Im Gerhard Hess Verlag sind Aphorismen von Herbert Gruhl erschienen. Gruhl wäre im Oktober 2021 einhundert Jahre alt geworden und zählt zu den markantesten konservativen Umweltschützern, die es in Deutschland je gab.
Parteipolitisch tat er sich jedoch schwer damit, eine Heimat zu finden. Die angeblich konservative CDU stellte sich als zu borniert heraus, um die ökologischen Herausforderungen im Massenzeitalter zu begreifen. Die Grünen waren ihm hingegen zu deutschenfeindlich. Warum die Umwelt bewahren, wenn man das eigene Volk haßt?
Da Politik nur „Karrieren für Großmäuler“ bietet, ist an Gruhl auch weniger hervorzuheben, daß er einige Jahre dem Deutschen Bundestag angehörte. Auf lange Sicht dürfte seine Publizistik wichtiger sein.
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, in den Aphorismen zu stöbern. Sie belegen: Man kann über Naturschutz nachdenken, ohne das Wort „Klima“ in den Mund zu nehmen. Denn:
Erstes Axiom der Ökologie: Jede Population muß sich mit dem Raum, in dem sie wohnt, im Gleichgewicht befinden.
Daher gilt:
Je dichter eine Population umso geringer die Freiheit ihrer Mitglieder. Je höher ihr materieller Verbrauch umso größer ihre Abhängigkeit.
Konservative sollten daher Themen wie Überbevölkerung, Konsumismus und Mäßigung in den Mittelpunkt ihrer ökologischen Agenda stellen. Gruhl erkannte jedoch auch, daß dieses Vorhaben an den Schwierigkeiten der Demokratie scheitern dürfte.
Politiker müssen schwindeln, weil der Anteil der Wähler, die Wahrheiten hören wollen, bei Wahlen nicht ins Gewicht fällt.
Vielmehr möchten sie hören, wie alles besser werden könne und sie dabei noch mehr bekommen. Das ist das Einfallstor für demagogische Utopien. Gruhl fürchtete dabei:
Den Untergang der Welt besorgen die Weltverbesserer.
Und weiter: Die Welt gehe „umso schneller zugrunde, je besser die richtigen Schritte in die falsche Richtung gelingen“. Mehr davon?
Herbert Gruhl: Aphorismen. Menschliches, Ökologie und Politik. Mit einem Vorwort von Konrad Adam. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2021.
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