Seit nunmehr einigen Jahren begleitet eine unrühmliche Tradition die Ausrichtung des Wiener Akademikerballs. Parallel zu der traditionsreichen Veranstaltung begehen autonome Gruppen auf der Straße schwerste Randale. Diese erreichten 2014 trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen einen neuen Höhepunkt. BN-Autor Ernst Hofer war vor Ort in Wien auf dem Akademikerball.
1952 fand der Ball des Wiener Korporationsringes (kurz: WKR-Ball) zum ersten Mal statt. Damals wurde er noch im Wiener Konzerthaus ausgerichtet, später aber dann in die Säle der Wiener Hofburg umverlegt. Der Ausrichter ist ein Verbund von 21 österreichischen Studentenkorporationen, zu denen neben Burschenschaften auch Corps und Landsmannschaften gehören. Neben vielen Korporierten sind auch Zivilisten und ausländische Politiker Besucher des Balls. Doch seit 2011 erregt der Ball bei Vertretern linker Organisationen Anstoß.
Aufgrund des öffentlichen Drucks, der vor allem durch die Presse getragen worden war, wurden dem Ball 2012 die Räume gekündigt. Um eine Weiterführung zu ermöglichen, nahm sich die FPÖ des Balles an und ließ ihn unter ihrer Schirmherrschaft als Akademikerball weiter durchführen. Dabei überließ die FPÖ bei der Gestaltung dem Organisationskomitee des WKR ganz freie Hand und übernahm den Ball nur pro forma.
Grüne richten Rechtsschutzseminare aus
Auch für das Jahr 2014 waren erneut Proteste angekündigt. Unter dem Motto „Unseren Hass den könnt ihr haben“ demonstrierten die Protestler diesen Mal gegen den umstrittenen Ball. Jedem sollte bei diesem Motto klar geworden sein, worum es bei den Demonstrationen geht: weniger darum, friedlich Protest gegen den Ball auszuüben, sondern eher gewältig zu werden. Schon im Vorfeld richtete die Grüne Hochschulgruppe der Universität Wien Rechtsschutzseminare für Demonstranten aus, die sich nur in die Richtung interpretieren lassen, dass man bewusst davon ausging mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.
Doch auch die Polizei war dieses Jahr besser auf die Demonstrationen vorbereitet als in den Jahren zuvor. Sie arbeitete eng mit den Organisatoren des WKR-Balles zusammen, um für die Ballbesucher eine möglichst gefahrlose Teilnahme zu ermöglichen. So richtete sie ab 16:30 Uhr am Freitag eine große Sperrzone rings um die Hofburg ein und verhängte in Teilen der Innenstadt ein Vermummungsverbot. Auch wurde versucht die zum Großteil aus allen Großstädten Deutschlands per Bus anreisenden Autonomen bereits an der Grenze abzufangen, zu durchsuchen und bei Waffenfund nötigenfalls wieder auf den Rückweg zu schicken. 2.000 Beamte, Schützenpanzer (der allerdings nur vorfuhr) und einzelne Wasserwerfer setzte die Polizei zum Schutz des Balles ein.
Straßenschlachten in der Innenstadt
Zwei Demonstrationen waren es, in denen die ca. 6.000 Demonstranten zum Stephansplatz zogen. Schon um 19 Uhr lösten sich beide Demonstrationen auf. Doch erst nach ihnen startete die Gewalt. Lose Zusammenschlüsse von Demonstranten versuchten die Ballbesucher abzufangen und lieferten sich dabei Straßenschlachten mit der Polizei.
Die Ballbesucher, die über den Wiener Stadtring angereist waren, wurden zum Teil vor der Sperrzone im Taxi angegriffen. Dabei schlugen die Demonstranten mit aller Gewalt und voller Hass auf die Taxis ein. Einige stellten sich vor die Taxen auf die Straße, um diese zu stoppen. Doch auch innerhalb der Sperrzone kam es vereinzelt noch zu Gewaltakten gegen Ballbesucher.
Die Polizei griff zwar in einem Großteil der Fälle schnell ein, doch nicht immer kamen Ballbesucher nur mit einem Schock davon. Unbestätigten Gerüchten zufolge wurden zwei schwedische Abgeordnete aus ihrem Taxi gezogen und mit Urin übergossen.
O alte Burschenherrlichkeit
Doch vor allem die Polizei und die Wiener Innenstadt bekamen die volle Wucht der Gewalt zu spüren. Mehrere Male versuchten die Demonstranten die Polizeiabsperrungen und auch eine Polizeiwache zu stürmen. Es entwickelten sich straßenschlachtartige Szenen in der Innenstadt. Dabei wurde von Seiten der Randalierer mit militärischer Präzision vorgegangen, taktisch wurden Schwachstellen in den Polizeiformationen angegriffen.
Erst gegen 22:30 Uhr entspannte sich die Lage merklich und das ganze Ausmaß der Zerstörung wurde sichtbar. Währenddessen verlief der Ball in der Hofburg ganz nach Plan. Um 21 Uhr startete dieser mit dem feierlichen Einzug der Chargierten und der Eröffnungspaare der einzelnen teilnehmenden Korporationen. Die Eröffnungsrede hielt wie seit einigen Jahren HC Strache. In seiner kurzen Ansprache mahnte er die Besucher des Balls standhaft zu bleiben und sich nicht vom „Pöbel“ vertreiben zu lassen. Zum Schluss nannte er die Ballbesucher noch die Anständigen der Gesellschaft. Danach begann der Ball mit einem schönen Eröffnungstanz. Von da wurde bis in die frühen Morgenstunden ausgiebig gefeiert. Um 5 Uhr klang die Veranstaltung mit Absingen von „Oh alte Burschenherrlichkeit aus“.
(Bild: WKR-Ball 2012, HC Strache, BN)
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