach bändelte er zuweilen mit den Faschisten in Italien und den National-Sozialisten in Deutschland, sowie der Eisernen Garde in Rumänien an, hatte jedoch stets seinen Hader mit den Faschisten und Nationalsozialisten, und beide enttäuschten ihn.

Nach dem Krieg veröffentlichte er weiterhin Schriften zum traditionellen Weltbild und inspirierte so Neurechte. Julius Evolas Werk reicht von Hermetik über Tantra und den Gralsmythos zu Magie, traditionalistischem Geschichtsverständnis und Buddhismus. Er starb am 11. Juni 1974 in Rom.

Zur Erläuterung des Weltbildes Evolas benötigt es ein paar kurze Zeilen. Evolas Vorstellung der Realität muss von-oben-herab gedacht werden, sozusagen, also idealistisch und nicht materiell-reduktionistisch. Idee und Form, welche mit der Potenz der Materie zur Manifestation führen. Jenseits dieser Polarität der non-duale Gott, welcher weder Geist noch Materie ist, da er allumfassend ist und daher unaussprechlich bleibt. In Evolas Philosophie ist die Grundfrage, ob man Hammer oder Nagel ist – oder, ob Aktion oder Passivität das eigene Leben bestimmen.

Hierarchie überhaupt zeichnet sein Werk, so auch die Vorstellung von Kasten, welche mit einem aristokratischen und elitären Weltbild einhergehen. Die Aktion ist mit dem männlichen Prinzip identifiziert, dem der Form; die Passivität mit dem weiblichen, dem der Materie. Die Aktion des Männlichen besteht in der Aktion des Willens, intuitiv in der Umwelt Veränderung zu bewirken, und nicht in krampfhafter, vergebener Aufopferung.

„Wir können uns nicht fragen ob die Frau dem Mann überlegen oder unterlegen ist, genauso wenig wir uns fragen können ob Wasser dem Feuer über- oder unterliegt. Es gibt keinen Zweifel, dass eine Frau, welche perfekt Frau ist, einem Manne, welcher imperfekt Mann ist, im Wert überragt, ebenso wie ein Bauer, welcher dem Boden verbunden ist und seine Arbeit perfekt verrichtet, im Wert einen König welcher sein Handwerk nicht versteht,  übersteigt.“  – Julius Evola, Metaphysik des Sexus

Leser, welche mit dem Tao bekannt sind, mögen hier ihre Brücken schlagen. Das Weibliche in seiner Passivität ist die Potenz einer jeden Möglichkeit, d.h. der Grad, zu welchem die Möglichkeit sich manifestiert. Bloß durch diese Polarität gibt es den Kosmos, so Evola, und so auch die etlichen Traditionen, auf welche er sich beruft. Das männliche Prinzip benennt er als das solare, das weibliche als das lunare – man denke an die Sonne, welche das Licht spendet, und den Mond, welcher es in periodischer Weise reflektiert. Nach diesen Kriterien beurteilt er nicht bloß die Geschlechter, sondern auch ganze Zivilisationen. Die Einzeldinge sieht er als Manifestationen höherer Prinzipien.

Diese Prinzipien legt Julius Evola in seinem Buch Metaphysik des Sexus dar. Die folgende Serie stellt keine vollkommene, erschöpfende Arbeit zu diesem Buche dar. Vielmehr ist das Ziel, die Essenz der Evolaschen Sicht auf Geschlecht und Liebe zu destillieren, und vom aristokratisch-elitären Blickwinkel in eine Sicht zu übersetzen, die von der Breite der patriotisch-konservativen Bewegung der Gegenwart geteilt werden kann und im realen Leben anwendbar ist.

Teil zwei der Serie „Liebe und Tradition“ erscheint in einer Woche.

(Bild: Pixabay)

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